Das brennende Land
war, mit der wir aus dem Festungsgraben herauskommen würden. Danach hätten wir noch die Palisade zu überwinden. Diejenigen von uns, die nicht im Graben umkamen, würden mit größter Wahrscheinlichkeit auf dem schmalen Streifen Land unter der Palisade sterben.
Der Verwalter brachte mir etwas Met in einem kleinen Trinkbecher aus Horn. Ich nahm den Becher entgegen. Seltsamerweise begann genau in diesem Moment der Bienenstich, den ich schon lange vergessen hatte, erneut zu jucken. Die Schwellung war vollständig zurückgegangen, doch einen Augenblick lang war das Jucken wieder da, und ich starrte meine Hand an. Ich rührte mich nicht mehr und starrte einfach nur, bis Osferth unruhig wurde. «Was ist, Herr?»
«Hol mir Pater Heahberht her», sagte ich, und als der Priester da war, fragte ich ihn, wer den Met machte.
«Das ist ein seltsamer Mann, Herr», sagte Heahberht.
«Es ist mir gleich, ob er einen Schwanz und Brüste hat, bringt mich einfach zu ihm.»
Die Segel und Spieren wurden auf den Karren geladen und in die alte Festung gebracht. Ich ritt mit einem halben Dutzend Männern unter Heahberhts Führung zu einem kleinen Dorf namens Hocheleia. Es schien ein friedlicher, halbvergessener Ort zu sein. Er bestand lediglich aus einigen wenigen Hütten, um die herum große Weidenbäume standen. Auch eine kleine Kirche gab es, zu erkennen an einem Holzkreuz, das man an die Dachtraufe genagelt hatte. «Warum hat Skade diese Kirche nicht niedergebrannt?», fragte ich Pater Heahberht.
«Thorstein hat die Leute beschützt, Herr.»
«Und Thunresleam hat er nicht beschützt?»
«Das hier sind Thorsteins Leute, Herr. Sie gehören ihm. Sie bearbeiten sein Land.»
«Und wer ist dann der Herr über Thunresleam?» «Wer immer die Festung hält», sagte er trostlos. «Hier entlang, Herr.» Er führte mich an einem Ententeich vorbei in ein Dickicht, in dem sich eine kleine Hütte in den Schatten der Bäume duckte. Ihr Strohdach war so tief gezogen, dass sie mehr nach Heuhaufen als nach einer Behausung aussah. «Der Mann heißt Brun, Herr.»
«Brun?»
«Einfach Brun. Manche sagen, er sei irrsinnig, Herr.»
Brun kroch aus seiner Hütte heraus. Er musste kriechen, anders wäre er nicht unter dem Rand des Dachstrohs hindurchgekommen. Er richtete sich halb auf, sah mein Kettenhemd und die goldenen Armringe und fiel wieder auf die Knie. Mit schmutzverkrusteten Händen scharrte er auf der Erde herum. Er murmelte etwas, das ich nicht verstand. Dann tauchte eine Frau unter dem Stroh heraus auf, kniete sich neben Brun, und beide stießen wimmernde Geräusche aus, wobei sie unaufhörlich mit den Köpfen nickten. Ihr Haar war lang, schmutzig und verfilzt. Pater Heahberht erklärte ihnen, was wir wollten. Brun grunzte etwas und stand unvermittelt auf. Er war winzig, nicht größer als eines der Zwergenwesen, von denen es heißt, sie lebten unter der Erde. Sein Haar war so dicht, dass ich seine Augen nicht sehen konnte. Er zog seine Frau auf die Füße, die nicht größer war als er und ganz bestimmt auch nicht schöner, und dann schnatterten die beiden auf Heahberht ein. Ihre Rede war so verstümmelt, dass ich kaum ein Wort verstand. «Er sagt, wir müssen hinters Haus», sagte Heahberht.
«Ihr versteht die beiden?» «Es reicht aus, Herr.»
Ich ließ meine Begleitung auf dem Weg zurück, band Heahberhts und mein Pferd an eine Hainbuche und folgte dem zwergenhaften Paar durch dicht wucherndes Unkraut zu einer Stelle, an der sich halb verdeckt von hohem Gras befand, was ich suchte: Reihen von Bienenstöcken. Überall summten geschäftige Bienen in der warmen Luft, sie störten sich nicht daran, dass wir uns ihren Stöcken näherten. Brun strich über einen der lehmigen Kegel und sagte etwas. Aus seiner Stimme klang Zuneigung. «Er sagt, die Bienen sprechen mit ihm, Herr», erklärte Heahberht, «und er spricht auch zu ihnen.»
Bienen setzten sich auf Bruns bloße Arme, und er murmelte ihnen etwas zu. «Was erzählen sie ihm?», fragte ich.
«Was in der Welt vor sich geht, Herr. Und er bittet sie um Verzeihung.»
«Für das, was in der Welt vor sich geht?»
«Dafür, dass er, um an den Honig für den Met zu kommen, ihre Bienenstöcke aufbrechen muss, Herr, und die Bienen dann sterben. Er beerdigt sie, sagt er, und er spricht Gebete über ihren Gräbern.»
Brun summte eine zärtliche Melodie für seine Bienen, so, wie es eine Mutter für ihren Säugling tut. «Ich habe bisher nur Bienenkörbe aus Stroh gesehen», sagte
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