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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Priesters klang noch um einiges krächzender, wenn er Englisch sprach. Er war noch älter als der Mann in der Bibliothek. In der Kirche roch es etwas muffig und der feuchte Geruch nach Moder und Verfall wurde sogar noch stärker, als der Priester näher kam. »Hleda č i, Suchende, ja? Du verstehen?«
    Â»Ich glaube schon, aber das war vor vierhundert Jahren. Wir müssen herausfinden…«
    Â»Ja, damals. Aber heute, auch. Viele, viele Generationen. Sie werden suchen, bis finden. Sie geschworen, bis in alle Ewigkeit.«
    Â»Was suchen sie?«
    Â»Du wissen. Du selbst sagen.«
    Â»Das Lumen Dei.«
    Er nickte.
    Â»Aber darüber weiß ich nichts«, sagte ich. »Ich weiß gar nichts. Sagen Sie mir, was es ist – was wollen sie?«
    Â»Es ist Maschine«, erklärte er. »Es ist Wunder und es ist Fluch. Es ist Brücke von menschlich zu göttlich. Es ist Wissen und Macht Gottes in Hand des Menschen. Es ist wider die Natur. Sie sein wider die Natur.«
    Â»Der Kerl ist verrückt«, murmelte Adriane.
    Â»Welt ist verrückt.« Der Priester starrte sie an. »Hleda č i , verrückt, ja. Maschine ist echt. Und gefährlich. Du leben wollen? Du entscheiden, nicht zu wissen.«
    Â»Danke, das hilft uns enorm weiter«, meinte Adriane. »Und nachdem Sie uns das alles erzählt haben, sollen wir es entweder vergessen oder sterben? Na großartig.«
    Der Priester ignorierte sie. »Diese Kirche gebaut zu Ehren des heiligen Boethius. Du kennen Geschichte dieses Mannes?«
    Wir schüttelten brav den Kopf, gehorsame Musterschüler bis zum bitteren Ende.
    Â»Brillanter Mann, Boethius. Philosoph. Gelehrter. Helles Licht in dunklem Zeitalter. Er findet Meisterwerk aus Antike. Aristoteles. Übersetzt es für seine Leute. Wissen, wie ihm danken für dieses Geschenk?« Dieses Mal unterbrach er sich nur kurz, um sich unserer Unwissenheit zu versichern. Sein Englisch wurde mit jeder Sekunde besser. »Der König schlingt Seil um seinen Hals. Zieht es enger, enger, bis Augen heraustreten. Und dann schlagen seine Leute ihn tot. Wissen warum? Er stellt zu viele Fragen. Seine Antworten gefallen ihnen nicht. Er bezahlt Preis.«
    Â»Das nennt man dann wohl Wink mit dem Zaunpfahl«, meinte Adriane.
    Es war bemerkenswert, wie einfallsreich und grausam die Menschen werden konnten, wenn es darum ging, ihresgleichen umzubringen. Ich fragte mich, nach wie vielen Leichen die Scharfrichter es leid waren, neue Methoden zu erfinden. »Wie finden wir diese Maschine?«, sagte ich. Das war keine Neugierde; es war eine Notwendigkeit. »Wie finden wir die Hleda č i?«
    Wie hatten sie uns gefunden?
    Der Priester antwortete nicht.
    Â»Droht uns Gefahr? Wollen Sie uns das damit sagen? Von den Hleda č i ? Oder von Ihnen?«
    Â»â€ºEst autem fides sperandorum substantia rerum argumentum non parentum.‹«
    Ich übersetzte aus dem Stegreif. »›Es ist aber der Glaube ein Beharren auf dem, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.‹«
    Der Priester nickte anerkennend. »Hebräer 11,1.«
    Â»Soll das irgendetwas bedeuten?«
    Er wandte sich ab, während er etwas auf Tschechisch murmelte.
    Â»Antworten Sie mir!«
    Ohne uns anzusehen, sagte er: »Nemluv í m anglicky.« Er sprach es so langsam und deutlich aus, dass es sogar begriffsstutzige Amerikaner wie wir verstehen konnten.
    Â»Er sagt, er spricht kein Englisch«, meinte Eli säuerlich.
    Â»Danke, so viel hab ich auch verstanden.«
    Der Priester humpelte durch das Mittelschiff der Kirche und drehte sich erst um, als er den Altar erreicht hatte. Er bellte etwas Kurzes, Wütendes auf Tschechisch, dann fuhr er mit der Hand durch die Luft. Wir sollten gehen.
    Â»Was hat er denn jetzt gesagt?«, fragte ich, als wir die Kirche verließen und blinzeln mussten, weil das Sonnenlicht uns blendete.
    Eli sah aus, als wäre ihm schlecht, als wüsste er, dass ich wusste, dass er uns schon wieder anlügen würde, aber keiner von uns beiden konnte etwas dagegen tun. »Er wollte sicher sein, dass ihr svi č ková probiert, bevor ihr die Stadt verlasst. Er behauptet, das sei so eine Art einmaliges Geschmackserlebnis.« Er steckte die zur Faust geballten Hände in die Taschen seiner Jacke. »Ich hab das schon gegessen. Schmeckt wie Hühnchen. Glaubt es mir.«
    12 Als wir zur Pension zurückgingen, sagte uns

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