Das Bronze-Bataillon
Wasseroberfläche zu zerren. Ringsum das Ungeheuer detonierten die Granaten, und von allen Seiten trafen es Dutzende von Schüssen aus Perlkugelgewehren, doch es stürzte einfach weiter, ignorierte diese Nadelstiche, und Roger begriff, dass es geradewegs auf Captain Pahner zuhielt, der so schnell er konnte zur Seite zu gleiten versuchte und dabei einhändig seine Perlkugelpistole abfeuerte.
Der Prinz richtete den Zielpunkt des Holovisiers auf die Schläfe des Untiers, gab ihm ein wenig Vorhalt und drückte ab.
Hustend und prustend stand Sergeant Major Kosutic auf. Eines der Lasttiere hatte sie mit dem peitschenden Schwanz getroffen, und das heftig genug, als dass ihre Chamäleon-Panzerung sich verhärtet hatte und Kosutic zehn Meter weit durch die Luft gegen einen Baum geschleudert wurde. Dort, wo sie aufgeprallt war, wirbelte sie nun herum und sah sofort den brüllenden Fleischfresser, der dieses ganze Tohuwabohu ausgelöst hatte. Der Tragegurt ihres Perlkugelgewehrs hatte sich nicht gelöst, und so hob sie die Waffe, erstarrte und überprüfte zunächst den Lauf. Der dünne Zweig, den sie hineingeschoben hatte, war trocken, als sie ihn wieder herauszog, also legte sie den Wahlhebel auf ›panzerbrechende Munition‹ um und zielte sorgfältig auf den Schädel der Tieres.
Die beiden Schüsse erklangen absolut gleichzeitig, irgendwie hallten sie gerade in der Stille wieder, als der gesamte Rest der Kompanie nachlud. Armand Pahner gab Würde und Bequemlichkeit zugunsten des Überlebens auf und warf sich der Länge nach in eine langgestreckte, seichte Vertiefung, um dem Ungeheuer auszuweichen, das weiter auf ihn zugehalten hatte, und nun genau dort, wo er noch Augenblicke zuvor gestanden hatte, in einer alles einhüllenden Welle aus Wasser, Schlamm und zerfetzter Sumpfvegetation zum Stehen kam.
Fast sofort war der Offizier wieder auf den Beinen, die Pistole mit beiden Händen umklammert, doch die Notsituation war vorbei. Das Untier lag im Sumpf, es zitterte, und sein schwerer Schwanz peitschte langsam und träge klatschend auf den Untergrund. Der Rücken dieses Untiers, dessen Muster an einen Tiger erinnerte, überragte den Marine um mindestens einen halben Meter, und nun blickte Pahner zu Roger hinüber, der mit zitternden Händen sein Gewehr nachlud.
»Ich danke Euch, Euer Hoheit«, meinte er und schob ganz ruhig seine Pistole in den Halfter.
» De nada «, erwiderte Roger. »Sorgen wir einfach nur dafür, dass wir so schnell wie möglich aus diesem Scheißsumpf rauskommen!«
»Ist das Ihrer oder meiner?«, fragte Kosutic. Sie trat näher an das Monstrum heran und entleerte ein halbes Magazin Panzerbrechermunition in den dick gepanzerten Schädel.
»Öhm.« Roger betrachtete das, was an Hinweisen zur Beantwortung dieser Frage noch übrig geblieben war. Es sah auf jeden Fall so aus, als hätte seine 11-Millimeter-Munition den größeren und entscheidenden Schaden angerichtet. »Eher meiner, denke ich.«
»Na, dann«, erwiderte die NCO, während sie sorgfältig ein neues Magazin einsetzte. »Sie haben es geschossen, dann häuten Sie es auch!«
Das Gute an dem, was die Mardukaner Atul-Grak nannten und was bei den Menschen nur als ›Riesenvieh‹ verbucht wurde, war, dass sie sehr einzelgängerisch lebten, sorgfältig ihr Revier verteidigten und auf ihrem Territorium immer mindestens einen hochgelegenen, trockenen Platz benötigten. Es dauerte eine Zeitlang, doch Cords Stammesgenossen fanden ihn.
Und den Fluss.
Der große Hügel war ganz offenkundig künstlichen Ursprungs, Teil eines Deichsystems, das einst den Hurtan-Fluss in seinem Bett gehalten hat. Auf dieser künstlichen Insel waren noch die Überreste eines inzwischen niedergebrannten Aussichtspunktes zu erkennen, jetzt nur noch vereinzelte, verkohlte Holzstücke, die unter der Einwirkung der dort lebenden Saprophyten verfielen. Zu erkennen war, wenn auch nur noch in groben Zügen, der Verlauf einer Straße, die parallel zum Fluss verlief, auf den der Aussichtspunkt einst geblickt hatte.
Der Hurtan war kein breiter Fluss, aber er war breit und tief genug. Und die Strömung war deutlich erkennbar, und das war innerhalb eines Sumpfes äußerst ungewöhnlich.
»Keine Chance«, erklärte D'Len Pah. » Flar-ta können schwimmen, aber nicht gut genug dafür.«
Ihr erhobener Standpunkt gestattete ihnen auch einen Blick auf die niedrigen Berg- oder Hügelketten, in denen ihr nächstgelegenes Ziel lag. Es sah aus, als wäre es leicht zu erreichen, weniger
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