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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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haben, während ich auswendig gelernt habe, mit welchen Druckpunkten ich die Feinde des Glaubens kampfunfähig machen kann. Ich wollte es tatsächlich tun. Ich wollte meinem Vater sagen, dass ich aufhöre, für immer. Dass das alles verrückt ist.«
    Â»Und danach?«
    Â»Was meinst du damit?«
    Â»Du wolltest aufhören – um danach was zu tun? Wer würdest du sein, wenn du nicht Eli Kapek, der durchgeknallte Glaubenskrieger wärst?«
    Eli starrte mich verständnislos an. »Ich…« Er lachte verbittert. »Ich habe keine Ahnung. Lächerlich, nicht wahr? Ich mag Stephen King. Ich mag Kickboxen. Ich wasche gern meine Wäsche. Nicht unbedingt ein Rezept für ein glückliches, erfülltes Leben. Es gibt keinen aufgeschobenen Traum, Nora. Ich habe nur das, was mir meine Eltern mitgegeben haben, und in der Beziehung hatte ich keine Wahl. Bei nichts. Vom ersten Tag an. Ich war fertig mit allem. Und ich wollte es ihnen endlich sagen. Da kam der Anruf.«
    Â»Ging es um mich?«
    Â»Um Chris. Die Hleda č i beobachten sämtliche Wissenschaftler, die am Voynich-Manuskript arbeiten. Und wir beobachten die Hleda č i . Der Überfall auf deinen Professor war die erste Warnung. Und weil die Einzigen, die etwas wussten, ein paar Teenager waren…«
    Â»Haben sie dich geschickt.«
    Â»Es sollte eine Ehre sein«, meinte er. »Man erwartete von mir, dass ich mich dafür bedanke. Scheiß drauf.«
    Â»Aber du hast getan, was man dir befohlen hat.«
    Â»Ja. Wie ein guter kleiner Glaubenssoldat.«
    Â»Und du hast Chris benutzt, damit ich dir vertraue. Was ich zum Kotzen finde.«
    Â»Ich habe einen Cousin, den ich kaum kannte, an die Hleda č i verloren. Das hat gestimmt.«
    Â»Aber Chris war das nicht.«
    Â»Nein. Chris war das nicht.«
    Ich hatte ihm so viel erzählt, Geschichten von uns – und Dinge über Andy, über mich. Dinge, die ich noch nie jemandem erzählt hatte. Für einen Moment wünschte ich, er wäre tot. Nicht aus Wut oder aus Rache, sondern weil das die einzige Möglichkeit war, um das auszuradieren, was er wusste. Um aus Geheimnissen wieder Geheimnisse zu machen.
    Â»Und die Eltern von Chris?«
    Â»Sie sind in Sicherheit, wie ich dir gesagt habe. Sie halten uns für das FBI und glauben, dass sie sich vor der Mafia verstecken.«
    Â»Dann warst du in Chapman, um die Hleda č i zu finden? Hattest du deshalb diese Akte über Max?«
    Â»So ungefähr.«
    Â»Was heißt ›so ungefähr‹?«
    Â»Als ich kam, war Max schon lange weg. Das wussten wir auch. Sie haben mich nicht wegen Max nach Chapman geschickt.« Er zögerte.
    Â»Sie haben dich meinetwegen geschickt.«
    Â»Ja.«
    Â»Wegen diesem Mist mit der vyvolená.«
    Â»Weil sie wussten, dass die Hleda č i deinetwegen wiederkommen würden. Und wir sie so erwischen würden.«
    Â»Dann war ich also der Köder.« Ich wartete darauf, dass ich wütend wurde, doch entweder wollte ich mir nicht die Mühe machen oder irgendein Teil von mir wusste, dass ich nicht das Recht hatte, überrascht zu sein, geschweige denn, mich betrogen zu fühlen, als wäre Eli mir etwas – geschweige denn die Wahrheit – schuldig gewesen. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass man ihm nicht trauen konnte, und irgendwann hatte ich dann auch begriffen, dass er nicht der war, der er behauptete zu sein. Wenn ich nicht die richtigen Schlüsse gezogen hatte, dann nur, weil er nicht genügend Brotkrumen ausgestreut hatte.
    Â»Ich habe ihnen gesagt, dass wir dich außer Landes schaffen sollten, sobald wir Max haben. Dass es jetzt genug ist.«
    Â»Offenbar hast du beim Oberkommando der Fidei Defensor nicht viel Einfluss.«
    Â»Du wolltest nicht gehen«, erinnerte er mich. »Du wolltest unbedingt gewinnen. Also hab ich versucht…«
    Â»Der zerrissene Brief. Das warst du.«
    Er nickte.
    Â»Du hast die andere Hälfte gestohlen, um uns daran zu hindem, noch etwas zu finden. Und dann – was? Hast du es dir anders überlegt?«
    Â»Ich habe meinen Eid gebrochen. Und das…was ich heute getan habe.«
    Plötzlich wurde mir klar, dass nicht nur seine Hände zitterten. An seinem Kiefer sah ich ein Zucken, als würde sich jeder einzelne Muskel verkrampfen, um eine Explosion von innen zu verhindern. Seine Haut, die von Natur aus schon blass war, hatte eine ungesunde

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