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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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selbst.
    Es fehlte nichts und es gab auch keinen Hinweis darauf, was der Eindringling gesucht hatte.
    Â»Vielleicht unsere Pässe«, mutmaßte Adriane.
    Oder etwas anderes. Der Beutel mit meinem Pass war um meine Taille gewickelt. Und den Brief hatte ich auch noch.
    Â»Wir müssen von hier verschwinden«, drängte Eli.
    Â»Ach, wirklich?«, fragte ich.
    Â»Wenigstens wissen wir, dass er hier ist«, sagte Eli.
    Â»Wer?«
    Â»Wer wohl?«
    Â»Du glaubst, das war Max?«, wunderte ich mich.
    Â»Wer sonst weiß, dass wir hier sind?«
    Dank meiner eigenen Dummheit der alte Mann an der Rezeption und jeder mit ein paar Kronen in der Tasche, der ihn vielleicht bestochen und unsere Zimmernummern in Erfahrung gebracht hatte, dachte ich. Aber ich sagte es nicht, weil mir der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Max nicht der Einzige war, der wusste, dass wir in der Pension übernachteten. »Du«, schleuderte ich Eli entgegen.
    Er schnaubte empört. »Brillante Schlussfolgerung. Während ihr mal eine Sekunde lang nicht aufgepasst habt, habe ich mich hier in die Pension teleportiert und mit Supergeschwindigkeit die Zimmer durchwühlt. Und dann habe ich mich wieder zurückteleportiert, bevor euch aufgefallen ist, dass ich weg bin.«
    Â»Oder du hast beschlossen, dich an die Gesetze der Physik zu halten, und deshalb einen Freund damit beauftragt«, fuhr ich ihn an. »Es wäre ja durchaus möglich, dass der Typ an der Rezeption dein lange verschollener Großonkel ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Begreif’s doch endlich. Dein Freund hat nach etwas gesucht und dabei ist ihm Chris in die Quere gekommen. Er hat ihr Zimmer im Wohnheim auseinandergenommen. Und jetzt hat er dich dazu gebracht herzukommen – und das bedeutet, er glaubt, dass du das hast, was er haben will.«
    Â»Das klingt völlig logisch«, meinte Adriane.
    Â»Adriane! Du hast doch gesagt, dass du…«
    Sie hob die Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. »Völlig logisch, wenn du seinen Namen durch deinen ersetzt«, sagte sie zu Eli.
    Â»Jetzt mach mal halblang.«
    Â»Du bist uns nach Paris gefolgt«, sagte sie. »Du bist uns hierher gefolgt. Du hast uns gesagt, dass du uns helfen willst…«
    Â»Stimmt ja auch.«
    Â»Aber bei der ersten Gelegenheit hast du uns angelogen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Dann erzähl uns gefälligst, was der Priester wirklich gesagt hat.«
    Er presste die Lippen zusammen.
    Â»Dachte ich mir. Komm, Nora. Wir gehen.«
    Â»Nora, du weißt, dass ich es nicht gewesen bin. Sieh dir mein Zimmer an. Es sieht genauso aus. Du weißt, dass ich das nicht getan habe.«
    Ich glaubte ihm – und hasste mich dafür. Ihm zu vertrauen, war ein weiterer Beweis dafür, dass ich mir inzwischen nicht mal mehr selbst vertrauen konnte. Ich hatte schon zu viele Fehler gemacht.
    Â»Ich weiß, dass Max es nicht war«, sagte ich. »Alles andere ist Wunschdenken.«
    Wir stopften unsere Sachen in unsere Rucksäcke und verließen den Goldenen Eber, ohne eine Ahnung, wo wir die nächsten Stunden bis Mitternacht bleiben sollten. Wir gingen mit nichts als dem Verdacht, dass uns jemand beobachtete, jemand, der etwas wollte und uns erst in Ruhe lassen würde, wenn er es hatte. Und wir waren fest entschlossen, nicht mehr zurückzugehen. Eli versuchte nicht, uns aufzuhalten. Er folgte uns nicht.
    Â»Wir brauchen ihn nicht«, meinte Adriane. »Wir finden das alles selbst heraus.« Sie legte mir die Hand auf die Schulter. Ich schüttelte sie nicht ab. Es wurde langsam dunkel und die Türme der Prager Burg über uns warfen dunkle Schatten in die Dämmerung. »Wir finden Max auch allein.«
    Ich musste es ihr sagen.
    Ich hätte es ihr schon längst sagen sollen.
    Und als ich es ihr dann sagte, als ich ihr die Nachricht zeigte und ihr den Code erklärte, als ich ihr erklärte, dass wir nur noch die Zeit bis Mitternacht rumkriegen mussten, regte sie sich nicht auf. Sie drehte eine Pirouette, umarmte mich und lachte. »Das war’s dann«, sagte sie. »Morgen um diese Zeit sitzen wir in einem Flugzeug nach Hause. Mit Max zusammen. Es wird alles gut.«
    Wir liefen durch die Stadt, immer im Kreis herum, schlugen die Zeit tot, warteten darauf, dass Adrianes Prophezeiung sich erfüllte. Immer wieder sah ich mich um, weil ich davon ausging, dass Eli uns beschattete, dass er hinter Bäumen oder

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