Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
Vom Netzwerk:
gemacht? So getan, als würde dir etwas an Chris liegen? An – allem?«
    Â»Ich habe dich benutzt«, antwortete er.
    Ich empfand keine Genugtuung, weil er es zugegeben hatte. Vermutlich würde es eine ganze Weile dauern, bis ich wieder irgendetwas fühlte. »Tut es dir leid?«
    Â»Ich… bedaure, dass ich es tun musste.«
    Â»Das ist nicht dasselbe.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Bist du einer von ihnen?«, fragte ich.
    Â»Nein.«
    Â»Lügst du?«
    Â»Nein.«
    Â»Du willst, dass ich glaube, dass alles über Max eine Lüge war. Alles, was er gesagt hat, alles, was er getan hat. Alles zwischen uns. Alles Lügen. Dass er ein Mörder war. In all den Monaten mit ihm ist mir nie etwas aufgefallen.«
    Â»Er war gut«, meinte Eli.
    Â»Wie gut bist du?«
    Â»Wenn ich die gleichen Absichten hätte wie sie, wären wir jetzt nicht hier. Ich würde ihnen einfach geben, was sie am meisten wollen.«
    Â»Mich.«
    Â»Dich.«
    Â»Und dazu würdest du deine Ninja-Fähigkeiten nutzen.«
    Â»Sie sind ganz praktisch.«
    Â»Wenn du dich entscheidest, sie einzusetzen«, erwiderte ich. Wenn Max ein Hleda č i war und Eli das gewusst hatte, hatte er vermutlich nicht viel unternommen, um Max vor seinesgleichen zu retten, vor den Männern, die ihn von der Brücke gestoßen hatten. Wenn Max Hleda č i war, wenn alles Undenkbare wahr war, hätte ich jetzt vermutlich dankbar sein sollen.
    Aber mir war nur kalt. »Geh jetzt. Bitte.«
    Â»Was wirst du tun?«, wollte er wissen.
    Â»Oh, tut mir leid, aber ich fürchte, das kann ich dir nicht sagen. Das verstehst du sicher.«
    Â»Ich versuche doch nur, dir zu helfen.«
    Â»Im Augenblick musst du das von irgendwo anders versuchen.«
    Â»Nora…«
    Ich warf die Mappe nach ihm. Die Blätter mit den belastenden Beweisen flatterten langsam zu Boden. »Geh.«
    Als ich allein war, sammelte ich die Seiten auf und steckte sie in meinen Rucksack. Dann setzte ich mich wieder auf das Bett, zupfte an ein paar losen Fäden der fleckigen Tagesdecke herum und stellte mir sein Gewicht auf der Matratze vor, auf mir, das Ächzen der Sprungfedern unter uns, das Flattern von Motten, das Trippeln von Ratten in finsteren Ecken, die Dinge, die er mir in der Dunkelheit zuflüsterte.
    Die besten Lügen, die glaubwürdigsten Lügen sind meistens wahr. Das habe ich mal irgendwo gelesen.
    In einer Welt ohne absolute Wahrheit ist die Wahrheit das, was man beschließt zu glauben. Auch das hatte ich mal irgendwo gelesen. Aber ich hatte nie verstanden, wie man so etwas beschließen kann. Oder beschließen kann, nicht zu glauben.
    Adriane kam aus dem Bad zurück, frisch geschrubbt und noch etwas nass. »Du bist dran«, sagte sie. Und dann: »Alles in Ordnung mit dir?«
    Ich stand auf. »Eli ist nicht der, der er behauptet zu sein.«
    Â»Wer ist er dann?«
    Ich könnte zugeben, dass ich es nicht wusste und nicht wusste, ob es eine Rolle spielte oder nicht.
    Oder ich könnte lügen.
    7 »Im Ernst, ich hab noch nie einen Privatdetektiv ohne Pistole gesehen«, beschwerte sich Adriane. Sie zog ihre Kapuze über, sodass ihr Gesicht im Schatten verschwand.
    Â»Wenn alles reibungslos läuft, brauchen wir keine Pistole«, sagte Eli. Es war merkwürdig, sie in den schwarzen Kutten zu sehen, die sich um sie bauschten, aber noch merkwürdiger war, die kratzige Wolle meiner eigenen Kutte an den Knöcheln zu spüren und unter der Kapuze hervorzuspähen, die mein Blickfeld einengte. So also sah die Welt für die Hleda č i aus: eng und umgeben von Dunkelheit.
    Â»Na, dann kann ich ja beruhigt sein, dass uns keine Gefahr droht«, erwiderte Adriane. »Bis jetzt ist ja auch alles ausgesprochen reibungslos gelaufen.«
    Eli blieb stehen. Vor uns lag das Letohrádek Hv ě zda, Schloss Stern, eine schimmernde, sechszackige Oase hinter der dunklen Rasenfläche. »Wenn du es nicht tun willst, kannst du gern hier warten. Aber du musst dich entscheiden. Jetzt.«
    Adriane hob die Arme mit den Handflächen nach oben und überlegte laut, welche Möglichkeiten sie hatte. »Hmm. Entweder ich schleiche mich in die Höhle des Löwen oder ich warte hier, allein und schutzlos, bis die Löwen zu mir kommen.«
    Ich ließ ihren Streit über mich ergehen. Sie hatten beide Angst und auf diese Art versteckten sie es. Ich nicht. Ich hatte meine Angst

Weitere Kostenlose Bücher