Das Bronze-Bataillon
selbst, und er konnte diese Art Ärger jetzt gar nicht vertragen. »Wir werden in wenigen Minuten aufbrechen.« Der Captain lächelte matt. »Geradewegs hinweg über Marduks sonnenbeschienene Ebene.«
»Ich bin gleich da«, meinte Roger mit einem kurzen Blick auf den Captain. Der letzte Satz des Marines hatte für ihn keinen Sinn ergeben. Er hatte jetzt auch andere Sorgen. Das jedenfalls ging ihm durch den Kopf, während er seine Munition an seiner Weste befestigte. Letztendlich würden die handtellerbreiten Kartuschen sein Kampfgeschirr aus Chamäleon-Stoff vollständig bedecken und damit eine Art Behelfs-Rüstung darstellen. Zu seinen Füßen lag ein Bündel, das für weitere Munition gedacht war, und an seinen Hosenbeinen waren Schlaufen befestigt, die ebenfalls Kartuschen aufnehmen sollten. Am Schluss würde er vollständig von Munition eingehüllt sein.
Gott schütze uns, wenn der eine Querschläger-Perlkugel abbekommt , dachte Armand Pahner.
Pahner blickte zu Poertena hinüber. Der Waffenmeister hatte sich in den Schatten unter einem der netzgetarnten Tragflächen des Shuttles ausgestreckt. Der Captain wusste, dass die meisten Soldaten sich darüber beklagt hatten, dass er sie die Tarnnetze hatte anbringen lassen; aber er war unerbittlich geblieben. Der Rumpf und die Tragflächen der Shuttles waren im Prinzip nichts anderes als ein großes Kristall-Display: Solange die internen Energiequellen noch ausreichten, sorgte die programmierbare Außenhaut für eine bessere interaktive Tarnung als ein Chamäleon-Anzug oder auch eine dynamische Panzerung. Doch obwohl der Stromverbrauch wahrlich nicht groß war, reichte es doch aus, um irgendwann die Kondensatoren der Schiffe vollständig zu entladen, und jedem, der dann durch Zufall über dieses Gelände hinwegfliegen und hinunterschauen würde, mussten die Shuttles auffallen wie Elefanten auf einem Golfplatz.
Und selbst, wenn das nicht der Fall sein sollte, konnten auch die besten Interaktionstarnungen nichts dagegen unternehmen, dass das damit verborgene Objekt immer noch einen Schatten warf, und deswegen hatte Pahner den Einsatz der Netze befohlen. Die würden nicht nur für eine angemessene Tarnung sorgen, wenn die Energieversorgung erst einmal ausgefallen war, sondern durchbrachen auch die offenkundig künstlichen Ecken und Kanten der Schiffsrümpfe und Tragflächen, und damit auch die offenkundig künstlichen Schatten, die diese Shuttles warfen.
Roger hatte das erwartungsgemäß für Zeitverschwendung gehalten, allerdings war es ihm wenigstens gelungen, sein Gejammer nur Pahner selbst vorzutragen, statt dies auch noch in aller Öffentlichkeit, vor den Soldaten, zu tun. Der Captain hätte ihn – wirklich gerne – gefragt, warum er sich so beklagte, wenn doch niemand ihn aufforderte, diese Arbeit zu machen; schon nach einem kurzen Wortgefecht jedoch hatte er diesen Gedanken wieder verworfen.
Der Prinz und er hatten sich immer und immer wieder über seine Entscheidung gestritten, rund um die Uhr sämtliche Kommunikationsfrequenzen zu überwachen. Dank der fortschrittlichen Kommunikationsausrüstung, die in jeden Helm eingebaut war, erforderte das nur einen einzigen Soldaten, also stellte das kaum eine bedrohliche Einschränkungen der Truppenstärke dar. Dennoch hatte sich der Prinz nicht im Geringsten bemüht, seine Meinung über diesen, wie er fand völlig unsinnigen Befehl für sich zu behalten. Sich um möglichen Funkverkehr zu sorgen, wenn sich doch die Masse des gesamten Planeten zwischen ihnen und der einzigen anderen Hightech-Enklave befand, konnte doch nur einem hoffnungslos paranoiden Sicherheitsfanatiker einfallen – Pahner war sich sicher, dass Rogers Gedanken in diese oder eine ähnliche Richtung liefen.
Glücklicherweise hatte der Captain festgestellt, dass er bemerkenswert immun gegen die Meinung des Prinzen war, was seine Person betraf; und Rogers Argumente hatten seine Einstellung weder zum Thema ›Kommunikationswache‹ noch zum Thema ›Tarnnetze‹ geändert. Ohne Zweifel hatte der Prinz mit einer Sache höchstwahrscheinlich Recht: Es dürfte nahezu ausgeschlossen sein, irgendjemand könnte so niedrig vorbeifliegen, dass er die Shuttles würde erkennen können. Schließlich setzte das voraus, es gäbe überhaupt einen Grund, nach ihnen zu suchen, hier, auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten, weitestmöglich vom einzigen Raumhafen und der einzigen Landefläche des ganzen Planeten entfernt. Armand Pahner hingegen neigte nicht dazu,
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