Das Bronze-Bataillon
sein. »Es heißt immer, das Warten sei das Schlimmste.«
»Ist das so?«, fragte Roger nach. Er hatte das Gefühl, als hätte er keinerlei Boden mehr unter den Füßen. Das hier war eine Situation, die er niemals für sein Leben geplant hatte – nicht, dass er bisher überhaupt viel Gelegenheit dazu gehabt hatte, irgendetwas in seinem Leben zu planen –, in jedem Fall war er nicht im Geringsten auf eine solche Situation vorbereitet. Er war Herausforderung auf sportlichem Gebiet gewohnt. Der Grund dafür allerdings, dass er sich derartigen Herausforderungen gestellt hatte, war schlicht dieser: Niemand hatte ihn jemals ernst genug genommen, ihm für irgendwelche anderen Herausforderungen auch nur die Möglichkeit zu lassen. Jetzt stand er kurz davor, sich der größten Herausforderung seines Lebens zu stellen … und wenn er auf diesem Spielfeld einen Fehler machte, bezahlte er mit seinem Leben dafür.
»Für manche schon«, erwiderte Pahner. »Für andere sind die Folgen das Schlimmste. Wenn man durchrechnet, was es einen gekostet hat.«
Er schwenkte seinen Sessel herum und schaute den Prinzen an; und er versuchte dabei zu ergründen, was hinter dem Gesichtsschutz des flimmernden Kugelhelms dieses jungen vorgehen mochte.
»Dieser Einsatz wird uns viel kosten«, fuhr er dann fort und achtete sorgsam darauf, dass sich sein Tonfall nicht einmal um eine Nuance veränderte. »Aber das geschieht gelegentlich. Es gibt bei jedem Kriegsspiel zwei Seiten, Euer Hoheit, und auch die andere Seite versucht zu gewinnen.«
»Ich bemühe mich immer sehr, nicht zu verlieren«, entgegnete Roger leise. »Ich habe schon früh herausgefunden, dass mir Verlieren wirklich gar nicht gefällt.« Der Außenlautsprecher war von höchster Qualität, doch dennoch hallten seine Worte sonderbar in der kleinen Abteilung wider.
»Mir auch nicht, Euer Hoheit«, pflichtete Pahner ihm bei und wandte sich dann wieder der Kommandostation zu. »Mir auch nicht. Es gibt keine Verlierer in der Kaiserlichen Garde. Und nur verdammt wenige in der ganzen Flotte.«
»Wir wurden gerade bestrichen, Sir.« Die Stimme von Commander Talcot verriet völlige Konzentration. »Die Sensoren bestätigen, dass es sich um einen Saint-Lidar handelt. Mark 46.« Er schaute von seinem Taktik-Display auf. »Das entspricht dem Standard eines Kreuzers der Muir -Klasse.«
»Roger«, bestätigte Krasnitsky. »Die werden jeden Moment bemerken, dass sie sich getäuscht haben. Aktivieren und das Feuer eröffnen, sobald Sie das Ziel erfasst haben.«
Auf diesen Befehl hatte Sublieutenant Segedin gewartet wie ein Läufer am Startblock einer Rennbahn, und sein Finger berührte im gleichen Augenblick den Knopf für das ›aktive Absetzen von Flugkörpern‹, als der Alarm ertönte.
Der Saint-Kreuzer der Parasite-Klasse war für eine derartige Auseinandersetzung deutlich zu schwach bewaffnet. Obwohl das Schiff für einen Interplanetarraumer recht groß war, war er, und auch alle seine Schwesternschiffe, winzig im Vergleich zu einem Interstellarschiff.
Da der Tunnelantrieb nur volumenabhängig war, nicht masseabhängig, konnten Interstellarschiffe sehr groß und unglaublich massig gebaut werden. Großraumer besaßen einen Durchmesser von mehr als eintausendzweihundert Metern, und alle Interstellarschiffe waren mit ChromSten-Kompressionsmaterie gepanzert. Diese Panzerung entsprach üblicherweise einem Drittel der Gesamtmasse des Schiffs, doch da die Systeme ja volumenabhängig waren, war das kaum von Bedeutung. Außerdem boten diese Schiffe beträchtlich viel Platz für Geschosse, und die Kondensatoren, mit denen die Tunnelantriebe gespeist wurden, speicherten enorme Energiemengen.
Sobald allerdings diese Schiffe sich im TA-Limit befanden, stellten sie schnell fest, dass sie sich jetzt nur noch unter dem Phasenantrieb voranschleppten, und der Phasenantrieb war masseabhängig. Und das bedeutete, dass Interstellarschiffe relativ langsam waren und sich nur schwerfällig manövrieren ließen.
Und da kamen die Schiffe der Parasite -Klasse ins Spiel, die meist nur kurz als ›Parasiten‹ bezeichnet wurden.
Parasiten-Kreuzer und -Jäger konnten in fast unglaublicher Anzahl in Großraumern untergebracht werden. Sobald die Interstellarschiffe dann ein System erreichten, sandten sie die Kreuzer und die Jäger aus, die sich dann dem Gegner stellten; aber diese Kreuzer waren darauf ausgelegt, hauptsächlich schnell und wendig zu sein, und nicht schwer gepanzert; sie verfügten nicht über
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