Das Bronze-Bataillon
schreiender Krabbler. Beinahe wäre sie über einen toten Mardukaner gestürzt, als sie stolpernd zum Stehen kam. Es gelang ihr jedoch, das Gleichgewicht rechtzeitig wiederzugewinnen … und nicht das Feuer zu eröffnen, als ein Dutzend weiterer Krabbler herangetrabt kam, um sich der johlenden Meute anzuschließen. Instinktiv wusste sie: Wenn sie jetzt feuerte, dann war der Prinz tot.
Roger keuchte und schaute den nächsten Krabbler in der Schlange an. Drei Leichen waren bereits aus dieser De-Facto-Arena herausgeschleppt worden, und so langsam verstand er die hier geltenden Spielregeln. Die Linie, die er auf den Boden gezogen hatte, kennzeichnete einen ›Sicherheitsbereich‹. So lange er sich auf ›seiner‹ Seite der Linie aufhielt, wurde er nicht angegriffen, und wenn seine Gegner sich auf der anderer Seite ›ihrer‹ Linie befanden, galt das eben im Umkehrschluss ebenfalls. Allerdings wurden sie, als er einmal zu lange hinter seiner Linie blieb, doch sehr aufgeregt. Anscheinend konnte er nicht einfach nur dort stehen blieben und auf Rettung warten.
Er schaute sich nicht um, als er hinter sich schnelle Schritte hörte.
Doch an der Art und Weise, wie einige der Mardukaner erstarrten, musste es sich um einen Marine handeln.
»Hinter mir auf dem Boden ist eine Linie zu erkennen. Überqueren Sie die nicht!«
»Jawohl, Sir!« Er erkannte Nuttes Stimme und hoffte, es würde der zornigen kleinen Marine gelingen, die Ruhe zu bewahren. »Panzerungen sind unterwegs!«
Roger nickte und ließ die Schultern kreisen. Schon vor geraumer Zeit hatte er den Rucksack abgeworfen, das Munitionsgeschirr und alles andere, das ihn zu sehr zu behindern drohte. Bei seinen Trainingskämpfen mit Cord hatte er genug gelernt, um bis jetzt noch am Leben zu sein. Wenn sie gemeinsam irgendetwas angriffen, dann mochten diese Krabbler die entsetzlichsten und gefährlichsten Gegner auf diesem Teil des Planeten sein, als Individuen hingegen waren sie geradezu jämmerlich unausgebildet. Andererseits war es schon jetzt ein langer, harter Tag gewesen, und so langsam wurde er müde.
»Sagen Sie denen, die sollen sich beeilen, aber die Ruhe bewahren«, wies er den Corporal an, als ein weiteres Mal schwere Schritte hinter ihm erklangen. Dann schaute er den Krabbler an.
»Komm schon, du vierarmiger Mistkerl! Ich fange an, mich zu langweilen!«
Julian ging an dem Mardukaner-Schamanen vorbei und eilte auf Rogers Position zu. Der NGO verstand nicht genau, was der alte Krabbler da sagte, aber es klang verdammt nach Flüchen. Der alte Knacker, der sich auf offenem Gelände überraschend schnell bewegen konnte, hatte ernst zu nehmende Schwierigkeiten mit umgestürzten Baumstämmen, und das war ganz offensichtlich auch der Grund, weswegen Roger ihn auf diesen kleinen Ausflug nicht mitgenommen hatte.
»Freut mich, dass du auch so glücklich über sein Verhalten bist wie wir!«, rief der Marine über die Außenlautsprecher seiner Panzerung, als er an ihm vorbeidonnerte.
»Ich bringe ihn um!«, stieß Cord wütend hervor. » Asi oder nicht Asi , ich schwöre, ich bringe ihn um!«
»Soll mir recht sein, aber dann wirst du dich hinten anstellen müssen«, giftete Julian noch, bevor er außer Sicht war. »Aber ganz , ganz weit hinten!«
»Ich bringe ihn um!«, konstatierte Pahner, fast ruhig, als Bilali und die Gruppe mit der Krankentrage in sein Blickfeld traten.
»Bilali?«, fragte Kosutic und rieb sich das Ohr.
»Roger. Bilali vielleicht auch.«
Der Gruppenführer trat vor den Kompaniechef und salutierte.
»Sir, Sergeant Bilali meldet sich mit einer weiteren Person zurück.«
»Und diese eine Person ist nicht der Prinz, wie ich sehe«, erwiderte Pahner deutlich. »Ich bin im Augenblick viel zu wütend, um mich damit zu befassen. Gehen Sie mir aus den Augen!«
»Jawohl, Sir.« Der Sergeant ging zu der Stelle hinüber, wo sich der Sanitäter um Gelert kümmerte.
»Geh jetzt bloß nicht hoch, Armand!«, flüsterte Kosutic. »Wir haben noch einen langen Weg vor uns!«
»Das versuche ich mir auch die ganze Zeit über klar zu machen«, entgegnete Pahner. »Und ich versuche auch, nicht zu explodieren.
Aber wenn wir den Prinzen verlieren, dann ist es praktisch sinnlos, diese ganze Reise überhaupt zu Ende zu bringen!«
Dazu konnte auch Kosutic nur nicken.
Roger trat wieder hinter seine Linie zurück und wandte sich dann um.
»Wer ist hier der Anführer?«, fragte er.
Mehr als einhundert Krabbler hatten sich inzwischen eingefunden, um bei dem
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