Das Bronze-Bataillon
Bord Eures gottverdammten Schiffes geschmuggelt und dafür gesorgt, dass wir auf diesem gottverlassenen Planeten stranden, und ich garantiere Euch: das war nicht N'Jaa!«
Kapitel 30
Julian schaute sich auf dem mitternächtlichen, regenverhangenen Platz um.
Der Restlichtverstärker seiner Rüstung ließ die Details so deutlich hervortreten, als sei hellichter Tag … obwohl es im Augenblick wirklich nicht allzu viel zu sehen gab. Die Taverne im Zelt war abgebaut, die Imbissverkäufer hatten ihre Sachen gepackt. Das war nicht ungewöhnlich: In der Stadt wurden zur Nacht immer mehr oder weniger die Bürgersteige hochgeklappt, aber das hier war schon fast unheimlich. Jetzt war niemand mehr auf den Straßen unterwegs, und die Fensterläden aller Häuser waren praktisch bereits geschlossen worden, als sich der Platz noch nicht ganz geleert hatte.
Offensichtlich hatte es sich in den Straßen unter den ganz gewöhnlichen Einwohnern der Stadt herumgesprochen, dass irgendetwas Wichtiges bevorstand.
Der König hatte kaum einen Tag dafür gebraucht, die groben Details der Ermittlungsergebnisse der Menschen zu bestätigen. Das ausschlaggebende Argument letztendlich stellte der Bericht einiger Holzfäller der Stadt dar, die auf Erkundung ausgezogen waren und die Streitmacht der Kranolta exakt dort vorgefunden hatten, wo nach ihnen zu suchen die Menschen empfohlen hatten. Das war mehr als ausreichend für den König gewesen, dem Vorhaben seine Zustimmung zu erteilen.
Erneut war der Stadtrat einberufen worden, diesmal mitten in der Nacht. Derzeit speisten die Ratsmitglieder, oder zumindest ließ der letzte Bericht das vermuten, jetzt befanden sich alle drei Züge der Kompanie in Position und waren jederzeit bereit, sich in Bewegung zu setzen.
Julians Trupp in Vollrüstung war über die gesamte Kompanie verteilt worden. Da die Chamäleon-Anzüge gegen Schwerter und Speere, die im Vergleich zu Munition mit geringer kinetischer Energie auftrafen, nutzlos waren, hatte Captain Pahner angeordnet, dass die Soldaten in der praktisch undurchdringlichen Panzerung beim ersten Vorrücken jeweils in vorderster Linie agieren sollten. Und das war der Grund, warum Julian sich selbst in der ersten Reihe vor dem Eingangsportal des Hauses N'Jaa wiederfand, mit Blicken die Umgebung abschätzte, die spärlichen Leistungspegel des Hauses maß und sich fragte, ob es nicht vielleicht doch irgendetwas auf diesem Planeten geben mochte, was in der Lage war, ChromSten-Rüstungen zu durchdringen.
»Meldung aller Gruppen!«, erklang es über den Kommunikator.
Lieutenant Sawato beherrschte diese distanzierte, roboterartige Sprechweise bis zur Perfektion; sie klang wie ein schlechter AI-Anrufbeantworter.
»Gruppe ›N'Jaa‹ in Position«, meldete Sergeant Hin. N'Jaa war dem dritten Zug zugewiesen worden, weil es das größte der Häuser war und auch den größten Widerstand leisten würde. Was für ein Glück: Immerhin fehlte ihnen, auch wenn sie ja vielleicht der erfahrenste der Züge sein mochten, ein ganzer Trupp zur vollen Stärke!
»Gruppe ›Kesselotte‹ in Position«, erklang die nächste Meldung, und Julian fragte sich, ob der Alte ihnen wohl zuhörte. Dabei würde er in den nächsten Minuten selbst weiß Gott genug zu tun bekommen.
»Gruppe ›C'Rtena‹ in Position.« Die Meldung von Lieutenant Jasco traf sehr spät ein. Julian rief den Lageplan auf seinem HUD aus und verzog das Gesicht. Laut der taktischen Karte deckte immer noch niemand irgendeine Hintertür des Hauses C'Rtena – er hatte seinen Gedanken noch nicht ganz beendet, da bezogen auch schon die letzten Soldaten entsprechend Stellung.
Vor dem Haupttor jedes der drei Wohnsitze hatten jetzt unbemerkt zwei Drittel eines ganzen Zuges im Schatten Stellung bezogen. Und noch schlimmer: jeweils zwei Soldaten in Dynamik-Panzerung stellten die Vorhut, der Rest der Streitkräfte diente zu deren Unterstützung. In Julians Fall befand sich diese Unterstützung auf der anderen Seite des Platzes, jederzeit einsatzbereit, sobald der Befehl erteilt würde. Die Einheit hatte sich fast lautlos durch die Stadt bewegt: Deswegen, und wegen der Chamäleon-Systeme ihrer Uniformen und Rüstungen, war es äußerst unwahrscheinlich, dass irgendjemand überhaupt bemerkt hatte, dass sie vorbeigekommen waren, trotz der engen, gewundenen Gassen der Stadt.
Der dritte Trupp eines jeden Zuges hatte am Zielhaus die Rückfront zu decken, jederzeit bereit, das Hintertürchen, das sich dort für dessen Bewohner
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