Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Taschenlampe und eine kleine Wasserwaage, dann vier Halbliterflaschen Mineralwasser – natürlich mit wenig Kohlensäure – und zum Schluss noch zwei große Tüten Chips, selbstverständlich die dünnen nur mit Salz.
»Die müssen wir uns teilen«, grinste Tommy. »Vier Tüten gingen da beim besten Willen nicht rein. Da sind nämlich auch noch zwei Handtücher drin. Aber ich bin ja nicht so, ich geb euch was ab«, meinte er gnädig.
»Handtücher?«
»Heute wird’s heiß. Wir werden schwitzen.«
Ich griff mir das Fernglas und probierte es aus.
»Und wozu brauchst du das?«, fragte ich.
»Keine Ahnung«, gab Tommy zu. »Man kann nie wissen. Ich hab’s halt gern dabei. Das Taschenmesser ist genial und hilft fast immer bei irgendwas, wenn man unterwegs ist. Na, und einen Kompass sollte man immer mitnehmen, für alle Fälle.«
»Ja, ja, das ist schon wichtig«, sagte ich mit gespieltem Ernst.»Wo doch das Grundstück am Ende von unserer Straße liegt.«
»Ja, du kennst dich hier aus, aber wenn wir getrennt werden, was ist dann mit mir?«, fragte Tommy genauso ernst. Wir schauten uns in die Augen und mussten beide dermaßen lachen, dass unsere Hunde ganz verschreckt zur Seite sprangen.
Als wir uns einigermaßen eingekriegt hatten, packte Tommy den ganzen Kram wieder ein. Bei der Wasserwaage stockte er.
»Wie die hier reinkommt, weiß ich selber nicht. Die könnte ich eigentlich hierlassen.«
Während er noch unschlüssig darüber nachdachte, was man wohl auf einem zugewachsenen Grundstück mit einer Wasserwaage anfangen könnte, klopfte es an der Zimmertür, und gleich darauf steckte Tommys Mutter den Kopf herein.
»Hallo, ihr beiden, Janine und deine Schwester sind da.«
Das nahm ihm die Entscheidung ab. Mit einem »Warum nicht?« stopfte er auch noch die kleine Waage mit in den Rucksack, und wir konnten aufbrechen.
*
Wenig später standen wir vor dem Grundstück und versuchten, durch eine Lücke im dichten Gebüsch einen Blick auf das Haus zu erhaschen. Es war das letzte in unserer Straße, gleich dahinter begann der Wald. Der Abschnitt hier wareine Sackgasse, in die sich kaum ein Auto verirrte, und er war nicht einmal asphaltiert. Es schien, als hätte man diesen Teil der Straße schlichtweg vergessen.
Gegenüber von diesem verlassenen Grundstück standen noch zwei, drei Einfamilienhäuser, aber es parkten keine Autos davor, und man sah auch nie jemanden im Garten arbeiten. Ich wusste jedoch, dass es zumindest in der Richtung, in der unser eigenes Haus lag, einen Nachbarn geben musste, denn von dem waren Andi und ich mal verjagt worden, als wir dort zu laut gespielt hatten. Nur jetzt war nichts von ihm zu sehen. Allerdings war das Abenteuergrundstück mit dem verlassenen Haus ziemlich groß, verdammt groß sogar. Mein Vater hätte das wohl in der Kategorie Geld so ausgedrückt: »Mein Sohn, so ein Grundstück in dieser Lage bringt zweihundert pro Quadratmeter, das wären bei zweitausend Quadratmetern … , na?« Aber bei meinem Taschengeld interessierte mich das herzlich wenig.
Tommy blickte nach links und rechts und sagte dann: »Wartet!« Dann schritt er den Zaun an der Welfenallee ab, bog am Wald angekommen um die Ecke und verschwand aus unserem Blickfeld.
»Was macht er denn jetzt?«, fragte Sanne.
»Er misst wohl was aus«, murmelte Janine, die irgendwie komisch durch den Zaun und das Gestrüpp auf das Haus starrte. Es schien mir, als hätte sie Bedenken, sich auf die Sache hier mit uns Jungs und Sanne einzulassen. Vielleichtkonnte ich mich nachher doch als starker Begleiter ins Spiel bringen. Ehe ich mir das aber weiter ausmalen konnte, war Tommy zurück.
»Etwa dreitausend Quadratmeter. Das ist riesig für diese Gegend hier.«
»Und was sagt uns das?«, fragte Sanne herausfordernd.
»Das sagt uns, dass dieses Haus und dieses Grundstück hier schon sehr lange existieren müssen. Denn sonst gibt es hier in der Gegend eigentlich nur kleine Grundstücke, die vielleicht 400, maximal 600 Quadratmeter groß sind. Schon deshalb, weil es hier am Stadtrand teuer ist. Wahrscheinlich wurden fast alle diese großen Grundstücke im Laufe der Zeit verkauft und in kleinere aufgeteilt und wieder teuer weiterverkauft.«
»Aha«, sagte Sanne. »Und?«
»Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Eigentümer schwimmt im Geld oder hat genügend Grundstücke, sodass es ihm egal ist, was mit dem hier passiert … «
»Oder?«, drängte Janine Tommy weiterzusprechen.
»Oder der Besitzer ist
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