Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
Vom Netzwerk:
passiert war, hätte es einen Grund gegeben. Ging es in diesen schönen Geschichten über den alten Mann mit dem Bart und den Blitzen nicht genau darum?
    Ich beneidete Elizabeth – aber ich bewunderte Groot. Denn wenn man wirklich an die Blitze glaubte, warum sollte man dann nicht alles in seiner Macht Stehende tun, um sie für sich zu beanspruchen?
    Das Lumen Dei sollte die vier Elemente zusammenbringen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Wir wollten mit dem beginnen, mit dem unser Vater begonnen hatte, mit der Flüssigkeit des Lebens selbst, einem Elixier, mit dem wir unsere wundersame Maschine beschichten und reinigen wollten. Es war ein Gift, so sagte Groot, das die Säfte des Menschen mit jenen des Himmels vereinen und aus dem Mikrokosmos und Makrokosmos einen einzigen Kosmos machen würde. Er suchte einen jungen Alchemiegehilfen, bei dem wir uns gegen gutes Geld darauf verlassen konnten, dass er der Formel unseres Vaters und Groots Befehlen folgen würde.
    Und so fand ich Thomas.
    Ich kann noch nicht über ihn sprechen, ich kann Dir nur von unserer ersten Begegnung berichten, wie sein weizengelbes Haar im Kerzenlicht schimmerte und wie freundlich seine blauen Augen waren, als sie schüchtern meinen Blick trafen. Du weißt, wie ich meinen Namen hasse, doch seine Stimme verlieh ihm einen neuen Klang. Elizabeth, sagte er, und es war wie ein Lied.
    Wenn Du diesen Brief gefunden hast – und ich bin sicher, dass Du ihn finden wirst –, bist Du im Besitz der Formel, die Thomas erstellt hat. Und mit dieser Formel überlasse ich Dir die Wahl. Ich kann das Lumen Dei nicht zerstören. Doch so wie ich es einst zusammengebaut habe, habe ich es jetzt auseinandergenommen und seine Teile in jener Stadt verteilt, die ich früher so geliebt habe.
    So folge mir jetzt, wenn Du es wagst, vom Wasser zur Erde, jenem Element in den Knochen und dem Mark des Lebens. Groot schickte mich auf die Suche nach der heiligen Erde, die einst als seelenloser Mensch auf der Erde wandelte, eine Suche, die mit dem Schöpfer dieser Kreatur begann und endete, dem heiligen Mann, der auf diese Weise fast zum Gott geworden wäre.
    Wenn Du Dich daran erinnerst, was uns unser Vater gelehrt hat, daran, dass Worte nicht denen gehören, die sie sprechen, wirst du mir an diesen Ort folgen können. Doch wenn Du Dich selbst so liebst wie ich Dich liebe, über alle Maßen, wirst Du diese meine Worte verbrennen und damit auch den Traum unseres Vaters.
    Ich hörte zu lesen auf.
    Â»Und?«, wollte Max wissen. »Wohin sollte er ihr folgen?«
    Â»Das könnte ein Problem sein«, sagte ich. Dann zeigte ich ihnen den Text, der am unteren Rand der Seite stand.
    Î˜E ΣΑΚΡΣΔ ΕΑΡΘ ΛΙΕΣ ΒΙ ΘE ΓΡΕΑΤΕΣΤ ΡΑΒΒΙΣ ΓΡΕΑΤΕΣΤ ΚΡΕΑΤΙΟΝ
    Â»Kann jemand Altgriechisch?«
    Eli seufzte, Max verzog das Gesicht, aber Adriane, die kurz die Stirn runzelte, was ich für gespielte Konzentration hielt, schüttelte den Kopf.
    Â»Problem gelöst«, meinte sie. »Das ist kein Griechisch.«
    Â»Ich weiß, dass du kein Talent für Sprachen hast, aber du kannst mir ruhig glauben, dass das Griechisch ist«, erwiderte ich.
    Adriane grinste. »Hast du mir nicht mal erzählt, dass Elizabeth Weston in England geboren wurde?«
    Â»Und hast du mir nicht mehr als einmal erzählt, dass du mir beim Lesen ihrer Briefe nie zugehört hast?«
    Â»Hab ich wohl doch«, rief sie. »Du hast mir auch erzählt, dass sie Englisch als ihre Muttersprache betrachtete und nur auf Lateinisch schrieb, weil sie eine arrogante Zicke war.«
    Â»Ich bin ziemlich sicher, dass ich andere Worte benutzt habe.«
    Â»Worte gehören nicht denen, die sie sprechen«, meinte sie.
    Â»Den Teil kann ich auch lesen. Der Teil ist nicht das Problem.«
    Â»Es gibt kein Problem, jetzt glaub’s mir doch endlich. Gib mir mal den Stift.«
    Sie schrieb: ΙΧ ΣΤΕΚΚΕ ΟΛΛΕΡ ΥΒΕΡΡΑΣΧΥΝΓΕΝ
    Â»Worte gehören nicht denen, die sie sprechen«, sagte Adriane noch einmal, während sie mit dem Stift auf das Papier klopfte. »Denk mal darüber nach.«
    Ich kam mir vor, als würde ich auf eines dieser Bilder starren, die nur aus Punkten bestehen – man starrt und starrt, bis sich irgendwann, aus reiner

Weitere Kostenlose Bücher