Das brennende Land
Engländer in einem Meer von Dänen.»
«Das stimmt, Herr.» Wenn er das Wort gebrauchte, umfasste es alle, die übers Meer gekommen waren, mochten sie nun Sachsen, Angeln oder Juten sein, und es zeigte, worin Alfreds Ehrgeiz bestand.
«Der beste Weg, Bebbanburg abzusichern», sagte er, «ist, es mit noch mehr englischem Land zu umgeben.»
«Sollen die Dänen aus Northumbrien vertrieben werden?»
«Wenn es Gottes Wille ist, dann ist es mein Wunsch, dass mein Sohn diese große Tat vollbringt.» Er sah mich an, und für einen Moment war er kein König, sondern ein Vater. «Hilf ihm, Herr Uhtred», bat er. «Du bist mein
dux bellorum,
mein Herr der Schlachten, und die Männer wissen, dass sie gewinnen werden, wenn du sie führst. Befreie England vom Feind, hole dir deine Festung zurück und sichere meinem Sohn seinen gottgegebenen Thron.»
Er schmeichelte mir nicht, er sagte die Wahrheit. Ich war der Kriegsherr von Wessex, und ich war stolz auf dieses Ansehen. Ich zog strahlend vor Gold, Silber und Hochmut in die Schlacht, und ich hätte wissen müssen, dass mir die Götter deshalb grollen würden.
«Ich möchte, dass du meinem Sohn deinen Eid leistest.» Alfred sprach leise und bestimmt.
Ich fluchte innerlich, achtete aber beim Weitersprechen auf einen respektvollen Ton. «Was für einen Eid, Herr?»
«Ich wünschte, dass du Edward ebenso dienst, wie du mir gedient hast.»
Und so wollte mich Alfred an Wessex fesseln, an das christliche Wessex, das so weit von meiner Heimat im Norden entfernt lag. Ich hatte die ersten zehn Jahre meines Lebens in Bebbanburg verbracht, der großen Felsenfestung am nördlichen Meer, und als ich zum ersten Mal in den Kampf gezogen war, hatte sich mein Onkel um die Festung kümmern sollen. Stattdessen hatte er sie mir gestohlen.
«Ich würde Euch einen Eid schwören, Herr», sagte ich, «und keinem anderen.»
«Ich habe deinen Eid schon», entgegnete er schroff. «Und ich werde ihn halten.»
«Und wenn ich tot bin», fragte er bitter, «was ist dann?» «Dann, Herr, werde ich zur Bebbanburg gehen, sie mir zurückholen und sie behalten, und ich werde meine Tage am Rande des Meeres verbringen.» «Und wenn mein Sohn bedroht wird?»
«Dann muss Wessex ihn verteidigen, wie ich Euch jetzt verteidige.»
«Und was lässt dich glauben, dass du mich verteidigen könntest?» Nun war er zornig. «Du willst mit meiner Armee nach Fearnhamme, aber du hast keine Sicherheit, dass Harald dorthin gehen wird!»
«Er wird», sagte ich.
«Das kannst du nicht wissen!»
«Ich werde ihn dazu zwingen.»
«Und wie?»
«Die Götter werden es für mich tun», sagte ich. «Du bist ein Narr», fuhr er auf. «Wenn Ihr mir nicht vertraut, dann sollte wohl besser Euer Schwiegersohn Euer Kriegsherr sein. Oder wollt Ihr die Armee selbst führen? Oder Edward eine Gelegenheit zur Bewährung geben?»
Ein Schauder überlief ihn, ich dachte, er bebte vor Zorn, doch als er weitersprach, war sein Ton ruhig. «Ich wünsche lediglich zu wissen, wie du so sicher sein kannst, dass der Feind das tut, was du willst.»
«Weil die Götter kapriziös sind», sagte ich überheblich, «und ich vorhabe, sie zu belustigen.»
«Also erzähl mir, wie», sagte er müde.
«Harald ist ein Narr und ein verliebter Narr noch dazu. Wir haben seine Frau. Ich werde sie nach Fearnhamme mitnehmen, und er wird ihr folgen, weil er vollkommen in ihrem Bann steht. Und auch wenn ich seine Frau nicht hätte, würde er mir folgen.»
Ich hatte gedacht, dass er darüber spotten würde, aber er dachte über meine Worte nach und faltete dann seine Hände wie zum Gebet. «Ich neige dazu, dir zu misstrauen, aber Bruder Godwin versichert mir, dass du uns den Sieg bringen wirst.»
«Bruder Godwin?» Ich hatte schon nach dem seltsamen blinden Mönch fragen wollen.
«Gott spricht zu ihm», sagte Alfred mit stiller Überzeugung.
Beinahe hätte ich laut aufgelacht, doch dann fiel mir ein, dass die Götter wirklich zu uns sprechen, wenn auch normalerweise durch Vorzeichen und Ahnungen. «Trifft er alle Entscheidungen für Euch, Herr?», fragte ich säuerlich.
«Gott steht mir in allen Dingen bei», entgegnete Alfred scharf. Dann drehte er sich um, denn die Glocke rief die Christen zum Gebet in die neue Kirche von Æscengum.
Die Götter sind kapriziös, und ich hatte vor, sie zu belustigen. Und Alfred hatte recht. Ich war ein Narr.
Was wollte Harald? Und was wollte Haesten? Es war einfacher, diese Frage für Haesten zu beantworten,
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