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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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auf. Meine Beine waren völlig verkrampft und zitterten, weil ich so lange in der Hocke gewesen war. Er streckte die Hand aus, um mich zu stützen, überlegte es sich dann aber in weiser Voraussicht anders.
    Â»Ich interpretiere das jetzt mal als Was machst du hier?«
    Â»Okay. Dann fangen wir eben damit an.«
    Â»Du zuerst.«
    Ich schaltete das Licht wieder ein.
    Â»Du siehst irgendwie wütend aus.« Eli lächelte immer noch. Er war schon wieder von Kopf bis Fuß schwarz angezogen, dunkle Hose und ein enges langärmeliges Shirt, das seinen überraschend muskulösen Oberkörper betonte. So stellte sich ein Kind die Berufskleidung eines Einbrechers vor. Ich hätte leichter darüber frotzeln können, wenn ich nicht genauso angezogen gewesen wäre.
    Â»Ich dachte, du willst mich umbringen.«
    Â»Und jetzt freust du dich maßlos darüber, dass ich es nicht getan habe. Wo ist das Problem? Enttäuscht?«
    Â»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du irrsinnig lustig bist?«
    Â»Nein, eigentlich nicht.«
    Â»Eben.«
    Kaum hatte ich es gesagt, wollte ich es zurücknehmen.
    Â»Wie bitte?«, sagte er.
    Â»Nichts. Déjà-vu. Egal. Warum bist du mir nachgegangen?«
    Â»Warum bist du hier? Nein, warte, lass mich das beantworten, denn du wirst es bestimmt nicht tun. Du weißt etwas. Über Chris. Vielleicht auch über dieses Symbol. Und falls du noch einen Beweis für meine brillanten kombinatorischen Fähigkeiten brauchst: Das hat alles etwas mit dem zu tun, was ihr hier gemacht habt. Aber aus irgendeinem Grund hast du beschlossen, der Polizei nichts davon zu erzählen. Und mir auch nicht.«
    Als er die Polizei erwähnte, wurde mir plötzlich klar, dass sie vielleicht schon auf dem Weg hierher war. Schnell warf ich einen Blick auf das Display meines Handys. Ich hatte es doch tatsächlich fertiggebracht, die SMS zu löschen.
    So viel zu meinen Survival-Fähigkeiten.
    Â»Willst du jemanden anrufen?«
    Â»Wie wäre es mit der Polizei? Schließlich glaubst du ja, ich wäre ihnen gegenüber mitteilsamer«, schlug ich vor. »Sie werden mit Sicherheit wissen wollen, warum du dich an einem Tatort rumtreibst.«
    Â»Ja, klar, weil das bei mir ja auch erheblich weniger verdächtig aussieht als bei dir, der einzigen Zeugin, die zudem noch die Freundin des Hauptverdächtigen ist.«
    Â»Erpressung?«
    Â»Patt.«
    Â»Und jetzt?«, fragte ich.
    Â»Du tust das, wozu du hergekommen bist. Du suchst«, schlug er vor. »Und ich helfe dir dabei.«
    22 Wir blieben fast die ganze Nacht, arbeiteten uns durch die unbeschrifteten Akten des Hoff, folgten dem Netz der Verbindungen, die er durch die geheimnisumwitterte Vergangenheit des Voynich-Manuskripts gezogen hatte, von Bacon über Dee bis hin zu Kelley und Rudolf. Eli fragte nicht, warum ich so felsenfest davon überzeugt war, dass ich hier etwas finden würde, selbst dann nicht, als die Stunden vergingen und klar wurde, dass die hingekritzelten Namen, Daten und Satzfetzen in Lateinisch, Französisch, Deutsch, Tschechisch und Altgriechisch nur dem Hoff etwas nutzen würden. Vielleicht – da die meisten Seiten in Schubladen oder Akten gestopft worden waren, auf denen zentimeterdick Staub lag – nicht einmal ihm. Allerdings wollte Eli wissen, wie er etwas finden sollte, wenn ich ihm nicht sagte, wonach wir eigentlich suchten. Ich gab zu, dass das eine gute Frage sei, und widmete mich dann wieder den Notizen des Hoff, ohne ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben. Weil ich nämlich keine hatte.
    Eli war derjenige, der es fand.
    Es war ein gelber Klebezettel, der zwischen eine Erstausgabe von Leviathan und eine alte Ausgabe der Renaissance Quarterly geraten war. Auf der Vorderseite hatte der Hoff – oder jemand anders – Iwan Glockner, Zentralbibliothek, Prag, Lesesaal geschrieben. Doch auf der Rückseite des Zettels stand etwas, das mir sofort ins Auge fiel: Das Wort Hleda č i, unterstrichen und mit einem Fragezeichen versehen. Und darüber, mit so viel Druck gezeichnet, dass es sich durch das Papier gedrückt hatte, das Auge mit dem Blitz.
    Manchmal war es vielleicht besser, verrückt zu sein, als recht zu haben.
    Â»Suchender«, sagte Eli.
    Â»Was?«
    Â»Hleda č i. Das ist Tschechisch. Für Suchender.«
    Deshalb also kam mir das Wort so bekannt vor.
    Die Briefe aus Max’ Zimmer waren in meinem Rucksack, zusammen

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