Das brennende Land
Schiffsmeister. Ein Mann, der seine Mannschaft in Haralds Dienste gestellt hatte, weil er hoffte, an westsächsisches Land zu kommen - doch nun fand er nur ein westsächsisches Grab. Er kämpfte gut und schnell und hielt sich seine Angreifer mit dem Schwert und dem angeschlagenen Schild vom Leib. Und dann sah er mich und erkannte den Reichtum meiner Kampfausrüstung, und im selben Moment traten die drei Mercier zurück, wie um mir den Vortritt zu überlassen, diesen großen Mann zu töten. «Halt dein Schwert gut fest», sagte ich zu ihm.
Er nickte und warf einen kurzen Blick auf den Thorshammer, der um meinen Hals hing. Er schwitzte, doch nicht vor Angst. Es war ein warmer Tag, und wir alle trugen Leder und Kettenrüstungen.
«Warte in der Festhalle auf mich», sagte ich.
«Mein Name ist Othar.»
«Uhtred.»
«Othar der Sturmreiter», sagte er.
«Diesen Namen habe ich schon gehört», sagte ich höflich, auch wenn es nicht stimmte. Othar wollte, dass ich seinen Namen kannte, damit ich erzählen konnte, dass Othar der Sturmreiter gut gestorben war. Und ich hatte ihm gesagt, er solle sein Schwert festhalten, damit Othar der Sturmreiter in die Festhalle von Walhalla eingehen konnte, in der sich alle Krieger versammeln, die dem Tod tapfer entgegengetreten sind. Auch wenn ich heute alt und schwach bin, trage ich immer ein Schwert, sodass ich, wenn der Tod zu mir kommt, in diese ferne Halle gehen kann, dorthin, wo Männer wie Othar auf mich warten. Ich sehne mich danach, sie wiederzusehen.
«Das Schwert», sagte er und hob die Waffe, «heißt Leuchtfeuer.» Er küsste die Klinge. «Es hat mir wohl gedient.» Er hielt inne. «Uhtred von Bebbanburg?»
«Ja.»
«Ich habe Ælfric den Großzügigen kennengelernt.»
Es dauerte einen oder zwei Augenblicke, bis ich verstand, dass er meinen habgierigen Onkel meinte, der in Northumbrien mein Erbe an sich gerissen hatte. «Der Großzügige?»
«Wie sonst hätte er sein Land behalten können, wenn er nicht die Dänen dafür bezahlte, es nicht einzunehmen?»
«Ich hoffe, dass ich ihn eines Tages töten kann», sagte ich.
«Er hat viele Krieger», sagte Othar, und damit stieß er unvermittelt Leuchtfeuer gegen mich, aber ich war ebenso schnell wie er, und Schlangenhauch lenkte den Hieb seitlich ab. Dann rammte ich ihm meinen Schildbuckel entgegen, drängte ihn rückwärts, holte mit dem Schwert aus und spürte, dass er nicht einmal den Versuch einer Gegenwehr unternahm, als ihm Schlangenhauch die Kehle aufschlitzte.
Ich nahm ihm Leuchtfeuer aus der toten Hand. Ich hatte ihm die Kehle durchschnitten, damit sein Kettenhemd nicht beschädigt würde. Kettenrüstungen sind kostspielig und als Kampftrophäe ebenso wertvoll wie goldene und silberne Armringe.
Fearnhamme war voll von Toten und siegestrunkenen Lebenden. Von den Dänen überlebten nur diejenigen, die in der Kirche Zuflucht gesucht hatten, und auch sie überlebten nur, weil Alfred über den Fluss gekommen war und darauf beharrt hatte, dass die Kirche ein Schutzort sei. Er saß auf dem Pferd, das Gesicht verzerrt vor Schmerzen, mit seinen Priestern an der Seite, als die Dänen aus der Kirche geführt wurden. Auch Æthelred war da, und sein Schwert war blutverschmiert. Aldhelm grinste. Wir hatten einen großen Sieg errungen, und die Nachricht von diesem Kampf würde sich überall verbreiten, wo die Nordmänner mit ihren Schiffen landeten, und die Schiffsmeister würden wissen, dass nach Wessex zu gehen der sichere Weg ins Grab war. «Gott sei gelobt», grüßte mich Alfred.
Mein Kettenhemd war blutverkrustet. Ich wusste, dass auf meinem Gesicht das gleiche Grinsen lag wie auf Aldhelms. Pater Beocca weinte fast vor Freude. Dann erschien Æthelflæd auf ihrem Pferd, und zwei ihrer Mercier führten einen Gefangenen zu uns. «Sie hat versucht, dich zu töten, Herr Uhtred!», sagte Æthelflæd frohgemut, und da erkannte ich in dem Gefangenen den Reiter, dessen Pferd ich mit Wespenstachel erstochen hatte.
Es war Skade.
Æthelred starrte seine Frau an. Er wunderte sich sehr, was sie, angetan mit ihrem Kettenhemd, in Fearnhamme zu suchen hatte, doch er hatte keine Zeit, sie zu fragen, weil Skade aufheulte. Es war ein grauenerregendes Gekreisch, wie die Schreie einer Frau, die vom Todeswurm gefressen wird, und sie riss an ihrem Haar und stürzte zu Boden und begann sich zu winden. «Ich verfluche euch alle», heulte sie. Dann raffte sie eine Handvoll Erde zusammen und stopfte sie sich in den Mund, und
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