Das Bronze-Bataillon
etwa Molybdän und Chrom.«
»Molly … Molby …« Cord verzog das Gesicht. »Ich kann das nicht einmal aussprechen !«
»Mach dir darum keine Gedanken«, beruhigte Dobrescu ihn.
»Targ, das Wichtige dabei ist, dass es wirklich an dem hier vorliegende Erz liegt, und an eurer Erfahrung, dass eure Waffen etwas Besonderes sind. Und ich habe mir mal eine eurer Hauptminen angeschaut und festgestellt, dass die alle voller Verunreinigungen sind: vor allem Vanadium und Molybdän. Ich wäre sogar bereit zu wetten, das wenn ihr damit erst einmal richtig anfangt, ihr auf einen Erzgang stoßen werdet, aus dem ihr den besten Stahl werdet machen können, den ihr jemals gesehen habt.«
»Ah, sehr gut«, freute sich Targ. »Wir haben uns schon seit langem gefragt, was unser Wellenstahl so besonders macht. Und das gehört bestimmt mit dazu.«
»Wartet mal einen Augenblick!«, meinte Roger und schaute Dobrescu stirnrunzelnd an. »Vanadium und Molybdän sind wichtig, klar, aber doch nicht wirklich unerlässlich, um Schwert stahl zu machen, Doc!« Der Warrant Officer schaute ihn überrascht an, und der Prinz gluckste belustigt, doch zugleich schwang in dieser Belustigung auch eine gewisse Traurigkeit mit. »Ich würde niemals behaupten, ein Experte auf diesem Gebiet zu sein«, sagte er, »aber kein MacClintock kann verhindern, dass er wenigstens ein bisschen über Waffen aus alter Zeit erfährt … so sehr er sich auch Mühe geben mag.«
»Ach?« Dobrescu hob eine Augenbraue, und Roger zuckte mit den Schultern.
»Jou«, erwiderte er. »Vanadium sorgt für ein feineres Kugelgefüge in dem hitzebehandelten Stahl, was dem Härtungsprozess zuträglich ist und einige der Probleme verhindert, die beim Überhitzen von Stahl auftreten. Und gleichzeitig sorgt es auch dafür, dass das erneut erhitzte Metall nicht so schnell seine Härte verliert. Also kann Vanadiumstahl höhere Temperaturen überstehen, bevor es seine Härtung verliert.
Molybdän wirkt sich ungefähr genau so aus, indem es dafür sorgt, dass die Temperatur tiefer in den Stahl vordringen kann, und außerdem erhöht es die Härte und verringert den Materialermüdungsfaktor. Aber das wichtigste Element bei der Härtung von Stahl ist und bleibt der Kohlenstoff.«
Während der Prinz mit seiner Erklärung fortgefahren war, hatte Dobrescu auch noch die zweite Augenbraue gehoben, und das Erstaunen des Warrant Officers stellte auch kein isoliertes Phänomen dar. Selbst O'Casey starrte ihren ehemaligen Schüler an und zuckte dann die Achseln.
»Hey, ich hab's ja schon gesagt: Ich bin ein MacClintock«, wiederholte er.
»Ich habe vor einigen Jahren mal gelesen«, berichtete Dobrescu jetzt, »Vanadium und Molybdän waren das, was für die Produktion von Damaszener-Stahl notwendig waren.«
»Das stimmt auch fast«, entgegnete Roger. »Das ›Wellen-Muster‹ –diese weißen Linien auf dem schwarzen Hintergrund – ergeben sich daher, dass der Stahl in mehreren Schichten übereinander gelegt wird, und die einzelnen Schichten sind vor allem wegen der Verunreinigungen so deutlich zu erkennen. Aber man kann durchaus genauso ein Muster an seiner Klinge haben, und dann ist sie trotzdem Schrott! Guter Damaszenerstahl hat einen Kohlenstoffgehalt von etwa einem bis anderthalb Prozent, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Aber selbst dann liegt der eigentliche Trick immer noch bei der Härtung! Es gibt ein paar Klingen mit wunderschönem Muster in der Sammlung von Roger III. die nie richtig hitzebehandelt wurden. Ich glaube, deren Rockwell-Härte lag nur bei etwa dreißig oder so, und damit wären sie als echte Waffen ziemlich nutzlos.
Man braucht schon eine Rockwell-Härte so um die fünfzig, wenn man etwas haben will, was Rüstungen und Knochen durchschlägt –so wie dieses Schätzchen hier.« Er tätschelte die Katana, die selbst noch in T'Kal Vlans Zelt stets unmittelbar neben ihm lag.
»Wirklich?«, fragte O'Casey und versuchte ihre Begeisterung dar
über zu verbergen, Roger – ihren Roger! – auch mal im ›Doziermodus‹ erleben zu dürfen. Sozusagen.
»Ja. Auf der Alten Erde hat es verschiedene Techniken gegeben, das richtig gute Zeug herzustellen«, erklärte Roger ihr jetzt weiter.
»Die Europäer haben das mit einer besonderen Verschweißungstechnik gemacht, die Japaner sind rein mechanisch vorgegangen, aber die Inder haben es wahrscheinlich in einer Art und Weise gemacht, die der der Voitan-Schmiede am nächsten kommt, wenn ich mir das hier so ansehe.« Wieder
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