Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
Vom Netzwerk:
papierweiße Farbe. Seine Hände hatte er tief in die Ärmel gezogen, nur die Finger ragten heraus, als wäre er ein kleiner Junge, der das Sweatshirt seines älteren Bruders gestohlen hatte. Der Gesichtsausdruck passte dazu – schuldbewusst und unruhig. Es war das Gesicht eines Kindes, das darauf wartete, bestraft zu werden.
    Â»Pater Hájek. War er so was wie dein Chef?«
    Â»Das könnte man so sagen.«
    Â»Und ich schätze mal, dass man dich nach der Sache heute nicht zum Angestellten des Monats ernennen wird.«
    Seine Lippen zitterten stärker, als er ein Lächeln versuchte. Von sich aus sagte er nichts darüber, in welchem Zustand er den Priester zurückgelassen hatte.
    Eli schluckte. »Das war’s. Fragen?«
    Â»Warum?«, fragte ich. »Warum hast du mir geholfen?«
    Â»Was hätte ich denn tun sollen? Zulassen, dass er dich erschießt?«
    Â»Nein, nicht heute. Ich meine, ja, heute. Als du es dir anders überlegt hast mit dem Brief. Und davor auch. Als wir das erste Mal in der Kirche waren, hast du dich mit Pater Hájek gestritten. Du hast versucht, uns zu helfen, stimmt’s? Du wolltest, dass sie uns in Ruhe lassen.«
    Â»Das hab ich nicht gesagt.«
    Â»Nein, hast du nicht.«
    Â»Vielleicht glaube ich nicht alles, was ich glauben soll«, sagte er. »Vielleicht schon lange nicht mehr.«
    Â»Glaubst du, dass ich die vyvolená bin?«
    Â»Zuerst nicht«, erwiderte er.
    Ich stöhnte. »Das ist jetzt nicht dein Ernst.«
    Â»Erst, als du mir von deinem Bruder erzählt hast.«
    Â»Deshalb hast du dich so merkwürdig benommen«, meinte ich.
    Â»Es ist ein Zufall. Dein Bruder, Elizabeths Bruder. Aber es ist eher die Verbindung zwischen euch beiden. Ich kann sie spüren. Und du auch.«
    Â»Ich hab nie gesagt…«
    Â»Das brauchtest du auch nicht. Man merkt es an der Art, wie du über sie redest. An der Art, wie du mit ihren Briefen umgehst. Daran, dass du sie nicht im Stich lassen willst. Daran, wie sicher du dir in der Gruft warst.«
    Â»Ich bin wegen Max hergekommen«, erklärte ich. »Und ich habe wegen Chris weitergemacht. Und um mich zu retten. Das hat nichts mit Elizabeth Weston zu tun oder mit irgendeiner erfundenen Verbindung zwischen uns beiden.«
    Â»Du spürst überhaupt keine Verbindung zu ihr?«
    Ich wollte keine spüren. Ich wollte überhaupt nichts mehr spüren. Und deshalb zwang ich mich zu einem Lachen. Dann hielt ich meine Hand hoch. »Die wird nicht von Gott geführt. Ich glaube, das würde ich wissen.«
    Â»Wenn du meinst.« Er stand auf. Dann klopfte er sich den Schmutz von der Hose und damit auch jedes Anzeichen von Verletzlichkeit. »Wir müssen hier weg. Wir müssen das Land verlassen. Noch heute Abend. Sie werden nicht aufhören, dich zu verfolgen, genau wie die Hleda č i . Und ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun.«
    Ich stand ebenfalls auf. »Adriane wartet auf mich. Ich muss wissen, ob es ihr gut geht.«
    Â»Oh. Adriane.«
    Â»Was ›oh‹?«
    Â»Darüber müssen wir auch reden.«
    Â»Vorsicht, Eli.«
    Â»Sie hat zu dir gesagt, dass du dich irgendwo mit ihr treffen sollst, stimmt’s?«
    Â»Weil deine durchgeknallten Freunde hinter ihr her waren. Was hätte sie denn sonst tun sollen?«
    Â»Ich wette, sie hat dir auch gesagt, dass du ohne mich kommen sollst.«
    Â»Sie traut dir nicht«, erklärte ich. »Schockierend, ich weiß.«
    Ich hätte dieses Gespräch nicht führen sollen, weil dieses Gespräch bedeutete, dass ich etwas fühlte; es bedeutete, an Max zu denken und an Adriane zu zweifeln, und es bedeutete Schmerz. Noch mehr Schmerz. Ich war viel zu müde dafür.
    Adriane wartete auf mich. Für mich war jetzt nur noch wichtig, sie zu finden, mich zu vergewissern, dass es ihr gut ging, und sie nach Hause zu bringen.
    Â»Es tut mir leid«, sagte Eli. »Vielleicht hast du ja recht und es hat nichts zu bedeuten. Aber ich komme mit. Und ich werde bei dir bleiben, bis du das Land verlassen hast.«
    Ich protestierte nicht. Solange er bei mir war, wusste ich, was er tat, auch wenn ich nicht wusste, warum.
    Es hatte nichts damit zu tun, dass ich mich von ihm beschützen lassen wollte.
    Es hatte nichts damit zu tun, dass ich ihn bei mir haben wollte.
    Â»Ich habe noch eine Frage«, meinte ich, als wir die Straße

Weitere Kostenlose Bücher