Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch aus Blut und Schatten

Das Buch aus Blut und Schatten

Titel: Das Buch aus Blut und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Wasserman
Vom Netzwerk:
bewusstlos geschlagen«, fuhr Max fort. »Und als ich wieder aufwachte, war ich in Prag – was ich allerdings nicht wusste. Sie hielten mich in einem Keller gefangen.« Er starrte Eli wütend an. »Ich bin nichts Besonderes. Sie brauchten einen von uns lebend, damit sie das bekamen, was sie haben wollten.«
    Ich legte meine Hand auf seinen Rücken, doch als ich spürte, wie er sich verkrampfte, zog ich sie wieder weg. »Was wollten sie?«, fragte ich so behutsam wie möglich.
    Â»So etwas wie eine Karte«, erklärte er. »Den Schlüssel zu den Orten, an denen die Teile des Lumen Dei verborgen sind. Sie waren fest davon überzeugt, dass Chris sie irgendwo versteckt hatte. Ich habe keine Ahnung, warum. Ich habe versucht, ihnen zu sagen, dass ich nichts weiß, ich habe es ihnen immer wieder gesagt, aber sie wollten mir nicht glauben. Und dann kam mir der Gedanke, dass sie, wenn sie mir glaubten… dass sie mich dann nicht mehr brauchen würden.«
    Â»Lass mich raten: Und dann sind sie wie durch ein Wunder zur Vernunft gekommen und haben dich einfach gehen lassen«, sagte Eli.
    Â»Ich konnte fliehen«, erklärte Max.
    Â»Du.« Eli musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Du hast einen Haufen Fanatiker… womit? Mit Messern überwältigt?«
    Max war ein gutes Stück größer als Eli, doch was er an Körpergröße hatte, fehlte ihm an Masse. Fang bloß nichts mit einem Typ an, der in deine Jeans passt, hatte Adriane mich oft gewarnt. Den Grund dafür – dass er mich vielleicht eines Tages vor einem Geheimbund messerschwingender Renaissance-Freaks retten musste – hatte sie allerdings nicht erwähnt. Max war schon immer dünn gewesen, doch nicht schwach. Und obwohl er jetzt dünner war als jemals zuvor, hatte er nie stärker ausgesehen.
    Â»Ja. Ich.«
    Eli war der Erste, der wegsah.
    Irgendetwas war anders an Max. In seiner Stimme und in seinen Augen war etwas, das ihn härter wirken ließ. Ich wollte glauben, dass es jetzt, wo wir sicher waren – jetzt, wo alles vorbei war –, wieder verschwinden würde. Doch ich wusste, dass es nicht so sein würde.
    Und ich wusste, dass es nicht vorbei war.
    Ich ließ die Jungs darüber streiten, wie Max geflohen war: Eli versuchte, Löcher in der Geschichte zu finden, Max – das konnte ich ihm an seinen verkrampften Gesichtsmuskeln ansehen – versuchte, nicht quer durch das Zimmer zu hechten und Eli durch die klapprige Tür zu werfen. Ihre Diskussion wurde immer heftiger und verlor sich dann in mehr als kleinteiligen Details. Ich war froh, denn wenn die beiden aufhörten zu streiten, würde ich keine Entschuldigung mehr haben, es nicht zu sagen, das, was ich so krampfhaft zu vergessen versucht hatte.
    Aber irgendwann hatte ich keine Entschuldigung mehr. Und daher sagte ich es; ich ließ es real werden. »Ich glaube, ich habe die Karte.«
    16

    Winter wissen von den Schatten in jenem Wort.
    Solange auch dunkles Gesetz suchet den Dieb
    Und das gute Gesetz sich Deiner Stadt bemächtigt
    Für jene, die außerhalb des Wortes stehen.

    In unsrer Epoche gebührt Ihm, drunten,
    Unwissentlich ein klägliches Gebet
    O mein beschützender Geist
    O wenn der reine Nektar der Ungläubigen lebet bei dir.

    Mein Gesetz ist ein laues Ideal
    So opferte ich den Hund der Dunkelheit
    Erquicke Deine Seele in meinem Heim
    Auf jene Art saget die Sonne all dies weis.

    Es war der Teil von Elizabeths Brief, der nie einen Sinn ergeben hatte, und daher hatte ich ihn einfach ignoriert. So wie ich die letzte Zeile direkt darüber nicht verstanden hatte:
    Drei mal drei, dort wirst Du mich finden.
    Sinnlose Wörter in Kombination mit einer Zahl. Wie die verschlüsselte Postkarte von Max – wie ein Stegotext. Es würde erklären, warum die Hleda č i Chris und den Hoff überfallen hatten, warum sie Max mitgenommen hatten, warum sie so fest davon überzeugt waren, dass wir alle etwas wussten, was keiner von uns wusste.
    Ich zeigte ihnen den Brief.
    Adriane zuckte zusammen. »Ist das da Blut? Und das hast du die ganze Zeit mit dir rumgetragen? Sag mir, dass das nicht Chris’…« Aber sie konnte mir ansehen, dass es so war, und wich zurück.
    Â»Du hast mir doch gesagt, dass du den Brief Chris gegeben hast«, wunderte sich Max. »Dass er ihn zurückbringen wollte.«
    Â»Hab ich ja. Wollte er ja. Aber als ich ihn fand…«

Weitere Kostenlose Bücher