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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ergab alles Sinn. «Ich glaube, er ist eher auf Mercien aus», sagte ich.
    Æthelflæd dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. «Er weiß, dass er sowohl gegen uns als auch gegen Wessex kämpfen muss, um Mercien zu erobern. Und der Gewährsmann meines Mannes ist sicher, dass es Haesten um Ostanglien geht.»
    «Wir werden es ja sehen.»
    Sie warf einen Blick in den angrenzenden Raum, in dem die Kinder mit geschnitzten Holzspielsachen auf dem    Boden saßen. «Uhtred ist alt genug, um in die Kirche zu gehen», sagte sie.
    «Ich erziehe ihn nicht zum Christen», sagte ich fest.
    Sie lächelte mich an, und in ihrem lieblichen Gesicht zeigte sich für einen Augenblick der Mutwille, an den ich mich aus ihrer Kindheit erinnerte. «Der liebe Herr Uhtred. Schwimmt immer noch gegen den Strom.»
    «Und Ihr, Herrin?», fragte ich, weil ich daran dachte, wie nahe sie daran gewesen war, mit einem heidnischen Dänen davonzulaufen.
    «Ich sitze im Boot meines Gemahls.» Sie seufzte. Dann kamen Diener, um sie an Æthelreds Seite zu rufen. Haesten, so schien es, war von der Stadtmauer aus gesichtet worden.
    Er kam im
Drachenfahrer
und legte an einem der bröckelnden Kais unterhalb meines Hauses an. Alfred und Æthelred erwarteten ihn. Beide trugen Gewänder mit Pelzbesatz und bronzene Kronreifen. Hörner wurden geblasen, und Trommler schlugen einen schnellen Takt, doch ihr Spiel wurde bald zunichte gemacht, weil der Regen heftiger wurde und die Felle ihrer Trommeln durchnässte. Haesten trug, wahrscheinlich auf Willibalds Rat, weder Rüstung noch Waffen. Sein langer Ledermantel wirkte allerdings dick genug, um einem Schwerthieb zu widerstehen. Seine Bartzöpfe waren mit Lederschnüren zusammengeflochten, und ich hätte schwören können, dass in einem der Zöpfe ein Hammeramulett steckte. Seine Frau und die beiden Söhne trugen weiße Büßergewänder, und sie liefen barfuß in der Prozession, die sich den Hügel von Lundene hinaufbewegte. Haestens Frau hieß Brunna, doch an diesem Tag würde sie einen christlichen Namen bekommen. Sie war klein und plump, und ihr Blick wanderte unruhig von rechts nach    links, als erwarte sie einen Angriff von dem Volk, das die engen Straßen säumte. Es überraschte mich, dass sie so unansehnlich war. Haesten war ein ehrgeiziger Mann und begierig darauf, zu den großen Kriegsherren gezählt zu werden, und für solch einen Mann ist die Erscheinung seiner Frau ebenso wichtig wie die Pracht seiner Rüstung oder der Reichtum seiner Gefolgschaft. Aber Haesten hatte Brunna nicht wegen ihres Aussehens geheiratet. Er hatte sie geheiratet, weil sie eine Mitgift in die Ehe brachte, mit der er seinen Aufstieg begründen konnte. Sie war seine Frau, aber ich vermutete, dass er sie weder in seinem Schlafgemach, noch in seinem Palas oder irgendwo sonst als seine wahre Gefährtin betrachtete. Er hatte zugestimmt, sie taufen zu lassen, weil sie ihm nichts bedeutete. Alfred mit seiner edlen Meinung von der Ehe hätte sich solch eine Niedertracht niemals vorstellen können. Und was Haestens Söhne anging, so bezweifle ich, dass er ihre Taufe ernst nahm. Sobald sie Lundene wieder hinter sich gelassen hätten, würde er ihnen befehlen, die Zeremonie zu vergessen, als habe sie nie stattgefunden. Kinder lassen sich sehr leicht von Religion beeinflussen, und deshalb ist es gut, dass die meisten von ihnen irgendwann einen Verstand entwickeln.
    Psalmodierende Mönche führten die Prozession an, dann kamen Kinder mit Laubzweigen, noch mehr Mönche, eine Gruppe Äbte und Bischöfe und daran anschließend Steapa und fünfzig Männer aus der königlichen Haustruppe. Alfred und seine Gäste folgten. Alfred ging langsam und beschwerlich, doch er hatte es abgelehnt, sich auf einem Karren fahren zu lassen. Sein alter Wagen, den wir vor Fearnhamme in den Graben gefahren hatten, war zurückgeholt worden, doch Alfred hatte darauf beharrt zu laufen, weil er seinem Gott gerne demütig zu Fuß entgegenkam, im Gelegentlich stützte er sich auf Æthelred, und so hinkten der König und sein Schwiegersohn mühselig gemeinsam den Hügel hinauf. Æthelflæd ging einen Schritt hinter ihrem Gemahl, und hinter ihr und Haesten kamen die Abgesandten aus Wales und dem Frankenreich, die angereist waren, um dem Wunder dieser dänischen Bekehrung beizuwohnen.
    Haesten zögerte, bevor er die Kirche betrat. Ich vermute, dass er halb eine Falle erwartete, doch dann ermutigte ihn Alfred, sodass die Dänen schließlich mit vorsichtigen

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