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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dem Frankenreich gekommen, und auf diesen Schiffen hatten sich vermutlich fünftausend oder sechstausend Männer befunden, doch weniger als die Hälfte von ihnen hatte Pferde gefunden, und nicht alle diese berittenen Männer waren in Fearnhamme dabei. Einige blieben in Cent, wo sie ihre Ansprüche auf erobertes Land geltend machen wollten, andere blieben zur Plünderung in Godelmingum. Wie vielen standen wir also gegenüber? Vielleicht hatte die Hälfte der Männer, die Harald nach Fearnhamme geführt hatte, den Fluss überquert, also griffen meine Truppen und Aldhelms Krieger nicht mehr als achthundert Männer an, und darüber hinaus standen manche Dänen, die über den Fluss gekommen waren,    nicht im Schildwall, sondern suchten in den Häusern von Fearnhamme nach Beute. Die Dichter erzählen, wir wären in der Unterzahl gewesen, aber ich glaube, dass wir sogar mehr Männer hatten.
    Und wir hatten eine strenger geordnete Armee. Und wir hatten den Vorteil, vom Hügel herunter angreifen zu können. Und dann trafen wir auf den Schildwall.
    Ich stieß meinen Schild nach vorn. Damit der Schweinskopf seinen Zweck erfüllen kann, muss der Angriff hart und schnell erfolgen. Ich erinnere mich, Æthelflæds Kriegsruf «Tötet sie alle!» gerufen zu haben und den letzten Schritt gesprungen zu sein, wobei ich mein ganzes Gewicht in den linken Arm mit dem schweren Schild legte. Er fuhr dröhnend gegen Haralds Schild, und Harald prallte zurück. Ich rammte Wespenstachel unter dem Rand meines Rundschildes nach vorn. Die Klinge traf und drang in irgendetwas ein. Mir ist dieser Augenblick nur in unklarer Erinnerung. Ich weiß, dass Harald seine Axt niederschmetterte, weil das Blatt über den Rücken meines Kettenhemdes fuhr, jedoch ohne es zu durchdringen. Mit dem unvermittelten Sprung auf ihn zu hatte ich die Wucht seines Schlages unterlaufen. Später stellte ich fest, dass sich meine linke Schulter schwarz verfärbt hatte. Dort muss mich der Schaft seiner Axt getroffen haben, aber während des Kampfes spürte ich keinen Schmerz.
    Ich nenne es einen Kampf, aber er war sehr schnell vorüber. Ich erinnere mich an das Gefühl, als Wespenstachels Klinge in Fleisch eindrang, und ich wusste, dass ich Harald verletzt hatte, doch dann drehte er sich nach links, abgedrängt von der Gewalt und der Geschwindigkeit unseres Angriffs, und Wespenstachel war wieder frei. Finan deckte mich von rechts mit seinem Schild, als ich in die zweite    Reihe der Dänen vorstieß, und ich ließ Wespenstachel erneut vorzucken. Immer tiefer drangen wir in die dänischen Reihen hinein. Ich rammte einem Dänen den Eisenbuckel meines Schildes gegen den Körper und sah, dass Ryperes Speer ihn ins Auge traf. Blut und Schreie stiegen empor, und ein Schwert tauchte von rechts auf, fuhr zwischen meinen Schild und meinen Körper, aber ich rückte einfach nur weiter vor. Finan schlitzte dem Angreifer mit seinem Kurzschwert den Arm auf, und das Schwert fiel zu Boden. Ich bewegte mich jetzt langsamer, drängte mich gegen eine Wand aus Männern und wurde von meinen eigenen Männern von hinten geschoben. Ich stach mit kurzen, heftigen Bewegungen immer wieder zu, und in meiner Erinnerung war es schlagartig ganz still. Ich sehe aufgerissene Münder voll verrottender Zähne. Ich sehe Grimassen. Ich sehe Klingen aufblitzen. Ich erinnere mich daran, mich geduckt zu haben, als ich mich weiterschob, ich erinnere mich an einen Axthieb von links, den Rypere mit seinem Schild abfing. Ich erinnere mich, über das tote Pferd gestolpert zu sein, das Harald an Thor geopfert hatte, aber dann wurde ich von einem Dänen wieder emporgezerrt, der mir mit seiner kurzen Klinge die Gedärme aus dem Leib schneiden wollte, doch seine Waffe wurde von der Goldschnalle meines Schwertgürtels aufgehalten. Ich erinnere mich, dass ich ihm Wespenstachel zwischen den Beinen hochgerissen und dann in meine Richtung gezogen habe, und dann sah ich ihn die Augen in grausamen Schmerzen aufreißen. Dann war er verschwunden, und ebenso unvermittelt, unglaublich unvermittelt, waren keine Schilde mehr vor mir, nur noch ein Gemüsebeet und ein Misthaufen und ein Cottage, dessen Dachstroh auf der Erde lag, und ich erinnere mich an all das, aber ich erinnere mich an keinerlei Geräusch.
    Æthelflæd erzählte mir später, dass unser Schweinskopf ganz leicht durch Haralds Linie gedrungen war. So musste es gewirkt haben, als sie unseren Angriff vom Hügel aus beobachtete. Mir dagegen war es vorgekommen wie eine

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