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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sollten sich ebenfalls Pferde suchen. Es waren viele Tiere gestorben, doch in der Schlacht irrten genügend reiterlose Hengste mit schreckgeweiteten Augen umher.
    Ein gewaltiges Krachen begleitete den Einsturz des brennenden Palas-Daches. Die lodernden Balken stürzten herab und sandten neue Funkenregen in den rauchverdunkelten Himmel. Ich galoppierte zu dem uralten Weihestein, beugte mich aus dem Sattel und berührte seine Oberseite. Dabei sprach ich ein Gebet an Thor. Ein Speer ragte vorn und hinten aus dem Loch im Stein, und ich steckte Schlangenhauch in seine Scheide und ergriff die Waffe mit dem langen Schaft.
    Ihre Klinge war blutig. Der Speer-Krieger,    ein Däne, lag tot neben dem Stein. Ein Pferd war auf sein Gesicht getreten, und aus der zerquetschten Masse baumelte ein Augapfel über den Rand seines Helmes. Ich packte den Eschenschaft des Speers fester und ritt zum Kampf zurück. Steapa und seine Männer hatten die Dänen vollkommen überrascht. Sie versuchten nun, in die Sicherheit ihrer Festung zu flüchten, aber Steapa war ihnen auf den Fersen. Ich wollte ihn einholen, doch er verschwand im Nu zwischen den Bäumen. Nun machten sich alle Sachsen an die Verfolgung, und der dichte Wald füllte sich mit Pferden und Flüchtlingen. Finan entdeckte mich und ritt auf mich zu. Dabei musste er sich ständig unter den Zweigen hindurchducken. Ein verwundeter Däne zuckte vor uns zurück und fiel dann auf die Knie, doch wir achteten nicht auf ihn.
    «Gütiger Gott», rief mir Finan entgegen, «ich dachte wahrhaftig, unsere letzte Stunde sei gekommen!» «Ich auch!»
    «Woher wusstest du, dass Steapa kommt?», fragte er. Dann galoppierte er unvermittelt los, um einen Dänen zu verfolgen, der verzweifelt sein Pferd antrieb. Ich ritt ihm nach und zielte mit dem Speer auf den Rücken des Feindes. Die Hufe seines Pferdes schleuderten mir Lauberde ins Gesicht. Dann schleuderte ich den Speer, und Finan stieß mit seinem Schwert zu, und der Däne stürzte aus dem Sattel. Wir galoppierten an ihm vorbei. «Ælfwold ist tot!», rief Finan.
    «Ich habe es gesehen! Er hat geglaubt, ich hätte ihn verraten!»
    «Dann hat er offenbar Scheiße statt eines Hirns im Kopf gehabt. Wohin sind die Bastarde verschwunden?»
    Die Dänen ritten auf ihre Festung zu, und unsere Verfolgungsjagd hatte uns etwas östlich davon gebracht. Ich erinnere mich an das helle Sonnenlicht im grünen Blattwerk, erinnere mich, mit dumpfen Hufschlägen an einem Dachsbau vorbeigeritten zu sein, erinnere mich an das Geräusch all dieser Hufe im Wald, an die Erleichterung darüber, am Leben geblieben zu sein, obwohl uns der Tod schon sicher gewesen war, und dann waren wir am Rande des Waldes angekommen.
    Und immer noch herrschte überall Tumult.
    Vor uns lag eine große Wiese, auf der sonst Schafe und Ziegen grasten. Das Land senkte sich sattelförmig ab, um dann steiler zum Tor der alten Festung hoch oben auf ihrer Hügelkuppe anzusteigen. Die Dänen galoppierten auf die Festung zu, um sich in die Sicherheit ihrer Gräben und Befestigungsanlagen zu flüchten, doch Steapas Männer waren schon zwischen ihnen und stachen und hackten von ihren Sätteln aus auf sie ein.
    «Los!», rief mir Finan zu und trieb sein Pferd an.
    Er hatte die Gelegenheit vor mir erkannt. Mein erster Gedanke war, ihn aufzuhalten, doch dann überkam mich erneut mit aller Macht die Unbesonnenheit. Ich schrie eine wilde Herausforderung und galoppierte Finan nach.
    Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Ich konnte nicht sagen, wie lange der Kampf am Rande des Hügels gedauert hatte, aber die Sonne stand nun hoch am Himmel. Ihr Licht brach sich in der Temes und tauchte den hochgelegenen Grassattel in schimmerndes Grün. Der Strom der Reiter reichte vom Wald bis zu der Festung. Mein erschöpftes Pferd keuchte, weiß stand der Schweiß auf seinen Flanken, doch ich trieb es noch härter an, um die Horde von Verfolgern und Verfolgten zu erreichen. Finan hatte vor mir begriffen, dass die Dänen das Tor der Festung zu spät schließen könnten. Er hatte verstanden, dass ihnen der Schrecken so tief in den Knochen saß, dass sie vielleicht sogar ganz vergessen würden, das Tor zu schließen. Solange sich ihre eigenen Männer auf dem Übergang des Grabens und unter dem hölzernen Torbogen aufhielten, würden sie das Tor offen lassen. Und Steapas Leute waren mitten unter den Dänen. Wenn genügend von uns in die Festung gelangten, konnten wir sie erobern.
    Später, viel später, als die Skalden diesen

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