Das Bronze-Bataillon
hinüber.
»Hab früä immä Hammä benutzt.« Nach einem weiteren Grunzlaut und einem weiteren scheppernden Schlag war auch der rechte Bizeps befreit. »Abä mein Schwagä sagt: ›Ramon. Du nehmän Schlüssäl, Tschaisch-Käa!‹ Also ich nehmä Schlüssäl! Und der Tschaisch-Käa hat Recht gähabt!« Poertena ließ den Schraubenschlüssel wieder fallen und griff in den Zwischenraum, der sich jetzt zwischen der Armberge und dem Schulterstück ergeben hatte. »Wenn erstma' Armä ab sin, dann is' bald alias vorbai!« Er ließ seine kleine Hand und den Unterarm bis zum Rücken des Prinzen wandern. Roger spürte, dass der Waffenmeister nach irgendetwas tastete, und dann spürte der Prinz deutlich, wie die Spannung nachließ: Das Gelenk auf der Rückenschild der Rüstung öffnete sich. Bedauerlicherweise wurde dadurch der Unterarm des Waffenmeisters in der Lücke eingeklemmt. »So'n Tschaisch!«, war sein einziger Kommentar. Dann … »Prinz, könnt Iä Luft anhaltän und Eu'ä Schultän zurückziehän?«
Nach einigen weiteren Verrenkungen stand der Prinz wieder in einem weit verstreuten Stapel von Rüstungsteilen. Er blickte auf sein Unterhemd und gluckste. »So viel zum Thema ›Schamgefühl‹.«
Mit einem Zischen öffnete sich die Tür zur Rüstkammer, und ein weiblicher Sergeant in einem Tarnanzug trat ein. Ihr Gesicht wirkte kühl, mit hohen, slawischen Wangenknochen; ihr langes, brauen Haar trug sie in einem Knoten auf dem Hinterkopf. Die wellenförmigen Verzerrungen, die der Chamäleon-Stoff hervorrief, verhinderten jede Aussage über ihre Figur, aber ihr schneller Schritt und ihre geschmeidigen Bewegungen verrieten zumindest, dass sie sehr sportlich sein musste. Sie verzog keine Miene, als sie den halbnackten Prinzen und die weit verstreuten Rüstungsteile sah.
»Euer Hoheit, Captain Pahner erbittet Eure Anwesenheit auf der Brücke!«
»Nehmen Sie Kontakt mit dem Captain auf und sagen Sie ihm, dass es eine Zeit lang gedauert hat, aus der Rüstung herauszukommen«, antwortete Roger gereizt. »Ich bin in einer Minute da.«
»Ja, Euer Hoheit«, bestätigte der Sergeant freundlich und berührte den Transmitter-Knopf an ihrer Seite, während Roger die Kleider anzog, die er für diese wenigen Stunden des angespannten Wartens ausgewählt hatte. Zuerst hatte er einen Kampfanzug in Erwägung gezogen, aber er war zu dem Schluss gekommen, dass dieser doch zu unbequem war; schließlich hatte er sich für einen Tropenanzug aus einem flauschigen, baumwollartigen Stoff entschieden. Das passte zwar nicht zu Feuergefechten, aber es verlieh ihm eine geschliffene Aura von Abenteuerlust, und es sah viel besser aus als diese Tarnanzüge, die alle anderen inzwischen angezogen hatten.
Während er sich anzog, beobachtete Roger heimlich den Sergeant.
Zuerst dachte er, sie bewege ihre Zunge und ihren Kiefer, weil sie versuchte, irgendetwas loszuwerden, was ihr von der letzten Mahlzeit zwischen den Zähnen hing, doch schließlich begriff er, dass sie ein langes Subvokal-Gespräch mit jemandem führte oder sich vielleicht sogar stritt. An ihrem langgestreckten, sonnengebräunten Hals war das Subvokal-Mikrophon kaum zu erkennen, und der Empfänger war selbstverständlich in den Warzenfortsatz ihres Schläfenbeins eingelassen.
Schließlich war er angekleidet, zog das Hemd mit seinen vielen Taschen zurecht und schnippte einen Fussel davon.
»Fertig.«
Der Sergeant betätigte den Öffnungsmechanismus der Tür, blieb aber zurück, als der Prinz den Raum verließ; auf dem Gang wurde er von zwei Wachen in Empfang genommen, die ihn auf seinem Weg zur Brücke begleiten würden. Sobald die Luke sich wieder geschlossen hatte, wandte sie sich dem Waffenmeister zu, der die Einzelteile der Rüstung an einer Art stummem Diener wieder zusammensetzte.
»Poertena«, fragte sie dann in gestrengem Ton, »hast du beim Prinzen wieder deine Hammer-Nummer abgezogen?«
»'Türlich hab ich keinä Hammä-Nummä abgezogän!«, stritt der Waffenmeister nervös ab. »Ich mach Hammä-Nummä nich' meä!«
»Und was macht dann dieser Schraubenschlüssel auf dem Boden?«
»Ah, deä! Ich mach Hammä-Nummä nich' meä, ich mach Schlüssel-Nummä!«
»Poertena, wenn du anfängst, den Prinzen zu verarschen, dann wird Pahner dich zum Frühstück verspeisen – und zwar quer!«
»Tschaisch auf Pahnä!«, fauchte der Waffenmeister und gestikulierte wild in der Rüstkammer herum. »Siehst du das daa? Hab hier sechs Tschaisch-Rüstungän, wo fertig werdän
Weitere Kostenlose Bücher