Das brennende Land
ich. «Vielleicht müssen Strohkörbe ja nicht aufgebrochen werden? Vielleicht können die Bienen dann am Leben bleiben?»
Brun musste verstanden haben, was ich gesagt hatte, denn er drehte sich ärgerlich um und redete hastig auf Heahberht ein. «Er hält nichts von Bienenkörben, Herr», übersetzte Heahberht. «Er macht seine Stöcke auf die altüberlieferte Art aus geflochtenen Haselzweigen und Kuhmist. Er sagt, so wird der Honig süßer.»
«Erklärt ihm, was ich will», sagte ich, «und erklärt ihm auch, dass ich gut bezahle.»
Und so wurde der Handel abgeschlossen. Als ich zu der alten Hügelfestung zurückritt, dachte ich, nun hätten wir vielleicht den Hauch einer Möglichkeit zum Sieg. Weil die Bienen gesprochen hatten.
In dieser Nacht und auch in den beiden folgenden sandte ich Männer den Hügel hinunter zu der neuen Festung. Die ersten beiden Nächte führte ich sie selbst. Wir warteten mit unserem Aufbruch, bis die Dunkelheit kam. Die Männer trugen die Segel. Wir hatten sie mitten entzweigeschnitten und an den Seiten jeweils die Spieren befestigt. So erhielten wir sechs breite Tauleitern. Wenn wir tatsächlich angreifen wollten, mussten wir in den Wasserlauf steigen, die sechs breiten Tuchbahnen ausrollen und sie auf die jenseitige Uferschräge legen. Dann würden die Männer auf dem Gitter aus Tauen mit den Leitern auf dem Rücken hinaufsteigen, damit sie sie an die Palisade lehnen konnten.
Die ersten drei Nächte täuschten wir einen Angriff immer nur vor. Wir rückten bis dicht an den Graben heran, brüllten Schmähungen und Beleidigungen, und unsere Bogenschützen, von denen wir etwas mehr als hundert hatten, sch ossen ihre Pfeile auf die Dänen. Diese sch ossen ebenfalls Pfeile auf uns und schleuderten Speere, die wirkungslos im Morast stecken blieben. Sie warfen brennende Fackeln an unser Ufer, um die Dunkelheit zu erhellen, und als sie feststellten, dass wir keinen Versuch machten, den Graben zu überqueren, erteilten sie ihren Leuten den Befehl, den Beschuss mit den Speeren einzustellen.
Auf diese Weise fand ich heraus, dass die Palisade gut bemannt war. Haesten hatte eine starke Besatzung in der Festung gelassen. Es waren so viele, dass nicht alle in der Festung gebraucht wurden und stattdessen die Schiffe bewachten, die an Caningas Ufer gezogen worden waren.
In der dritten Nacht stieg ich nicht mit den anderen den Hügel hinab. Ich ließ Steapa den Scheinangriff führen, während ich ihn selbst von der Hügelfestung aus beobachtete. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit brachten meine Männer einen Karren aus Hocheleia. Darauf standen acht Bienenstöcke. Brun hatte uns erklärt, dass der beste Moment, um einen Bienenstock zu versiegeln, die Abenddämmerung war, und so hatte er an diesem Abend die Einfluglöcher mit einer Mischung aus Lehm und Kuhdung verstopft, die nun langsam aushärtete. Ich legte mein Ohr an einen der Bienenstöcke und hörte ein merkwürdig schwingendes Summen.
«Werden die Bienen denn morgen Abend noch leben?», fragte mich Edward.
«Das müssen sie nicht, weil wir in der Morgendämmerung angreifen», antwortete ich.
«Morgen früh!», sagte er. Er konnte seine Überraschung kaum verbergen, und das gefiel mir. Mit unseren abendlichen Scheinangriffen hatte ich die Dänen davon überzeugen wollen, dass auch unser echter Angriff kurz nach der Abenddämmerung stattfinden würde. Doch in Wahrheit würde ich am nächsten Morgen bei Tagesanbruch auf sie losgehen, und ich hoffte, dass sich Skade und ihre Männer dann in Sicherheit wiegen würden.
«Morgen früh», sagte ich, «und wir rücken heute Abend nach der Dämmerung aus.»
«Heute Abend?», fragte Edward immer noch überrascht. «Heute Abend.»
Er bekreuzigte sich. Æthelflæd war gemeinsam mit Steapa die einzige Person, die ich in meine Pläne eingeweiht hatte. Sie kam jetzt an meine Seite und schob ihren Arm unter meinen. Edward schien bei diesem Zeichen unserer Zuneigung ein Schauder zu überlaufen, doch dann zwang er sich zu einem Lächeln. «Bete für mich, Schwester», sagte er. «Das habe ich immer getan», gab sie zurück.
Er hielt ihrem Blick einen Moment lang stand, bevor er sich mir zuwandte. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch seine Aufgeregtheit verwandelte das erste Wort in ein unverständliches Krächzen. Er versuchte es erneut. «Ihr wollt mir keinen Eid schwören, Herr Uhtred», sagte er.
«Nein, Herr.»
«Aber meine Schwester hat Euren Eid?»
Æthelflæds Arm
Weitere Kostenlose Bücher