Das Buch Der 1000 Wunder
eigenen Mitteln große Heere unterhielt.
Das Vermögen der Frau Berta Krupp von Bohlen und Halbach in Essen betrug nach der letzten Einkommensteuer-Statistik vor dem Krieg 283 Millionen.
Bei den Reichen des Altertums muß man in Gedanken einen Ergänzungsfaktor hinzufügen, hergeleitet aus der ungleich stärkeren Kaufkraft des Gelds. Wenn man also sagt, der Triumvir Licinius Crassus , mit dem Beinamen Dives, der Reiche, habe (nach Plutarch und Plinius) 35 Millionen Mark besessen, so hat man noch einen sehr hohen Multiplikator einzusetzen, um den Vergleich mit dem Heute zu ermöglichen.
Der wirklich reichste Mensch aller Zeiten und Länder ist bei Errechnung jenes Multiplikators wahrscheinlich der Kaiser Augustus gewesen. Er hat sich zwar nicht »im Gold gewälzt«, wie es sein Nachfahre Caligula nach der Mitteilung des Suetonius buchstäblich getan hat; aber er besaß doch viel mehr, nämlich zufolge dem Marmor Aucyranum über 4 Milliarden Sesterzen. Noch tröstlicheres erfährt man aus derselben Quelle: daß er nämlich jene Summe für den Staat restlos ausgegeben habe. Jedenfalls war nicht Krösus, sondern in der Blüte seiner Finanzen Augustus – der Krösissimus des Altertums.
49. Der Sperlingsvater
Quelle: Zeitschrift »Tierseele«. Verlag von Emil Eisele, Bonn, 1913.
Im Tuileriengarten zu Paris ereignete sich in unseren Zeiten durch viele Jahre alltäglich ein Idyll.
Da erschien um die Mittagsstunden ein nachlässig gekleideter, mit einem unmöglichen Filzhut bedeckter und überhaupt wenig anmutig wirkender alter Herr, der sofort der Mittelpunkt einer wahren Vogelwallfahrt wurde. Von allen Seiten flogen die zahllosen Spatzen des Gartens herbei, setzten sich dem Herrn » Pol « auf den Kopf, die Arme, die Hände, und gaben durch ihr ganzes Gebahren zu erkennen, daß zwischen diesem Mann und ihnen eine innige Beziehung obwaltete; vielleicht noch obwaltet, wenn Monsieur Pol noch leben sollte, und falls der Krieg die zarten Fäden zwischen ihm und der Vogelwelt nicht zerstört hat.
Niemals ist beobachtet worden, daß er die Tierchen »abrichtete« oder durch Kunstgriffe zähmte; sie gehörten eben zueinander, wie die Wesen im Urzustand nach dem Bild, das die Dichter vom goldenen Zeitalter entwerfen. Daß Monsieur Pol die Taschen voller Körner und Brosamen hatte, versteht sich von selbst, 69 konnte aber für die Tatsache nur als Begleitmotiv gelten; denn tausend andere füttern die Vögel, ohne im entferntesten einen derartigen Freundschaftsgrad zur gefiederten Welt zu erzielen.
Das Merkwürdigste aber war, daß die zahllose Sperlingsschar ihm gegenüber keine unterschiedslose große Masse bedeutete, sondern individualisiert war, wie die Schüler einer Klasse. Jeder einzelne Sperling hatte seinen Namen und kannte ihn: Jacques, Philippe, Josephe, Mirabeau, Général Hoche, Jean und Jeannette, und jeder folgte dem Namensanruf pünktlich wie ein Soldat, der sich auf Kommando meldet.
Monsieur Pol hatte anfänglich mit den Gärtnern zu kämpfen, denen die Menschenaufläufe unbequem waren. Allein die höheren Instanzen verschafften ihm freien Weg wie staatliche Anerkennung, und eines Tags konnte sich der Vogelzauberer seiner piependen Gemeinde als Ritter der Ehrenlegion vorstellen.
50. Überraschende Höchstpreise
Von Plinius Secundus Major sind Schriften auf uns gekommen, die einen antiken Kurszettel von der römischen Produktenbörse enthalten. Der Ausdruck ist vielleicht nicht ganz genau, denn Plinius hält sich nicht an den Tag, gibt vielmehr einen allgemeinen Preisbericht.
Das zu Grunde gelegte Geldstück ist das As, die kleinste römische Kupfermünze, nach heutigem Wert etwa 4 Pfennige. Wir lesen nunmehr:
Der plebejische Ädile (Polizeidirektor) Manius Marcus lieferte zuerst dem Volk das Getreide um ein As für den Scheffel . Minutius Angurinus, der elfte Volkstribun, brachte den Preis des Roggens auf denselben Preis; deswegen wurde ihm vor dem trigeminischen Tor eine Bildsäule von dem Volk aus freiwilligen Beiträgen gesetzt. Trebius erhielt aus der nämlichen Veranlassung Statuen auf dem Kapitol und dem palatinischen Hügel.
Terentius Varro erzählt, daß zur Zeit von Metellus' Triumphzug nicht nur der Scheffel Roggen 1 As gegolten habe, sondern ebensoviel die Maas Wein, 30 Pfund getrocknete Feigen, 10 Pfund Öl, 12 Pfund Fleisch . Es bedarf keiner weitläufigen Umrechnung, um den Gedanken nahezulegen, daß solche »Höchstpreise« (durchschnittlich ein Fünfhundertstel der von uns
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