Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Schritten über die Schwelle gingen. Dort erwartete sie nichts Bedrohlicheres als eine Schar schwarzgewandeter Mönche, die den kleinen Raum fast ganz ausfüllten. Ich hatte nicht mitgehen wollen, doch ein Bote Alfreds hatte auf meiner Anwesenheit bestanden, und so stellte ich mich ganz hinten an die Wand und betrachtete den Rauch, der von den hohen Kerzen aufstieg, und hörte den Gesängen der Mönche zu, die von Zeit zu Zeit von dem heftigen Regen übertönt wurden, der prasselnd auf das Strohdach fiel. Eine Menschenmenge hatte sich auf dem kleinen Vorplatz versammelt, und ein schmuddeliger Mönch stand auf einem Stuhl an der Tür dieses heiligen Ortes, um dem durchnässten Volk die Worte Bischof Erkenwalds zu wiederholen. Der Priester musste brüllen, um über Wind und Regen hinweg gehört zu werden.
    Drei Fässer mit metallenen Bauchreifen standen vor dem Altar. Jedes war zur Hälfte mit Wasser aus der Temes gefüllt. Brunna, die gänzlich verwirrt erschien, drängte man, in das mittlere Fass zu steigen. Sie schrie leise auf, als sie in das kalte Wasser eintauchte, dann stand sie zitternd darin und hielt die Arme vor ihren Brüsten gekreuzt. Ihre beiden Söhne wurden kurzerhand in die beiden Fässer zu    ihren Seiten gesteckt. Bischof Erkenwald und Bischof Asser Übergossen ihre Köpfe mit Wasser aus Schöpfkellen. «Siehe, der Geist fährt hernieder!», rief Bischof Asser. Dann ließen die zwei Bischöfe Wasser über Brunnas Haar laufen und nannten ihren neuen, christlichen Namen: Æthelbrun. Alfred strahlte vor Entzücken. Die drei Dänen standen zitternd in ihren Fässern, als ein Chor weißgekleideter Kinder zu einem endlosen Lied anhob. Ich erinnere mich, dass sich Haesten langsam umdrehte, um meinen Blick zu suchen. Er hob eine Augenbraue und mühte sich sehr, ein Grinsen zu unterdrücken, und ich glaube, dass er die Erniedrigung seiner unansehnlichen Frau im Wasser unendlich genossen hat.
    Nach der Zeremonie unterhielt sich Alfred mit Haesten, und dann reisten die Dänen mit Geschenken beladen ab. Alfred gab ihnen einen Kasten voller Münzen, ein großes, silbernes Kruzifix, ein Evangeliar und dazu noch ein Reliquiar, in dem sich ein Fingerknochen Sankt Æthelburgs befand. Sie war eine Heilige, die allem Anschein nach an goldenen Ketten in den Himmel hinaufgezogen worden war, aber offenbar zumindest einen Finger zurückgelassen hatte.
    Der Regen war noch heftiger geworden, als der
Drachenfahrer
langsam vom Kai weggerudert wurde. Ich hörte Haesten seinen Ruderleuten einen Befehl zubellen, dann tauchten die Ruderblätter in die schmutzigen Wasser der Temes ein, und das Schiff entfernte sich ostwärts.
    An diesem Abend wurde das große Ereignis mit einem Fest gefeiert. Dass Haesten sich von der Teilnahme an dem Mahl entschuldigt hatte, war eine Unhöflichkeit, denn das Fest wurde zu seinen Ehren gegeben, doch vermutlich war es eine vernünftige Entscheidung. Es war zwar verboten,    im königlichen Palas Waffen zu tragen, aber das Bier hätte in jedem Fall für Streit zwischen Haestens Männern und den Sachsen gesorgt. Alfred jedenfalls war nicht beleidigt. Dafür war er zu glücklich. Er war davon überzeugt, von seinem Gott reich beschenkt worden zu sein. Er hatte Haesten besiegt und erleben dürfen, dass er seine Familie zur Taufe zu ihm brachte.
    «Ich werde Wessex Frieden und Sicherheit hinterlassen», erklärte er Bischof Erkenwald in meiner Hörweite. Vielleicht sah er schon den Tod kommen.
    «Ich vertraue darauf, dass Ihr uns noch viele Jahre nicht verlassen werdet, Herr», gab Erkenwald frömmlerisch zurück.
    Alfred klopfte ihm auf die Schulter. «Das liegt in Gottes Hand, Bischof.» «Und Gott hört die Gebete Seines Volkes, Herr.»
    «Dann betet für meinen Sohn», sagte Alfred und warf Edward einen Blick zu, der unbehaglich am Kopf der Tafel saß.
    «Ich bete ohne Unterlass», sagte der Bischof.
    «Dann betet jetzt darum», sagte Alfred frohgemut, «dass Gott unser Fest segnet!»
    Erkenwald wartete, bis der König selbst an der Ehrentafel Platz genommen hatte, und fing dann an, lange und laut zu beten. Er rief Gottes Segen auf das Essen herab, das unterdessen immer kälter wurde, und dann dankte er seinem Gott für den Frieden, der nun die Zukunft von Wessex sicherte.
    Doch sein Gott hörte nicht.
    Mit diesem Fest begannen die Schwierigkeiten. Ich vermute, dass wir die Götter langweilten. Sie sahen auf uns    herab, sahen Alfreds Glück und beschlossen, wie es Götter eben tun, dass

Weitere Kostenlose Bücher