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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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mit denen, die von Elizabeth stammten. Ich hatte alle mitgenommen, nur für den Fall. Für welchen, hatte ich nicht gewusst. Vielleicht hatte ich gehofft, eine Verbindung zwischen den Briefen zu finden. Irgendetwas, sodass sie plötzlich einen Sinn ergaben.
    Vielleicht hatte ich gehofft, dass ich mich geirrt hatte.
    Ich nahm Max’ Brief heraus und drückte ihn Eli in die Hand.
    Â»Was ist das?«, wollte er wissen.
    Â»Das geht dich nichts an. Da unten, am Rand, das ist Tschechisch, stimmt’s? Kannst du das lesen?«
    Â»Es geht mich nichts an, aber ich soll…?«
    Â»Ja.«
    Â»Das sieht ziemlich alt aus«, wunderte er sich.
    Â»Ist es vermutlich auch.«
    Â»So alt wie: Das sollte vermutlich in einer Bibliothek sein oder in einem Museum oder irgendwo mit Handschuhen und Alarmanlagen und Leuten, die einen ständig ermahnen, leise zu sein.«
    Â»Kannst du oder kannst du nicht?«
    Er kniff die Augen zusammen, starrte auf die verblichene Schrift und las laut vor. »Ich schwöre feierlich, dass ich das Lumen Dei zum Ruhme meines Volkes, zum Ruhme meines Landes und zum Ruhme Gottes suchen werde. Ich werde ein reines Herz und einen eisernen Willen bewahren. Sollte ich versagen, werden meine Söhne die Suche fortsetzen, nach ihnen deren Söhne und so fort, bis das Lumen Dei zurückgekehrt ist. Heute werde ich als Suchender wiedergeboren.«
    Â»Hleda č i«. Meine Zunge wickelte sich um die fremden Laute. Le da tschi, die unverständlichen Worte des Hoff, die ich für infantiles Geplapper gehalten hatte. Die Warnung des Hoff.
    Â»â€ºP ří sahám, že budu v ĕ rný Hleda čů m, a zasv ĕ cuji sv ů j život hled á n í , dokud neskon čí‹ «, fuhr er fort. »›Ich schwöre den Suchenden Gehorsam und werde mein Leben fortan der Suche widmen, bis unsere Suche zu Ende ist.‹« Eli hob den Kopf und sah mich an. Der Brief verbarg das meiste von seinem Gesicht. »Wo hast du das her?«
    Â»Das ist nicht wichtig.«
    Das war unmöglich.
    23 Ihr wisst, dass ich diesen Bericht unter Zwang schreibe, begann der letzte Brief aus Chris’ Versteck unter dem Schreibtisch. Ich hatte die Übersetzung hinausgezögert, weil ich wusste, dass er das Letzte war, was mir von ihm noch blieb, auch wenn es in dem Brief gar nicht um Chris ging.
    Eines Tages werdet Ihr für das, was Ihr getan habt, bezahlen.
    Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Der Astronom war zögerlich. Er tat so, als sei ihm nur sein Fortkommen bei Hofe wichtig. Doch sie hat ihm mit ihrem Charme die Wahrheit entlockt. Er lebt für die Suche nach Antworten und glaubt, dass er sie hier finden wird. Sie hat die Berechnungen in das Futter ihres Umhangs genäht. Ich hinterlasse diesen Brief für Euch im Goldenen Zweig. Es wird mein letzter sein, bis ich nach Prag zurückgekehrt bin. Den Rest der Reise werden wir unter freiem Himmel nächtigen. Wenn alles reibungslos läuft, sollten wir am Tag des Herrn die Stadtmauer erreichen.
    Ihr habt versprochen, ihr kein Leid zuzufügen. Ich werde Euch bei Eurem Wort nehmen. Wenn Ihr Euren Eid brecht, wird mich keine Drohung darin hindern zu handeln.
    12. März 1599
    Ich fragte mich, ob Elizabeth gewusst hatte, dass sie beschattet wurde, und ob sie es dem Spion, der gleichzeitig ihr Beschützer war, verziehen hätte, wenn sie es gewusst hätte. Ein feiges Wiesel als Schutzengel war vermutlich besser als gar kein Schutzengel.
    24 Dieses Mal kam mir das Whitman Center schäbiger vor, nicht mehr so idyllisch, aber auch nicht mehr so finster. Die Tür zu Adrianes Zimmer war angelehnt. Ich klopfte automatisch, dann fiel es mir wieder ein und ich kam mir vor wie ein Idiot, dem jemand in den Magen geboxt hatte – bis die Tür von innen aufgestoßen wurde und Adriane vor mir stand.
    Â»Ãœberraschung!« Sie drehte sich einmal im Kreis herum und führte mir ihr gelbes Trägerkleid vor. Im Innern des Whitman Center war immer Sommer. »Du bist doch überrascht, oder?«
    Â»Ich bin überrascht.«
    Und dann lief es genauso, wie man es erwarten würde: Umarmungen, Tränen, Rotz und wieder Tränen. Sie wollte kein Wort darüber hören, was sie in den letzten Wochen alles versäumt hatte, und auch nichts über die Zeit im Whitman Center und ihre langsame Genesung. Nur so viel: »Wenn man sich genug Mühe gibt, kann man aus jeder Bruchbude ein

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