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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und ihn drangsaliert. Kein Wunder, dass er sich vor Euch ängstigt. Und er trägt eine kurze Robe, weil er sich keine lange leisten kann und weil er durch Schlamm und Unrat watet und kurze Roben nicht so schmutzig werden wie lange. Wie würdet Ihr Euch also an seiner Stelle fühlen, wenn Ihr einem Mann begegnet, der eines Tages König von Wessex werden könnte?»
    Edward sagte nichts, aber Pater Coenwulf war erzürnt. «Könnte?», kam es empört von ihm.
    «Gewiss. Könnte», gab ich leichthin zurück. Ich wollte sie reizen, wollte Edward daran erinnern, dass er einen Cousin hatte, Æthelwold, der größere Rechte auf den Thron hatte als er selbst, obwohl Æthelwold wahrhaftig eine jämmerliche Figur von einem Mann war.
    Meine Worte brachten Edward zum Schweigen, doch Pater Coenwulf war aus härterem Holz geschnitzt. «Ich war überrascht, Herr, die Herrin Æthelflæd hier zu entdecken.»
    «Überrascht?», fragte ich. «Weshalb? Sie ist eine unternehmungslustige Dame.»
    «Ihr Platz ist an der Seite ihres Gemahls. Mein Herr der Ætheling wird mir sicherlich beipflichten, nicht wahr, Herr?»
    Ich warf einen Seitenblick auf Edward und sah ihn erröten. «Sie sollte nicht hier sein», zwang er sich zu sagen, und ich hätte beinahe laut aufgelacht. Schlagartig war mir klar, weshalb er mit uns geritten war. Er wollte keineswegs Ostanglien kennenlernen, sondern die Anweisung seines Vaters ausführen. Und diese Anweisung lautete, Æthelflæd zu ihren Pflichten zurückzurufen. «Warum erzählt Ihr mir das?», fragte ich die beiden.
    «Ihr habt Einfluss auf die Herrin», sagte Pater Coenwulf grimmig.
    Wir hatten eine Wasserscheide überquert und ritten nun einen langgestreckten, sanften Abhang hinab. Der Pfad war von beschnittenen Weiden gesäumt. Vor uns blitzte unter einem blassen Himmel Wasser auf. Ich ging nicht auf Coenwulfs Bemerkung ein, sondern sah Edward an. «Euer Vater hat Euch also geschickt, um Eure Schwester zu tadeln?»
    «Es ist meine Schuldigkeit als Christ, sie an ihre Pflichten zu erinnern», antwortete er steif.
    «Wie ich höre, hat er sich von seiner Krankheit erholt», sagte ich.
    «Dafür sei Gott gepriesen», warf Coenwulf ein.
    «Amen», sagte Edward.
    Doch Alfred würde nicht mehr lange leben. Er war nun schon ein alter Mann, hatte die vierzig längst überschritten, und jetzt richtete er seinen Blick auf die Zukunft. Und er tat, was er immer getan hatte: Er gab Verfügungen und Regelungen heraus, und er versuchte, einem vom Feind bedrängten Königreich eine Ordnung aufzuerlegen. Er lebte in der Überzeugung, dass sein elender Gott Wessex bestrafen würde, wenn es nicht gottgefällig geführt wurde. Und deshalb wollte er Æthelflæd zurück zu ihrem Ehemann    zwingen oder aber in ein Kloster. In Alfreds Familie durfte es keine erkennbare Sünde geben. Dieser Gedanke beflügelte mich. «Kennt Ihr Osferth?», fragte ich heiter. Edward stieg das Blut in die Wangen, und Pater Coenwulf funkelte mich an, als wolle er mich davor warnen, weiter über diese Angelegenheit zu sprechen. «Habt Ihr ihn denn nie kennengelernt?», fragte ich Edward mit gespielter Unschuld. Dann rief ich Osferth zu: «Warte auf uns!»
    Pater Coenwulf versuchte Edwards Pferd wegzutreiben, doch ich packte es am Zügel und zwang den Ætheling so, mit mir an die Seite seines Halbbruders zu reiten. An Osferth gewandt, sagte ich: «Erklär mir, wie du die Mercier zum Kämpfen bringen würdest.»
    Osferth runzelte die Stirn. Er fragte sich, was hinter dieser Frage steckte. Er warf einen Blick auf seinen Halbbruder. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war kaum zu übersehen. Beide hatten Alfreds längliches Gesicht, seine hohlen Wangen und die schmalen Lippen. Osferths Züge waren härter, aber er führte auch ein härteres Leben. Sein Vater, der sich seines Bastards schämte, hatte aus Osferth einen Priester machen wollen, doch der hatte sich für ein Dasein als Krieger entschieden und brachte in dieses Handwerk den Scharfsinn seines Vaters ein. «Die Mercier kämpfen so gut wie irgendwer sonst auch», sagte Osferth wachsam. Er wusste, dass ich etwas im Schilde führte, und wollte herausfinden, was es war. Ich deutete, ohne dass es Edward und Coenwulf sehen konnten, mit der hohlen Hand eine weibliche Brust an, und Osferth, der die beinahe vollständige Humorlosigkeit seines Vaters geerbt hatte, musste dennoch ein Lächeln unterdrücken. «Sie brauchen eine Führung», sagte er selbstsicher.
    «Dann sollten wir Gott für den Herrn

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