Das Bronze-Bataillon
Vorräten beladen war, immer überfüllt war.
Die Soldaten im Frachtraum saßen, eng wie die Sardinen, in vier Reihen; zwei Rücken an Rücken in der Mitte des Raumes, die beiden anderen mit dem Rücken zur Außenwand des Shuttles. Die ›Sitzreihen‹ bestanden aus Kokons aus Memory-Plastik, doch die Seitenwände dieses Kokons waren so dünn, dass die Passagiere praktisch Schulter an Schulter dort saßen; und die Reihen standen einander so dicht gegenüber, dass die Knie der Marines sich hätten verhaken können. Waffe und Rucksack trug jeder Soldaten auf den Knien, einfach übereinander gestapelt, und am obersten Teil hatte jeder der Kokons einen Helm ausgeformt; derzeit waren diese Helme so konfiguriert, dass sie als Raumfahrerhelme zu den Chamäleon-Anzügen passten, die die Soldaten trugen.
Angesichts der Tatsache, dass niemand auch nur die Beine bewegen konnte, angesichts der Tatsache, dass schon die kleine Bewegung dazu führte, den Sitznachbarn anzustoßen, und angesichts der Tatsache, dass man, um aufzustehen, vier Schichten Ausrüstungen und Waffen bewegen musste, war das hier definitiv nicht der richtige Ort für Personen, die zur Klaustrophobie neigten. Aber wenigstens mussten sich die Soldaten in ihren Chamäleon-Anzügen keine Gedanken darüber machen, wie sie eine Toilette würden aufsuchen können. Da diese Schutzanzüge für den Raumkampf ausgelegt waren, boten sie sämtlichen erforderlichen Komfort.
Zwischen den Kokons lagen zusätzliche Panzeranzüge, und auf halber Länge des Frachtraums waren die Sitzreihen der Soldaten durch zahlreiche Wasserstoffflaschen unterbrochen. Die rotgestrichenen Ovale aus Panzerstahl, jedes etwa so groß wie ein altmodischer Flüssiggastank, waren fast bis zur Decke des Frachtraumes aufgestapelt und kreuz und quer befestigt worden. Selbst wenn das Shuttle abstürzte oder ein Nuklearsprengkopf in Kernschussweite explodierte: nichts und niemand würde diese Flaschen von der Stelle bewegen. Und das war auch beabsichtigt. Würden diese Flaschen sich während der Manöver des Shuttles oder auch dessen Mutterschiffs losreißen, dann hätten die Passagiere auch gleich aufgeben, die Raumanzüge öffnen und das Vakuum einströmen lassen können: Ohne den Wasserstoff, der sich in diesen Flaschen befand, würde den Shuttles der Wiedereintritt niemals gelingen.
Hinter den Gasflaschen, die ein Stück weit vor dem Masseschwerpunkt des Shuttles vertäut worden waren, befand sich der Rest der Panzerrüstungen und der allgemeinen Fracht. Ausbalanciert wurde dieses Shuttle dadurch, dass die Panzerrüstungen hinter den Gasflaschen untergebracht waren und ebenso auch die restliche Fracht, deren Dichte größer war als die der Soldaten im vorderen Teil des Schiffes. Da die Schiffe allesamt mit deaktivierten Triebwerken in die Atmosphäre würden wiedereintreten müssen, war es dringend erforderlich, diese Balance gewährleisten zu können. Die Fracht allerdings auf diese Weise anzuordnen, sorgte für noch größere Enge innerhalb des Frachtraums.
Wenigstens musste Roger sich nicht mit den Bedingungen herumschlagen, die im Frachtraum herrschten; doch die kleine Sektion, die er sich mit Pahner teilte, war auch nicht viel besser. Es gab gerade genug Platz darin, sich umzudrehen – aber nur sehr langsam und sehr vorsichtig. In dieser Sektion befanden sich zwei Taktik-Stationen, die an die Steuerbordseite des Shuttles gequetscht waren, vor dem Frachtraum, der dadurch vom Cockpit abtrennt war. Das war der sicherste Teil des Schiffes, was einer der Gründe war, warum Roger sich dort aufhielt, und auch dort gab es Verbindungsleitungen, ebenso wie im Frachtraum, die Kampfpanzerungen oder Raumanzüge mit Strom versorgten und Recycling betrieben. Doch mit seiner niedrigen Decke (dieser Raum war oberhalb des Lüftungssystems der steuerbords gelegenen Frontdüsen untergebracht) und dem wenigen Platz, der hier zur Verfügung stand, war auch das nicht der richtige Ort für einen Klaustrophobiker. Und, nur damit es so richtig beengt war, hingen am vorderen Schott dieser Abteilung auch noch die Rucksäcke von Roger und Pahner.
Es gelang Roger, seine Knie unter der Taktik-Station hervorzumanövrieren, ohne etwas zu zerstören, und er schaute die Rückseite von Pahners Helm an.
»Also«, fragte er dann gereizt, »was machen wir jetzt?«
»Wir warten, Euer Hoheit«, entgegnete der Kompaniechef ruhig.
Er schien darüber, dass der Prinz sich weigerte, seine eigene Ausrüstung zu tragen, hinweg zu
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