Das brennende Land
Insel angegriffen und seid gescheitert. Ich will wissen, warum.» Ich hatte die Geschichte schon von Offa, dem Hundemann gehört, der alle Neuigkeiten in den Königreichen verbreitete, doch ich hatte noch mit niemandem gesprochen, der dabei gewesen war. Ich wusste nur, dass der Angriff auf Haralds Flüchtlinge in einer Niederlage und mit großen Verlusten geendet hatte.
Er runzelte die Stirn. «Es war ...» Er unterbrach sich kopfschüttelnd, vielleicht dachte er an die Männer, die sich durch den Morast zu Haralds Palisade gekämpft hatten. «Wir sind nicht einmal in die Nähe gekommen», sagte er gramvoll.
«Warum nicht?»
Erneut runzelte er die Stirn. «Sie hatten angespitzte Pfähle ins Flussbett gerammt. Und der Schlamm stand hoch.»
«Glaubt Ihr etwa, Beamfleot wird leichter?», fragte ich und konnte ihm die Antwort vom Gesicht ablesen. «Und wer hat den Angriff auf Torneie angeführt?»
«Æthelred und ich», sagte er.
«Ihr hattet die Führung?», fragte ich ohne Umschweife. «Ihr habt in der ersten Reihe gestanden?»
Er starrte mich an, biss sich auf die Unterlippe, und dann breitete sich Verlegenheit auf seinem Gesicht aus. «Nein.»
«Hat Euer Vater dafür gesorgt, dass Ihr geschützt wurdet?», fragte ich. Er nickte. «Und was ist mit Herrn Æthelred? Hat er den Angriff geführt?»
«Er ist ein tapferer Mann», sagte Edward trotzig.
«Ihr habt mir nicht geantwortet.»
«Er ist mit seinen Männern geritten. Gott sei gedankt, dass er bei der Niederlage entkommen ist.»
«Warum also solltet Ihr König von Wessex werden?», fragte ich ihn roh.
«Ich ...», begann er, dann gingen ihm die Worte aus, und er sah mich einfach nur gequält an. Er war in den Schuppen gekommen, hatte versucht, freundlich zu sein, und ich röstete ihn auf offener Flamme.
«Weil Euer Vater der König ist?» Ich ließ nicht locker. «Früher haben wir einen Mann dazu bestimmt, König zu sein, weil er der Beste war, nicht weil er zufällig zwischen den Beinen einer Königin auf die Welt kam.» Er verzog beleidigt und verunsichert das Gesicht. «Erklärt mir, warum ich nicht Osferth zum König machen soll», sagte ich grob. «Er ist immerhin Alfreds ältester Sohn.»
«Wenn es keine Regeln für die Nachfolge gibt», wandte er zaghaft ein, «dann führt der Tod eines Königs zu Unsicherheit und Aufruhr im Land.»
«Regeln», höhnte ich. «Wie sehr Ihr doch die Regeln liebt. Also kann Osferth nicht König werden, weil seine Mutter eine Dienerin war?»
«So ist es», wagte Edward zu antworten, «das kann er nicht.»
«Zu Eurem Glück will er auch nicht König sein. Zumindest nehme ich das an. Aber Ihr wollt es?» Ich wartete, und schließlich antwortete er mit einem beinahe unmerklichen Nicken. «Ihr habt den Vorteil, zwischen einem Paar königlicher Beine geboren worden zu sein, und dennoch müsst Ihr noch beweisen, dass Ihr die Königswürde auch verdient», fuhr ich fort. Wortlos starrte er mich an. «Ihr wollt König werden, also müsst Ihr zeigen, dass Ihr dessen würdig seid. Ihr werdet die Führung übernehmen. Ihr werdet tun, was Ihr bei Torneie nicht getan habt und was auch mein Cousin nicht getan hat. Ihr setzt Euch an die Spitze des Angriffs. Ihr könnt nicht erwarten, dass Männer für Euch sterben wollen, solange sie nicht sehen, dass auch Ihr bereit seid, für sie zu sterben.»
Er nickte. «Beamfleot?», fragte er, unfähig, seine Furcht vor dem bevorstehenden Angriff zu verbergen.
«Wollt Ihr König sein?», fragte ich. «Dann müsst Ihr diesen Angriff anführen. Und jetzt kommt mit, und ich zeige Euch, wie.»
Ich führte ihn nach draußen bis an die Uferkante des Flusses. Die Ebbe hatte beinahe ihren Tiefstand erreicht und eine schlüpfrige Schräge feucht glänzenden Morasts von wenigstens zwölf Fuß Höhe freigelegt. «Auf welche Art kommen wir eine Uferschräge wie diese hinauf?»
Er schwieg und runzelte die Stirn, als würde er über die Frage nachdenken. Dann stieß ich ihn zu seiner vollkommenen Überraschung grob über die Uferkante. Er schrie laut auf, als er das Gleichgewicht verlor und anschließend auf seinem königlichen Hintern zappelnd bis zum Wasser hinunterrutschte. Erst dort gelang es ihm, schwankend wieder auf die Füße zu kommen. Er war von oben bis unten mit Schlamm beschmiert und überaus empört. Pater Coenwulf dachte wohl, ich versuchte, den Ætheling zu ersäufen, denn er eilte sofort an meine Seite und starrte zu dem Prinzen hinunter. «Zieht Euer Schwert»,
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