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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die Latrine legen.
    Wir waren zu erschöpft, um die Feinde weit zu verfolgen, und zudem waren unsere Männer vom schnellen Erfolg wie betäubt. Sie hatten in den Satteltaschen der Dänen Ale, Met und Wein aus dem Frankenreich gefunden, sodass viele von ihnen bald betrunken waren. Sie wateten torkelnd durch das Schlachthaus, in das sie die Uferaue verwandelt hatten. Manche schleppten dänische Leichen in den Fluss, doch es waren so viele Tote, dass die Körper sich bei den Pfeilern der Römerbrücke stauten und einen Damm bildeten, worauf der Fluss an der Furt über die Ufer trat. Kettenhemden wurden weggeschleppt und erbeutete Waffen aufgestapelt. Die wenigen Gefangenen standen in einer Scheune unter Bewachung. Vor deren Tor drängten sich ihre schluchzenden Frauen und Kinder. Skade hatte man allein in einen leeren Kornspeicher gebracht, wo ich sie von zweien meiner Männer bewachen ließ. Alfred ging, wie ich erwartet hatte, in die Kirche, um seinem Gott zu danken, und all seine Priester und Mönche folgten ihm. Bischof Asser hielt auf dem Weg in die Kirche inne, starrte auf die Toten und die Beute, und dann richtete er seinen kalten Blick auf mich. Er    sah mich an, als wäre ich eines dieser zweiköpfigen Kälber, die auf den Jahrmärkten vorgeführt werden. Dann wirkte er plötzlich seltsam verblüfft, und schließlich bedeutete er Edward mit einer Handbewegung, ihn in die Kirche zu begleiten.
    Edward zögerte. Er war ein zaghafter junger Mann, doch offensichtlich fand er, dass er mir etwas sagen sollte, wenn er auch nicht wusste, welches die rechten Worte wären. Also sprach ich statt seiner. «Ich beglückwünsche Euch, Herr», sagte ich.
    Er runzelte einen Moment lang die Stirn und sah beinahe ebenso verblüfft aus wie Asser, dann schüttelte er den Kopf und straffte sich. «Ich bin kein Narr, Herr Uhtred.»
    «Das habe ich auch niemals angenommen.» «Ihr müsst es mich lehren.» «Euch was lehren?»
    Er machte eine Handbewegung in Richtung der niedergemetzelten Toten und wirkte einen Augenblick lang vollkommen entsetzt. «Wie Ihr das macht», stieß er hervor.
    «Zuerst müsst Ihr wie Euer Feind denken, Herr. Und dann müsst Ihr besser als er denken.» Ich hätte weitergesprochen, doch in diesem Moment erkannte ich Cerdic in einer Gasse zwischen zwei Hütten. Ich wandte mich halb um, und in diesem Moment rief Bischof Asser Edward mit strenger Stimme zu sich, und als ich mich wieder umdrehte, war da kein Cerdic mehr. Und er konnte ja auch gar nicht da gewesen sein, sagte ich mir. Ich hatte Cerdic in Lundene den Schutz Giselas anvertraut, und ich beschloss, dass dies nur eine der Täuschungen gewesen war, die einem die Müdigkeit zuweilen vorspiegeln kann.
    «Hier, Herr.» Sihtric, der früher mein Diener gewesen war, nun aber zu den Kriegern meiner Haustruppe gehörte,    warf mir ein schweres Kettenhemd vor die Füße. «Es ist aus goldenen Gliedern», sagte er voll Begeisterung. «Behalt es.»
    «Herr?» Er starrte mich ungläubig an.
    «Deine Frau hat einen recht kostspieligen Geschmack, ist es nicht so?», fragte ich. Sihtric hatte eine Hure geheiratet, Ealhswith, und zwar gegen meinen erklärten Willen und ohne meine Erlaubnis, doch ich hatte ihm vergeben und mich dann davon überraschen lassen müssen, dass diese Ehe sehr glücklich war. Sie hatten inzwischen zwei Kinder, zwei kräftige kleine Jungen. «Nimm es mit», sagte ich.
    «Danke, Herr.» Sihtric strahlte und hievte das Kettenhemd vom Boden hoch. Die Zeit verlangsamt sich.
    Es ist merkwürdig, wie ich manches vergessen konnte. Ich kann mich nicht genau an den Moment erinnern, in dem ich den Schweinskopf auf Haralds Schildwall treffen ließ. Habe ich ihm dabei ins Gesicht gesehen? Erinnere ich mich wirklich daran, dass Tropfen frischen Pferdebluts aus seinem Bart flogen, als er den Kopf umwandte? Oder sah ich den Mann zu seiner Linken an, der Harald mit seinem Schild deckte? Ich vergesse so viel, aber nicht diesen Augenblick, in dem Sihtric das Kettenhemd aufhob. Ich sah einen Mann ein Dutzend erbeutete Pferde durch die überflutete Furt führen. Zwei andere Männer zerrten Körper aus dem Leichendamm an der eingestürzten Brücke. Einer der Männer hatte rotes, lockiges Haar, und der andere bog sich vor Lachen über irgendeinen Scherz. Drei andere Männer warfen Leichen in den Fluss, sodass der Damm aus Toten schneller wuchs, als die beiden anderen ihn auflösen konnten. Ein magerer Hund kratzte sich auf der Straße, auf der Osferth,

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