Das Bronze-Bataillon
hatte.
» Nein! «, wiederholte sie, diesmal noch deutlicher.
»Warum nicht?«, fragte Roger und verzog innerlich das Gesicht, als er hörte, wie weinerlich seine Stimme schon wieder geklungen hatte. »Ich kann auf mich selbst aufpassen!«
»Das ist zu gefährlich!«, fauchte O'Casey. »Allein schon die Vorstellung ist einfach lächerlich!«
»Wenn wir wirklich einen Sturmangriff durchführen, Euer Hoheit, dann können meine Truppen Euch nicht gleichzeitig bewachen«, betonte Pahner zu O'Caseys Rückendeckung.
» Meine Truppen«, widersprach Roger aufsässig. Er hasste diesen Tonfall, aber er wusste nicht, wie er es sonst hätte sagen sollen.
» Meine Truppen, Captain! Ich bin der Oberbefehlshaber dieses Bataillons; Sie arbeiten für mich !« Er strich sich die Haare zurecht und entfernte einige imaginäre Fusseln auf seinen Schultern; Pahners Miene verwandelte sich in eine eiserne Maske, die Zähne erkennbar zusammengebissen.
»Ja, Euer Hoheit, das ist richtig.« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und blickte ausdruckslos an die Decke. »Wie lauten Ihre Befehle, Sir?«
Roger hatte schon den Mund geöffnet, um sich gegen die nächste Missachtung seiner Vorrechte zu verwahren, und das plötzliche Ausbleiben jeglichen Widerspruchs sorgte dafür, dass er mit offen stehenden Mund reglos dasaß. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, welche Befehle er jetzt geben sollte, er wollte auch gar keine geben! Er wollte einfach nur, dass die Leute endlich anfingen, ihn wie einen Erwachsenen zu behandeln und wie den Oberbefehlshaber dieses Bataillons, und nicht mehr wie ein nutzloses Anhängsel, das es lediglich zu beschützen galt. Doch plötzlich schoss ihm wieder das Bild eines Marines durch den Kopf, ohne Tarnanzug, ungeschützt dem Vakuum ausgesetzt, wie er auf Rogers Brust saß, die durch einen Raumanzug geschützt war, und dieser Marine wartete darauf, ob das Schiff Druck verlieren würde; und Roger wusste, dass er einen Ausweg aus der Lage finden musste, in die er sich selbst hineinmanövriert hatte. Er dachte an die Gespräche, die gerade eben um ihn herum stattgefunden hatte; er griff sogar kurz auf sein Toot zu. Das Gerät besaß ein eigenständiges Ein-Minuten-Kurzzeitgedächtnis – das ihm während der Schulzeit und bei zahlreichen gesellschaftlichen Ereignissen gut zustatten gekommen war, und er war immens erleichtert, als er einen Ausweg gefunden hatte.
»Also, Captain, ich denke, wir sollten damit beginnen, eine Einsatzplanung vorzunehmen, während die Züge die Shuttles vorbereiten. Im Rahmen dieser Einsatzplanung werden wir festlegen, wer an diesem Einsatz beteiligt sein wird.« Er blickte zu Eleanora hinüber, doch sie weigerte sich, diesen Blick zu erwidern; gleiches galt für die sichtlich peinlich berührten Offiziere, die ihm am Tisch gegenübersaßen. »Haben Sie noch etwas, Captain Krasnitsky?«
»Nein, Euer Hoheit«, entgegnete Krasnitsky. »Ich denke, das wäre alles.«
»Also gut«, schloss der Prinz, »legen wir los!«
Krasnitsky blickte zu Pahner hinüber; Pahner nickte, und damit war die Besprechung beendet.
Kapitel 6
»Prinz Roger bitte auf die Brücke! Prinz Roger bitte auf die Brücke!«
Die Durchsage über das Intercom, verstärkt durch ein leises Klingeln seines Implantats, erwischte Roger in einem denkbar ungünstigen Augenblick. Endlich wurde ihm eine Kampfpanzerung angepasst, und es lief alles andere als gut.
Es war die Entscheidung gefallen, wenn auch nicht ohne einige hitzige Diskussionen, dass Roger sich zwar keinesfalls an dem eigentlichen Sturm gegen die Anlagen des Raumhafens beteiligen durfte, er aber die zweite Nachschub- und Transportgruppe würde begleiten dürfen. Aus seiner Sicht war das nur ein halber Sieg; aber wenigstens hatte Pahner ihm beigepflichtet, da es ja schließlich immer noch feindliches Feuer geben könne, sei es eine gute Idee, für Roger eine Rüstung herauszusuchen und sie ihm anzupassen.
Roger vermutete, zu den Beweggründen des Captains gehörte auch, dass er diesen Schutzbefohlenen der Marines so weit wie möglich aus den Füßen haben wollte. Aber es war doch auch nur sinnvoll, diesen Angehörigen der Kaiserlichen Familie mit so viel Sicherheit wie nur irgend möglich zu umgeben. Bedauerlicherweise wurde dieses Anpassen der Rüstung jetzt gerade unterbrochen, und Roger war doch ein wenig beklommen zumute, als er zu dem Waffenmeister hinüberblickte, der das Intercom mit finsterem Blick anstarrte und mit gefletschten Zähnen
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