Das Bronze-Bataillon
wenn man bedachte, dass O'Casey über Jahren hinweg Rogers Privatlehrerin gewesen war, und sie besaß insgesamt vier Doktortitel, einen davon in Geschichtswissenschaften.
»Nein. Nein, das habe ich nicht gemeint. Ich habe gemeint …«
Roger betrachtet das ausdruckslose Gesicht des Marines und begriff, dass das nicht gerade der bestmögliche Zeitpunkt dafür war, sich diese Frage von der Seele zu reden. Und selbst wenn er sie tatsächlich stellen würde: Pahner würde – ebenso wie die meisten Menschen es taten, wenn Roger eine Frage stellte – wahrscheinlich nur eine unverständliche Antwort geben, die noch tiefgreifendere Verwirrung geradezu garantierte.
»Ich habe gemeint … ›Was‹: Was machen wir denn jetzt?«
»Wir werden unser Glück versuchen müssen, Euer Hoheit«, erklärte Pahner und nickte, nachdem die Frage für ihn jetzt wieder Sinn ergab. Er vermutete, dass in diesem Hohlkopf noch irgendetwas anderes vorgegangen war, doch er wusste weder, was das gewesen sein könnte, noch war er daran sonderlich interessiert. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und es sah ganz danach aus, als würde sich die Erfüllung dieser Aufgabe beträchtlich hinziehen.
»Wir werden die Boote neu beladen. Mit diesem Kreuzer da vor unserer Nase können wir uns einen Sturmangriff auf den Raumhafen abschminken. Also werden wir auf dem Planeten landen und uns zu Fuß auf den Weg zu dem Raumhafen machen müssen. Wir dürfen niemanden wissen lassen, dass wir hier sind, sonst wird man uns abschlachten, also werden wir ballistisch einfliegen müssen, und das bedeutet, dass wir ein beträchtliches Stück weit vom Raumhafen entfernt landen werden – praktisch auf der anderen Seite des Planeten. Marduk ist erst recht spät Teil des Imperiums geworden, daher ist dieser Planet bisher nicht vollständig erforscht und vermessen worden, und ein Satellitennetz gibt es auch nicht. Also wird man uns vom Raumhafen aus nicht entdecken können, so lange wir nicht in Sichtweite geraten. Sobald wir den Raumhafen erreicht haben, werden wir ein Schiff kapern und dann geht's nach Hause.«
So wie er das ausdrückte, klang das ganz einfach. Nun gut.
»Also werden wir auf der Rückseite des Planeten landen und dann die Shuttle nehmen und damit … öööhm, mir fällt nicht mehr ein, wie das heißt. So ganz nah am Boden, damit die nicht entdeckt werden?«
»›An der Grasnarbe‹«, antwortete Pahner düster. »Nein, Euer Hoheit. Bedauerlicherweise werden wir in einer Entfernung von fünf Lichtminuten zum Planeten starten müssen. Wir werden drei Züge und einige Personen aus dem Hilfspersonal des Schiffes auf vier Sturmboote verteilen: Das reicht für eine Kompanie einschließlich Verstärkungstruppen. Der Rest der Ladung wird als Treibstoff fürs Abbremsen fungieren müssen. Sobald wir unten sind, werden wir von Glück reden können, wenn wir genug Treibstoff für ein paar Kilometer haben.«
»Und wie kommen wir dann zu dem Raumhafen?«, fragte Roger nach und fürchtete die Antwort schon zu wissen.
»Wir werden laufen, Euer Hoheit«, entgegnete der Captain mit einem grimmigen Lächeln.
Kapitel 7
»Hier heißt es, ›die durchschnittliche Schwerkraft auf Marduk liegt geringfügig oberhalb des Erd-Standards, und das Wetter des Planeten verändert sich nur wenig‹«, las Sergeant Julian von seinem Notepad ab. Es war ihm, mit Poertenas Hilfe, gelungen, zwei weitere Rüstungen ans Laufen zu bringen, als der Befehl durch das Schiff hallte, alles stehen und liegen zu lassen und die Shuttle umzuladen.
Derzeit waren sie gerade mit Ausladen beschäftigt.
Er saß auf der silbernen Tragfläche einer der Sturmfähren, während sein Trupp alles nicht Lebensnotwendige auslud. Die flexibel einstellbaren Tragflächen dieses Raum-Boden-Sturmbootes waren für Atmosphärenflüge mit Geschwindigkeiten unterhalb von einhundert Kilometern pro Stunde ebenso geeignet wie für Flüge mit Mach Drei; für Raummanöver verfügte das Shuttle zusätzlich noch über Wasserstoff-Schubdüsen. Ebenso wie Beiboote, wie sie auf Planetenoberflächen eingesetzt wurden, war es nur mit leichteren Waffen ausgestattet, dazu mit einer einzelnen, auf der Oberseite montierten vierläufige Perlkugelkanone, sodass im Inneren des Shuttles mehr Platz für Besatzung und Ausrüstung war.
»› … mit einer Durchschnittstemperatur von dreiunddreißig Grad und einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit von siebenundneunzig Prozent‹«, fuhr er fort. In den Datenbanken der Marines war
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