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Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition)

Titel: Das Britische Empire: Geschichte eines Weltreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wende
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eindeutig in der Mehrheit waren, existierten zugleich Nichtmoslems in beträchtlicher Zahl. Im Pandschab kamen auf 16,2 Mio. Moslems 12,2 Mio. Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften; in der nordwestlichen Grenzprovinz auf 2,8 Mio. o,29 Mio.; in Sind auf 3,2 Mio. 1,3 Mio. und im Osten in Bengalen auf 36 Mio. 27 Mio. sowie in Assam auf 3,4 Mio. Anhänger des Islam 6,7 Mio. Andersgläubige. Die Lage im Pandschab wurde durch die ca. 4 Mio. starke Religionsgemeinschaft der Sikhs zusätzlich kompliziert, die sich der besonderen Gunst der Briten erfreuten, da sie die Elitetruppen der britisch-indischen Armee stellten. Ähnliches galt für die zahlreichen indischen Fürstentümer, mit deren Hilfe Großbritannien seine indirekte Herrschaft über Rest-Indien hatte ausüben können. Da diese insgesamt 565 indischen Feudalherren bei den Verhandlungen über die politische Zukunft des Landes zu keiner Zeit als geschlossene Front agierten, gingen sie schließlich im Sog der nationalistischen Strömungen unter.
    Angesichts der divergierenden politischen Kräfte im Land strebte die britische Politik danach, die Einheit Indiens als eines zukünftigen Mitglieds des Commonwealth wenigstens in der Form einer lockeren Union, gebildet aus dem ehemaligen Britisch-Indien und den Fürstentümern, zu bewahren. In dieser Föderation sollten die Außen-, Verteidigungs- und Verkehrspolitik in die Zuständigkeit der Zentralgewalt, alles andere hingegen in die Kompetenz der Provinzen fallen, die ihrerseits das Recht haben sollten, untereinander engere Verbindungen einzugehen. Dieser Plan stieß sowohl beim Kongreß, der einen zentralistisch ausgerichteten Einheitsstaat anstrebte, als auch bei der Moslem-Liga, die ihren eigenen indischen Staat wollte, auf Ablehnung. Zudem hatte die Liga mittlerweile ihre politische Position stärken können, da sie im Gegensatz zum Kongreß während der Kriegsjahre weiterhin mit den Briten kooperiert hatte. Als deutlich wurde, daß England auf einen raschen Rückzug aus Indien setzte und damit wohl kaum noch in der Lage sein würde, in Zukunft weitgehende Sonderrechte für die islamische Minorität garantieren zu können, erhob sie die Teilung Indiens zu ihrer unabdingbaren Forderung. Als ihr politischer Führer Muhammed Ali Djinnah am 15. August 1946 drei ‹Aktionstage› ausrief, an denen die Moslems ihre Stärke und Geschlossenheit unter Beweis stellen sollten, folgten den Streiks und Massendemonstrationen vielerorts schwere Ausschreitungen. Mehr als 4000 Tote waren die Folge, als hier Moslems Hindus und dort Hindus Moslems jagten und so auf den Straßen deutlich wurde, daß zusammengefügt werden sollte, was offenkundig nicht länger zusammengehörte. Die Briten, vertreten durch ihren letzten Vizekönig Lord Mountbatton, kapitulierten schließlich vor dem offenkundig drohenden künftigen Chaos. Am 3. Juni 1947 verkündeten sie ihren endgültigen Plan für die Teilung Indiens.
    Neben Indien als dem offiziellen Nachfolgestaat Britisch-Indiens sollte aus der Abtrennung gewisser Provinzen als zweiter Staat Pakistan hervorgehen. Den einzelnen Provinzen stand es frei, ihren Beitritt zu diesem neuen Staat zu erklären. Sowohl Bengalen im Osten wie die Provinz Pandschab im Westen wurden geteilt, wobei Gebiete mit überwiegend nicht-islamischer Bevölkerung Indien zuerkannt wurden. Alle Versuche, zwischen dem östlichen und westlichen Teil Pakistans einen Korridor einzurichten, scheiterten. Mit den Vorschlägen für die Grenzziehungen hatte man den Londoner Anwalt Cyril Radcliffe beauftragt und ihm dafür die knappe Frist von 40 Tagen zugebilligt. Dieser hatte allein die konfessionellen Verhältnisse berücksichtigt, und das führte u.a. dazu, daß Ostpakistan die urbane Zentrale Kalkutta nicht zugesprochen wurde und der neue Teilstaat in die Ausgangsposition eines rückständigen Agrarlandes versetzt war.
    Die Verfassungen der künftigen Staaten waren deren eigener Kompetenz überlassen. Verfassungsgebende Versammlungen sollten die notwendigen Entscheidungen fällen. Am 18. Juli 1947 verabschiedete das britische Parlament das entsprechende Gesetz, das den offiziellen Titel An Act to make provision for the setting up in India of two independent dominions trug, am 15. August desselben Jahres in Kraft trat und in aller Form das Ende der britischen Herrschaft in Indien markierte.

    Mit dieser Independence of India Act waren gleichzeitig die indischen Fürstentümer formal in die Unabhängigkeit

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