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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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Tausende seiner Anhänger aus Anlaß der Salzsteuerkampagne, und später belegten sie die Kongreßpartei 1932 für zwei Jahre mit einem generellen Verbot. Andererseits legte man Wert darauf, daß Gandhi 1931 an den Verfassungsgesprächen des zweiten Runden Tisches in London teilnahm und machte an die indische Nationalbewegung mit der Fortschreibung der indischen Verfassung weitere Konzessionen, die in dem Government of India Act des Jahres 1935 zusammengefaßt waren.
    Dieses Gesetz hob das System der Dyarchie in der Provinzialverwaltung auf und setzte an deren Stelle die nahezu vollständige Autonomie parlamentarisch kontrollierter indischer Regierungen. Den britischen Gouverneuren beließ es lediglich das Notstandsrecht. Allerdings war das demokratische Wahlrecht zugunsten fester Sitze für Minoritäten, wie vor allem die der Moslems, eingeschränkt. Und obwohl auch im Bereich der Zentralregierung nun das Meiste in die Verantwortung indischer Minister gestellt war, blieben die Außen- und Verteidigungspolitik als essentiell britische Interessenbereiche der Kompetenz des Vizekönigs vorbehalten. Außerdem sah die neue Verfassung für den Gesamtstaat eine föderative Lösung vor, wobei in der Zweiten Kammer neben den Vertretungen der Provinzen Britisch-Indiens den Fürstentümern als konservativem Gegengewicht gegen den Kongreß eine starke Position eingeräumt war. Zudem wurde in dem Text der Verfassung der Dominionstatus nicht einmal als Fernziel der britischen Politik erwähnt.
    Dies und die Einschränkungen des Wahlrechts, vor allem aber die bundesstaatliche Lösung, stießen auf entschiedene Ablehnung durch den Kongreß, der nach wie vor den Anspruch erhob, die gesamte indische Nation zu repräsentieren. Doch da diese Verfassung 1937 nur auf der Provinzialebene in Kraft trat, weil die erforderliche Zustimmung von mindestens 50 % der Fürsten nicht erreicht werden konnte, entschied sich die Majorität der Kongreßführung für eine Zusammenarbeit und beschloß die Teilnahme an den Wahlen zu den Provinzialparlamenten. Dabei errang die Partei in den meisten Provinzen die Mehrheit der Mandate und stellte die Regierungen, die nun weitgehend autonom handeln konnten. Auch Gandhi billigte schließlich die de facto praktizierte weitgehende Zusammenarbeit mit den Briten, die zwar den Indern ein hohes Maß an politischer Partizipation und Eigenverantwortlichkeit eingeräumt hatten, ihnen hingegen die volle staatliche Souveränität weiterhin vorenthielten. Dieser Mangel wurde beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges deutlich, als nämlich 1939 der Vizekönig den Beitritt Indiens zur britischen Kriegserklärung verkündete, ohne auch nur im entferntesten indische Politiker vorher konsultiert zu haben.
    Diese einsame Entscheidung trug wesentlich zu einer erneuten Verschärfung der Spannungen zwischen Briten und Indern bei. Der Kongreß kündigte jegliche Zusammenarbeit auf; die von ihm gebildeten Provinzialregierungen traten zurück. Ein Kompromißangebot, das der beharrliche Imperialist Winston Churchill pikanterweise durch den linken Labour-Politiker Sir Stafford Cripps übermitteln ließ, lehnte der Kongreß ab. Zwar schloß es das Angebot des uneingeschränkten Dominion-Status ein, aber dies galt erst für die Zeit nach dem Ende des Krieges, und zudem sollte jeder Provinz das Recht zur Sezession zugestanden werden. Selbst unter dem Eindruck des zunächst unaufhaltsamen Vordringens der Japaner in Richtung der indischen Grenze tat Gandhi die Vorschläge als «den rückdatierten Scheck einer bankrotten Bank ab»[ 10 ] und setzte dagegen im August 1942 seine ‹Quit-lndia› Resolution, mit der die Briten zur sofortigen Aufgabe ihrer Herrschaft aufgerufen wurden. Die Verhaftung der gesamten Führungsspitze des Kongresses war die Folge. Die Nationalbewegung antwortete darauf mit Gewalt- und Sabotageakten, die allerdings vorwiegend auf den Monat August beschränkt blieben. Der radikale Nationalist Chandra Bose floh nach Deutschland und wurde von dort mit einem U-Boot nach Japan gebracht, wo er aus Kriegsgefangenen der britisch-indischen Armee eine Indian National Army aufzubauen begann. Doch angesichts allmählich einsetzender militärischer Erfolge machten die Briten keine weiteren Zugeständnisse an die indische Nationalbewegung, und als Gandhi in Haft erneut damit drohte, sich zu Tode zu hungern, stellte die Gefängnisbehörde ungerührt das Holz für seinen Scheiterhaufen bereit.
    Allerdings wurde Gandhi dann doch im

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