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Das Buch Der 1000 Wunder

Titel: Das Buch Der 1000 Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Artur Fuerst , Alexander Moszkowski
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demselben Stuhl sitzend, im selben Journal lesend, die gleiche Bemerkung mit der gleichen Stimme fallen gelassen.«
    Ähnliche Fälle sind vielfach berichtet worden. Es gibt Personen, die zu diesem Pseudo-Bekanntheitsgefühl besonders neigen. Es ist in jüngeren Jahren häufiger als im Alter und verschwindet später in vielen Fällen. Es kommt bei geistig ganz gesunden Personen vor, wird aber von diesen noch richtig gewertet. Nur wenn keine Korrektur mehr stattfindet, kann der Fall allenfalls zu den abnormen psychischen Zuständen, selbst zu den Symptomen einer Geistesstörung gerechnet werden. Hennig hat in neuerer Zeit darauf hingewiesen, daß wahrscheinlich der Seelenwanderungsglaube auf dem Auftreten dieses Pseudo-Bekanntheitsgefühls beruht. Unter den Gelehrten hat besonders Nietzsche sehr stark zu dieser Erscheinung geneigt, und es ist die Vermutung ausgesprochen worden, daß er dadurch zu seiner Wiederkunftstheorie angeregt worden sei.
    Das Pseudo-Bekanntheitsgefühl hat ebenso wie andere Gedächtnisfehler eine große Bedeutung für die Beurteilung okkultistischer Phänomene. Es wird oft berichtet, daß Sterbende im Augenblick des Tods oder kurz vorher einem ihrer nächsten Angehörigen oder Freunde, der weit von ihnen entfernt ist, erscheinen. Die Anhänger der Telepathie führen das auf geistige Fernwirkung zurück, die dadurch bedingt werde, daß der Sterbende sehr stark an seine fernen Lieben denkt.
    Eine englische wissenschaftliche Gesellschaft hat das Gebiet ausführlich bearbeitet. Unter den Fehlerquellen spielt sicherlich das Pseudo-Bekanntheitsgefühl eine Rolle. Der Betreffende hat die Empfindung, etwas zu erfahren, was ihm nicht neu ist, und wenn auch bei vielen eine vollkommene Korrektur eintritt, so gibt es doch eine Gruppe von Leuten, die weder das Ganze für eine Täuschung halten, noch glauben, daß sie den Vorgang wirklich schon einmal erlebt haben. Sie sind vielmehr überzeugt, daß der Vorgang zum erstenmal eintritt, glauben aber, ihn früher schon einmal geistig geschaut zu haben. Dadurch kommen sie zu der Überzeugung, daß sie die Fähigkeit des Vorausschauens haben, und es erklären sich damit viele prophetische Träume. Aber es erklärt sich damit auch ein großer Teil der sogenannten telepathischen Erfahrungen, besonders auch das Erscheinen Sterbender. Wenn die Nachricht von dem Tod eintrifft, hat der Betreffende das Gefühl, es sei ihm das Sterben schon vorher mitgeteilt worden, sodaß der Glaube an die Fernwirkung des Sterbenden damit außerordentlich erleichtert wird.
    Hinzu kommt noch eine andere Fehlerquelle, auf die besonders Parish aufmerksam gemacht hat, und die er als Erinnerungs-Adaption bezeichnet. 146 Wenn nur eine Kleinigkeit stimmt, wird nachträglich sehr leicht alles, was sich etwa auf den Todesfall bezieht, in der Erinnerung angepaßt. Gerade der Krieg hat uns gezeigt, wie unzuverlässig in vielen Fällen das Gedächtnis ist, wie viele geneigt sind, irgend eine Mitteilung auf jede mögliche Weise auszuschmücken, und man wird sich wohl denken können, daß das besonders bei solchen Leuten in hervorragendem Grad geschieht, die durchaus an Wunder glauben wollen.

110. Die Nähe des Geliebten
    Quelle: Dr. Alfred Lehmann: »Aberglaube und Zauberei von den ältesten Zeiten an bis in die Gegenwart«, deutsche autorisierte Übersetzung von Dr. med. Petersen I, Düsseldorf, zweite Auflage. Verlag von Ferdinand Enke, Stuttgart, 1908. Z.
    Zwischen zwei Personen, die sehr eng miteinander verbunden sind, kann eine geistige Verbindung eintreten, die dem Verhältnis zwischen dem Hypnotiseur und der hypnotisierten Person nicht unähnlich ist. Der Eine »ahnt« den Andern, er »fühlt«, daß er anwesend sei. In Wirklichkeit jedoch ist es nur eine Schärfung der Sinne, die den schwächsten, von der andern Person ausgehenden Laut wahrnehmen läßt. Ein ferner Fußtritt oder ein für keinen Andern hörbarer Laut der Stimme genügen, um die Anwesenheit des Andern wahrnehmbar zu machen. Eine solche innige Verbindung bestand zwischen Helena v. Racowitza und Ferdinand Lassalle , und sie führte zu eigenartigen Phänomenen.
    In ihrem Buch »Meine Beziehungen zu Ferdinand Lassalle« hat Helena von Racowitza mehrere Schilderungen solcher Ahnungen gegeben. Als typisches Beispiel sei das folgende erzählt.
    „Als ich bald darauf an Holthoffs Arm den Ballsaal betrat, flüsterte mir mein Begleiter zu: »So Kind, jetzt wollen wir sehen, ob er schon da ist.« Ohne zu denken, was ich sagte,

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