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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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sich. »Fragen kannst du später. Zuerst…«
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. Er trat hinter mich und packte meine Handgelenke. Bevor ich zurückweichen konnte, sauste das Messer nach unten. Ich war frei.
    15 Zu Elis Ehre muss gesagt werden, dass er allen die Fesseln durchschnitt und uns dann Gelegenheit gab zu überprüfen, ob sich jemand etwas gebrochen hatte oder sonst wie verletzt war, bevor er uns herumzukommandieren begann. Als Erstes – sagte er und wir waren alle seiner Meinung – mussten wir von der Straße weg, bevor die Kapuzenmänner begriffen, was los war, und wiederkamen. »Ich weiß, wo wir hinkönnen«, sagte Max, und obwohl er sich zuerst weigerte, Eli mitzunehmen, musste er zugeben, dass Eli uns vermutlich das Leben gerettet hatte. Das zählte. Und egal, welche Lügen er uns aufgetischt hatte, egal, welche Geheimnisse er hütete, er war immer noch Chris’ Cousin. Das zählte noch mehr. Max führte uns durch die engen Gassen der Malá Strana, bis wir ein Hostel erreicht hatten, U Zlatého, das nicht viel anders aussah als die Pension, die wir am Nachmittag verlassen hatten. Nur hockte über dem Türrahmen anstelle eines Ebers ein steinerner Löwe. Max hielt die ganze Zeit über meine Hand. Das half.
    Ein bisschen.
    Max’ Zimmer war sogar noch kleiner als unseres in der Pension. Der Blick aus dem schmalen Fenster ging auf eine Mauer und neben dem Bett ragte ein verrostetes Waschbecken mit einem tropfenden Wasserhahn aus der Wand. Auf dem Weg durch den schmutzigen Flur waren wir an dem Gemeinschaftsbad vorbeigekommen, während über unseren Köpfen eine einzelne Leuchtstoffröhre flackerte, die unsere Bewegungen wie in Zeitraffer aussehen ließ. Die Tür ließ sich zwar hinter uns absperren, doch die uralten Angeln am Rahmen sahen aus, als könnte sie ein wütendes Kleinkind herausbrechen.
    Â»Hier dürften wir sicher sein«, meinte Max. »Zumindest für eine Weile.«
    Â»Sicher vor wem?«, fragte Adriane. »Wer zum Teufel waren diese Typen? Was ist hier los?«
    Â»Oh ja, Max, wir sind ganz Ohr«, spöttelte Eli. Er lehnte an der Tür, als würde er sich schon mal in Position bringen, um sich schnell davonmachen zu können. »Sag uns, was hier los ist und warum du an absolut nichts davon schuld bist.«
    Max rückte die Brille auf seiner Nase zurecht. »Ich werde euch alles erzählen«, sagte er leise zu mir. »Euch. Ihm nicht.« Er legte den Arm um mich. Es fühlte sich merkwürdig an, nach so langer Zeit wieder von ihm berührt zu werden – zu ihm zu gehören.
    Â»Meinst du mit ›alles‹ auch den Teil, in dem du deinen besten Freund umbringst?«, fragte Eli.
    Ich drückte Max’ Hand. »Die Polizei glaubt…«
    Â»Ich weiß, was die Polizei glaubt.«
    Â»Bist du deshalb…« Ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort darauf hören wollte. »Bist du deshalb weggerannt?«
    Er berührte mit dem Handrücken mein Gesicht und strich mit den Fingerknöcheln über meine Wange. »Du weißt, dass ich das niemals getan hätte.«
    Â»Das reicht.« Adrianes Stimme klang rau und hatte einen schroffen Unterton. Sie hatte sich in eine Ecke gedrückt und stand da, die Hände vor der Brust verschränkt. Irgendwie war es falsch: Adriane ganz allein, Max und ich zusammen. Ich hätte das überflüssige Rad am Wagen sein sollen, ich hätte der Außenseiter sein sollen, dachte sie vermutlich gerade. Aber Chris war tot und Max war lebendig und atmete und hielt mich fest. Eine Tatsache, die plötzlich fast obszön wirkte. »Sag uns einfach, was in der Nacht passiert ist.«
    Â»Sie kann sich nicht erinnern«, sagte ich ihm.
    Max kniff die Augen zusammen. »An nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Also – bitte.«
    Er nahm den Arm von meiner Schulter und ließ die Hände vor sich sinken. »Ich habe Chris nicht umgebracht«, sagte er.
    Ich lehnte mich an ihn. »Das wissen wir doch.« Er rückte von mir ab.
    Â»Sag uns, was passiert ist«, forderte Eli ihn auf.
    Â»Das klingt jetzt vielleicht verrückt«, erwiderte Max. »Ich hab auch gedacht, ich wäre verrückt geworden. Aber das hat alles mit Dem Buch zu tun. Und einem Apparat, der Lumen Dei genannt wird…«
    Â»Und den Hleda č i , ja«, unterbrach ihn Eli. »Jetzt erzähl uns mal was, was

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