Das brennende Land
Æthelred danken», sagte Pater Coenwulf und vermied es, Osferth ins Gesicht zu sehen.
«Der Herr Æthelred», sagte ich scharf, «könnte nicht einmal eine lüsterne Hure zu einem Bett führen.»
«Aber die Herrin Æthelflæd wird in Mercien sehr geliebt», sagte Osferth, der seine Rolle nun makellos spielte. «Das haben wir bei Fearnhamme gesehen. Es war die Herrin Æthelflæd, die die Mercier für den Kampf begeistert hat.»
«Ihr werdet die Mercier brauchen», erklärte ich Edward. «Wenn Ihr König werdet», ich betonte das , um seine Unsicherheit zu verstärken, «werden die Mercier die nördliche Grenze Eures Reiches schützen. Und die Mercier lieben Wessex nicht. Sie mögen für Euch kämpfen, doch sie lieben Euch nicht. Einst war Mercien ein stolzes Land, und die Mercier lassen sich von Wessex nicht gerne vorschreiben, was sie zu tun haben. Aber es gibt eine einzige Westsächsin, die sie lieben. Und die wollt Ihr in ein Kloster sperren?»
«Sie ist verheiratet...», fing Pater Coenwulf an.
«Ach, haltet doch den Mund», fuhr ich ihn an. «Euer König hat seine Tochter benutzt, um mich in den Süden zu bringen, und hier bin ich, und ich bleibe, solange Æthelflæd es wünscht. Aber glaubt nicht, dass ich für Euch hier bin oder für Euren Gott oder für Euren König. Und wenn Ihr heimlich irgendetwas im Schilde führt, was Æthelflæd angeht, dann rate ich Euch, mich dabei nicht zu vergessen.»
Edward war zu beschämt, um mir in die Augen zu sehen. Pater Coenwulf war zornig, doch er wagte nichts mehr zu sagen. Osferth grinste mich an. Pater Heahberht hatte dem Gespräch mit entsetzter Miene zugehört, doch nun ergriff er mit zaghafter Stimme das Wort. «Der Palas ist dort, Ihr Herren», sagte er und deutete in die Richtung. Wir ritten einen Weg hinunter, den tiefe Radspuren furchten, und über einige dichtbelaubte Ulmen hinweg sah ich ein schilfgedecktes Dach. Ich trieb mein Pferd an, das sich vor Edwards setzte, und hatte Thorsteins Palas vor mir. Er war auf einer niedrigen Erhebung beim Fluss errichtet worden. Unterhalb davon lag ein Dorf. Am Ufer rauchten Dutzende Feuer. «Wird hier Hering getrocknet?», fragte ich den Priester.
«Sie machen auch Salz, Herr.»
«Gibt es eine Palisade?»
«Ja, Herr.»
Die Palisade war unbemannt, und die Tore standen offen. Thorstein hatte seine Kämpfer mit zu Haesten genommen und zum Schutz seiner Familie und seines Landes nur eine Handvoll ältere Männer zurückgelassen. Diese Männer wussten es besser, als sich auf einen Kampf einzulassen, den sie nur verlieren konnten. Stattdessen hieß uns ein Verwalter mit einer Schale Wasser Willkommen. Thorsteins grauhaarige Frau beobachtete uns von der Tür des Palas aus, doch als ich mich ihr zuwandte, trat sie in die Schatten zurück, und die Tür fiel krachend hinter ihr zu.
Die Palisade umschloss den Palas, drei Scheunen, einen Viehstall und ein paar Gleitbahnen aus Ulmenholz, auf denen die beiden Schiffe hoch über die Gezeitenlinie gezogen worden waren. Es waren Handelsschiffe mit hellen Flecken auf den breiten Rümpfen, wo die Schiffszimmerer neue Eichenplanken einpassten. «Ist Euer Herr ein Schiffbauer?», fragte ich den Verwalter.
«Hier wurden schon immer Schiffe gebaut, Herr», sagte er demütig und meinte damit, dass Thorstein diese Schiffswerft einem Sachsen abgenommen hatte.
Ich drehte mich zu Osferth um. «Sorg dafür, dass die Frauen nicht belästigt werden, und such mir einen Karren und Zugpferde.» An den Verwalter gewandt, sagte ich: «Wir brauchen Ale und etwas zu essen.» «Ja, Herr.»
Neben den Gleitbahnen stand ein langgezogenes Gebäude, und dorthin ging ich. Zankende Sperlinge saßen auf dem Strohdach. In dem Gebäude mussten sich meine Augen zunächst an das dämmrige Licht gewöhnen, das darin herrschte, doch dann fand ich, wonach ich suchte: Masten, Spieren, Segel. Ich befahl meinen Männern, sämtliche Spieren zu dem Karren hinauszutragen, dann ging ich bis zur wandlosen Schmalseite des Schuppens und betrachtete den vorüberziehenden Fluss. Die Ebbe kam und legte lange, steile Schlammufer frei.
«Warum Spieren und Segel?», fragte Edward hinter mir. Er war allein zu mir getreten. «Der Verwalter hat Met gebracht», fügte er unbeholfen hinzu. Er fürchtete sich vor mir und strengte sich sehr an, freundlich zu mir zu sein.
«Erzählt mir, was bei Eurem Versuch, Torneie einzunehmen, geschehen ist.»
«Torneie?» Edward klang verwirrt.
«Ihr habt Harald auf seiner
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