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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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1913. Sein Verfasser ist Ed. Claparède , Professor an der Universität zu Genf. Man beachte also, daß wo im Folgenden die Worte »wir«, »ich«, »uns« auftreten, diese Fürwörter durchaus auf die Person des Professors Claparède zu beziehen sind:
    Der Unterricht der beiden Hengste Zarif und Muhammed begann mit einer Zeitdauer von 1½ bis 2 Stunden für jedes Tier. Schon nach Verlauf von drei Tagen konnten sie die ersten auf die Tafel geschriebenen Zahlen 1, 2, 3 erkennen und berührten die genannte Ziffer mit dem Mund. Es handelt sich hierbei übrigens nur um einfache Assoziationen, wie man sie bei dressierten Tieren antrifft und die keine Verstandesübung voraussetzen. Aber folgendes fällt »uns« sofort auf: nach 10 Tagen konnte Muhammed bis 4 zählen. Einige Tage später erklärte man ihm die Zehner, die er mit dem linken Fuß treten müsse, da der rechte für die Einer bestimmt sei. Und am 14. November 1908 führte Muhammed eine ganze Reihe einfacher Additionen richtig aus: 1+3, 2+5 usw., sogar Subtraktionen wie 8–3. Am 18. November ging man zur Multiplikation und Division über, am 21. zu den Brüchen und zur Addition von Brüchen. Im Dezember lehrte man ihn Französisch, und er beantwortete ebensogut französisch wie deutsch gestellte Reihenaufgaben. Im darauf folgenden Mai konnte 73 Muhammed Quadrat und Kubikwurzeln ausziehen und kleine Aufgaben folgender Art lösen:

    Im Februar 1909 beginnt das Lesen und Buchstabieren.
    Dieses Buchstabieren geschieht mittels eines Alphabets, in dem jeder Buchstabe oder Doppellaut in einem rechteckigen Schema mit einer Zahl versehen ist.
    Das Pferd buchstabiert, indem es mit dem Huf die dem gewünschten Buchstaben entsprechende Zahl klopft. Dieses Verfahren befähigte Zarif, nach vier Monaten aus eigenem Antrieb Wörter zu buchstabieren, die man ihm vorspricht, und die er noch nie geschrieben gesehen hat. Es wird immer merkwürdiger! Diesmal dringen wir weiter in den Geisteszustand des Pferds vor, da wir aus dem Buchstabieren darüber Aufschluß erhalten, wie es die Buchstaben vereinigt, um sie mit den gehörten Lauten in Einklang zu bringen. So wird das ihnen vorgesprochene Wort »Pferd« an verschiedenen Tagen in folgenden Formen buchstabiert:
    Muhammed: bfert, bfrt, färd, frt, faärt, faert, färb, fpferd, pärd, ppverd, pfer, tferd, fed . . .
    Zarif: bferd, färed, fferwt, fvert, pfert, bffet, fdaerp usw.
    Für das Wort Zucker finden wir: zkr, zukr, zuqr, czukr, sucr, uzker, zuker, zzzucher usw.
    Muhammed schreibt seinen Namen: maemuaämt, muahmet, muamät; Zaris den seinigen: tsarem, zarif, sfrai, zuarif, zuruf.
    Alles das ist fast unglaublich und eröffnet ganz unerwartete Ausblicke.
    Sitzungsbericht (stark gekürzt): Wir waren auf 10 Uhr vormittags gebeten. Die Sitzung fand in einer Art Remise statt, die zum Unterrichtsraum eingerichtet ist. Zarif wird hereingeführt.
    Herr Krall , der Besitzer der Hengste, zeigt uns, daß sein Schüler französisch versteht und schreibt auf die Tafel in phonetischer Schrift, frei von den Spitzfindigkeiten der Rechtschreibung: fät sero . Das Pferd führt mit dem Kopf das Zeichen der Verneinung aus, das in seiner Sprache »null« bedeutet; dann comptä dis ; das Pferd klopft einmal mit dem linken Fuß, also richtige Antwort: 10. Man schreibt auf die Tafel zweiundzwanzig . Das Pferd irrt sich 74 diesmal zweimal beim Lesen dieser Zahl. Krall schreibt dann: adire
zweiundzwanzig
zu 11 Antwort 33. – – –
    Zum Schluß wird Muhammed hereingeführt. Muhammed ist das Genie der Gesellschaft. Er ist viel lebhafter, viel aufgeweckter als Zarif.
    Nachdem er mich dem Pferd höflich vorgestellt hat, beginnt Krall sogleich mit dem Ausziehen von Quadratwurzeln, der Spezialität Muhammeds. Er schreibt auf die TafelMuhammed antwortet zuerst 52, dann auf den Zuruf »Falsch«: 42 (richtig). Krall schreibt dann das Zeichen + unter das ×-Zeichen dieser Aufgabe und bittet das Pferd, die beiden Wurzeln zu addieren; dieses antwortet sofort richtig 13.
    Bei der zweiten und dritten Sitzung erhöhte sich die Schwierigkeit durch Kubik- und Biquadratwurzeln. Es gab falsche und richtige Antworten. Die Anwesenden kannten die Lösungen nicht zuvor . Bei den Versuchen der dritten Sitzung war das Pferd allein im Unterrichtsraum , und wir beobachteten seine Klopftritte durch ein kleines mit Glas verschlossenes Fenster in der Tür. Der Oberkörper des Pferds war durch eine Bretterwand verdeckt, sodaß die Zuschauer, dem Pferd selbst vollkommen

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