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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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zusammen mit meiner Trauer vergraben. Sie war zu groß – und zu gefährlich. Etwas zu fühlen, würde bedeuten, zu viel zu fühlen.
    Â»Gehn wir«, sagte sie schließlich. »Aber nur für den Fall, dass die Umstände mich daran hindern, es euch später an den Kopf zu werfen, möchte ich noch ein präventives ›Ich hab’s euch ja gesagt‹ hinzufügen«, meinte sie dann.
    Ich hatte ihr die Wahl gelassen. Keine richtige natürlich. Aber trotzdem eine Wahl. Eli, der Privatdetektiv, wollte sich allein um die Sache kümmern, hatte ich zu ihr gesagt: zur Polizei gehen wegen Max’ Tod, den Hleda č i , allem. Zumindest dem allem, das sie kannte. Ich konnte ihr nichts von der Mappe sagen. Es wäre zu demütigend gewesen, wenn sie den Beweisen geglaubt hätte, wenn sie den Blick von den E-Mails und Fotos gehoben hätte und mich, die erbärmliche Verliererin, die sich so leicht hatte täuschen lassen, voller Mitleid angesehen hätte. Und wenn sie es nicht geglaubt hätte, wenn sie an Max glaubte… was würde das über mich sagen, und darüber, warum ich so schwach war und lieber an ihm gezweifelt hatte?
    Eli würde sich um alles kümmern, hatte ich angeboten, und dann könnten wir nach Hause gehen.
    Â»Zu Hause werden sie genauso hinter uns her sein wie hier«, hatte sie gesagt. »Du weißt, was sie mit Chris gemacht haben. Mir wird das nicht passieren.«
    Â»Und was willst du tun?«
    Â»Wir finden sie«, hatte sie geantwortet. »Und holen uns alles zurück.«
    Die Hinweise, die gestohlenen Teile des Lumen Dei.
    Unser Leben.
    Ich hatte nicht gefragt, was davon.
    Das Letohrádek Hv ě zda, eine Sehenswürdigkeit für Tagesausflügler, war nachts abgesperrt, aber Eli, der falsche Privatdetektiv ohne richtige Waffe, hatte ein Messer und eine Büroklammer. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis er uns Zutritt verschafft hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Schloss bei Tageslicht aussah, aber bei Nacht verstand ich, warum eine Sekte religiöser Fanatiker ausgerechnet Schloss Stern mit den vielen merkwürdigen Winkeln und Halbreliefs steinerner Gottheiten, die uns von überall entgegenstarrten, zu ihrem Hauptquartier gemacht hatte. Kaiser Rudolfs Großvater hatte es als Jagdschloss-und-heilige-Stätte-in-einem erbauen lassen, für die bizarren Rituale, an denen er – sowie im Verlauf der nächsten fünf Jahrhunderte weitere unzählige Leichtgläubige und Spinner – sich versuchte. Die Grundmauern hatten die Form eines Davidsterns, um die mächtigen Kräfte des Makrokosmos miteinander zu verbinden. Alles zusammen, angefangen bei der Anzahl der Stockwerke über die Farben von Fußböden und Wänden bis hin zu den stuckverzierten Decken mit Fresken heroischer griechischer Götter, sollte die vier Elemente miteinander in Einklang bringen und das Gebäude zu einer Art magischem Blitzableiter für von Gott zugelassene Zauberer machen. Die Hleda č i – was offenbar jeder, der es bei einem Geheimbund zu etwas gebracht hatte, wusste – hatten es mit dem kompletten Inventar gekauft. Jedenfalls behauptete Eli das. Es gab noch etwas, was ich Adriane nicht gesagt hatte: die gar nicht einmal so unwahrscheinliche Möglichkeit, dass Eli immer noch log und wir in eine Falle liefen.
    Ich glaubte, dass Eli sie hasste und dass er uns aus Gründen, die nichts damit zu tun hatten, dass er uns half, trotz alledem half.
    Aber inzwischen war klar, dass ich dem, was ich glaubte, nicht mehr trauen konnte.
    Die Kutten hatten wir uns problemlos beschaffen können. Der Plan war ganz einfach: Wir wollten in die Tiefen des Schlosses Stern hinabsteigen, bis zu den geheimen Kammern, die angeblich unterhalb des Kellers errichtet worden waren, und – verkleidet als gemeine Hleda č i – an dem Wachposten vorbei durch die Geheimtür marschieren. Und dann wollten wir in die Höhle der fleißig mordenden Löwen eindringen und nach belastenden Beweisen suchen, die wir fotografieren, aufnehmen oder stehlen konnten.
    Plan B war noch einfacher: Weglaufen.
    8 Wir mussten nicht weglaufen. Die Kutten waren das einzige Passwort, das wir brauchten. Man winkte uns in ein Labyrinth aus höhlenartigen Kammern und Fluren, die nur schwach von Gaslaternen und flackernden Kerzen beleuchtet wurden. Als Hleda č i an uns vorbeieilten, behielten wir die Köpfe unten und

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