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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dein Grab, die Luft, die du atmest, die Speisen, die du isst, die Träume, die du hast, den Boden, den du betrittst.»
    «So, wie du mich verflucht hast?», erklang da eine Stimme, und aus den Schatten am Rande des Saales schob sich eine Kreatur, die einst ein Mann gewesen war.
    Es war Harald. Harald, der den ersten Angriff auf Wessex geführt hatte, der Skade die Krone der Königin von Wessex versprochen hatte, der bei Fearnhamme so schwer verwundet worden war, der Zuflucht hinter einem Dornwall gefunden hatte. Dort hatte er sich so erbittert verteidigt, dass Alfred ihn schließlich für seinen Abzug bezahlt hatte, und danach war er hierhergekommen, um bei Haesten Schutz zu suchen. Er war ein zerstörter Mann, ein Krüppel. Und dann hatte er zugesehen, wie seine Frau zu Haesten gegangen war, um sein Nachtlager mit ihm zu teilen, und nun hegte Harald einen Hass, der Skades Hass in nichts nachstand.
    «Du hast mich verflucht, weil ich dir keinen Thron gegeben habe.» Er schob sich auf sie zu. Die Beine kraftlos, zog er sich mit seinen starken Armen voran. Sein gelbliches Haar, das einst so dicht gewesen war, hing nun wie bleiche Sehnen um sein vom Schmerz gezeichnetes Gesicht. «Lass mich eine Königin aus dir machen», sagte er zu ihr und nahm einen goldenen Torques von den aufgehäuften Schätzen. Es war ein wundervolles Ding, drei zu einem offenen Rund umeinandergedrehte Goldstränge, deren Enden als Bärenköpfe mit Smaragdaugen geformt waren. «Sei eine Königin, meine Geliebte», sagte er zu ihr. Sein Bart war bis zu seinem Gürtel heruntergewachsen, die Wangen eingesunken, seine Augen verschleiert und seine Beine verkrümmt. Er trug einen einfachen Kittel und Beinlinge unter einem Umhang aus grobgewebter Wolle. Harald Bluthaar, der einst fünftausend Männer angeführt hatte, der Feuer und Verderben nach Wessex getragen und Alfred mit Furcht erfüllt hatte, zog sich über die Binsenspreu und streckte Skade den Torques entgegen. Sie sah ihn an und stöhnte.
    Sie nahm die Krone nicht entgegen, und so hob er den Goldreif und setzte ihn ihr aufs Haar, und dort lag er, ein wenig schief, und sie begann zu weinen. Harald zog sich noch dichter zu ihr. «Meine Geliebte», sagte er mit seltsam zärtlicher Stimme.
    Æthelflæd war an meine Seite getreten. Ich glaube nicht, dass sie sich dessen bewusst war, doch sie hatte ihre Hand auf meinen Schildarm gelegt und klammerte sich daran fest. Sie sagte kein Wort.
    «Mein Juwel», sagte Harald sanft und streichelte Skade übers Haar. «Ich habe dich geliebt.»
    «Ich habe dich auch geliebt», sagte Skade, und dann    legte sie ihre Arme um ihn, und sie hielten sich im Feuerschein umschlungen, und ein Mann neben mir wollte mit einer Axt auf die beiden los, doch ich hielt ihn zurück. Ich hatte gesehen, dass Harald seine rechte Hand bewegte. Mit der linken streichelte er Skades Haar, und mit der rechten tastete er nach etwas unter seinem Umhang.
    «Meine Geliebte», sagte Harald erneut, und er gurrte diese beiden Worte wieder und wieder, und dann bewegte sich seine rechte Hand ganz schnell. Ein Mann, der seine Beine nicht mehr gebrauchen kann, kann in den Armen erstaunliche Kräfte entwickeln, und er trieb die Klinge seines Messers durch die Glieder von Skades Kettenhemd. Skade versteifte sich, dann riss sie die Augen auf und öffnete den Mund. Und Harald küsste sie auf den offenen Mund, als er die Klinge aufwärts riss, immer weiter aufwärts, und das Kettenhemd mit der Stahlklinge hochzog, die sich durch ihre Gedärme bis empor zu ihrer Brust fraß. Skade umschlang ihn noch immer, als ihr Blut über seinen vertrockneten Schoß strömte. Dann endlich stieß sie einen lauten Schrei aus, und ihr Griff lockerte sich, und ihre Augen brachen, und sie sank rücklings um.
    «Beendet, was ihr begonnen habt», knurrte Harald, ohne mich anzusehen. Er griff nach Skades heruntergefallenem Schwert, das für ihn zum Schlüssel für Walhalla werden sollte, doch ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie gnadenlos er die Frau bei Æscengum getötet hatte. Ich erinnerte mich daran, wie erbärmlich ihr Kind geheult hatte, und deshalb trat ich ihm das Schwert aus der Hand, und er sah überrascht zu mir empor, und mein Gesicht war das Letzte, was er in dieser Welt sehen sollte.
    Wir nahmen dreißig von ihren Schiffen, und die übrigen verbrannten wir. Drei entkamen. Sie glitten an Finans    Männern vorbei, die ihnen Speere nachschleuderten, die sie aufgestapelt im Kielraum von einem der

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