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Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
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Adriane, was sie von dem Ganzen hielt: Es sei verrückt, es sei dumm, es sei Zeitverschwendung. Wenn wir glaubten, Chris sei wegen irgendeiner vermutlich nicht existierenden Maschine, die so eine Art Telefon zu Gott war, und ein paar vierhundert Jahre alten Spinnern, die sie wieder zusammenbauen wollten, umgebracht worden, kenne sie eine nette, gemütliche Klapsmühle, wo wir uns erholen konnten, bis unser gesunder Menschenverstand zurückkehrte und wir wieder zurechnungsfähig waren. Und wenn wir einem durchgeknallten Priester und irgendeinem alten Brief glaubten, könne sie uns auch gern ein paar Zauberkürbisse und eine Portion Feenstaub verkaufen. Uns solle doch inzwischen klar sein, dass weitere Nachforschungen in diese Richtung eine monumentale Zeitverschwendung sein würden, so wie diese ganze Reise vielleicht eine monumentale Zeitverschwendung gewesen sei, ach, und übrigens, habe sie eigentlich schon erwähnt, dass da draußen irgendwo ein richtiger Killer mit einem richtigen Messer herumlief und wir vielleicht aufhören sollten, einem Phantom nachzujagen, damit wir Zeit hatten, uns selbst zu schützen?
    Während wir über die Brücke liefen, uns zwischen den Touristenhorden hindurchquetschten und den Hügel in der Malá Strana hinaufgingen, ließ ich Adriane reden, weil ich wusste, dass alles, was sie sagte, Hand und Fuß hatte – aber dass nichts davon erklärte, warum uns ein Priester aus dem 21. Jahrhundert Horrorgeschichten über ein vierhundert Jahre altes Geheimnis erzählte, das von einem toten Mädchen gehütet wurde, dessen blutverschmierten Brief ich gelesen und gestohlen und ein zweites Mal gestohlen hatte. Und wenn Adriane von dem Brief gewusst hätte, wäre sie vielleicht der gleichen Meinung gewesen. Aber ich hatte ihr nichts davon erzählt; ich konnte einfach nicht. Dass ich mir für das, was mit Chris passiert war, die Schuld gab, war eine Sache. Meine Schuld in ihren Augen zu sehen, war eine andere. Es würde alles real werden lassen.
    Auch Eli schwieg, bis wir in der Lobby waren und unsere Zimmerschlüssel an der Rezeption abholten. Dann unterbrach er Adrianes Litanei und sagte leise: »Wenn es so eine Maschine tatsächlich geben würde, wären Menschen bereit, dafür zu töten. Viele Menschen.«
    Â»Ja und wenn es Vampire mit Sixpack tatsächlich geben würde, wäre Selbstmord eine praktische Lösung, Falten zu vermeiden. Worauf willst du hinaus?«
    Â»Dass das Lumen Dei vielleicht wirklich existiert. Dass es real ist. Darauf will ich hinaus.«
    Adriane sah mich an. »Du hast mir nicht gesagt, dass er einer von diesen religiösen Spinnern ist.«
    Â»Vergiss es.« Ohne ein weiteres Wort verschwand Eli in Richtung seines Zimmers. Wir gingen zu unserem. Adriane hatte den Schlüssel, daher ging Adriane als Erste durch die Tür.
    Und daher war Adriane diejenige, die schrie.
    13 Jemand hatte unsere Rucksäcke aufgerissen, unsere Kleidung auf dem Boden verstreut, die Bettwäsche von den Matratzen gezerrt. Das Futter unserer Rucksäcke war mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt worden; aus den Matratzen und den Kissen quoll die Füllung heraus. Jede Schublade stand offen und alles aus Glas – Spiegel, Fenster, selbst die Scheibe des Fernsehers – war zertrümmert.
    Wer auch immer das gewesen war, er war stinksauer gewesen, als er gegangen war.
    Oder vielleicht – was mir allerdings erst einfiel, als es längst zu spät war, um wegzurennen – war er ja noch da.
    Meine Überlebensinstinkte ließen mich mal wieder komplett im Stich.
    Es dauerte nur Sekunden, bis Eli bei uns war. Adriane hörte zu schreien auf, doch sie war blass und zitterte am ganzen Körper. Wir hatten uns nicht vom Fleck gerührt und standen immer noch in der Tür.
    Â»In meinem Zimmer sieht es genauso aus«, sagte Eli. Er drückte sich an uns vorbei und riss die Türen zum Schrank und zum Bad auf – leer. Es war niemand mehr da. Und das bedeutete – was? Dass wir sicher waren?
    Ich fing an zu lachen.
    Eli sah erschrocken aus. »Ist sie…?«
    Â»Nein, ist sie nicht.« Adriane legte mir sanft, aber energisch die Hand ins Kreuz, um mich zu stützen, falls ich zusammenbrach.
    Ich lachte noch lauter. »Alles in Ordnung«, stammelte ich, während ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Siehst du denn nicht?« Plötzlich bekam ich Angst vor mir

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