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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Tieren sollte ich bald anders sehen. Denn auf einmal erblickte ich etwas vor uns auf dem Pfad, das mich schaudern ließ.Vor Schreck blieb ich wie angewurzelt stehen, und Sanne prallte voll gegen mich.
    Mitten auf dem Weg saß eine gewaltige, einfach unglaublich riesige und behaarte Spinne!
    »Hey, was ist denn los? Mensch, sagt doch Bescheid, wenn ihr stehen bleibt!«, kam es von hinten. Die anderen hatten noch eine Sekunde Gnadenfrist. Doch eine Sekunde nur, dann hatten auch sie das Tier entdeckt.
    »Eine Spinne!«, schrie Janine, machte einen Satz zurück und trat Tommy auf den Fuß. Der schien jedoch keinen Schmerz zu spüren. Sanne drängelte sich an mir vorbei und ging dann in sicherer Entfernung vor der Spinne in die Hocke.
    Wir anderen sahen ihr zu und dachten, wir sehen nicht richtig! Aber ich kannte ja meine Schwester. Sie liebt nämlich jedes Tier, und ich glaube, sie gehört zu den wenigen Mädchen, die beim Anblick einer Spinne nicht wegrennen oder schreien. Im Gegenteil, zu Hause ruft Mutter immer Sanne statt meinen Vater, wenn sie eine Spinne entdeckt hat. Trotzdem, dass sie zu dieser extrem großen und häßlichen Spinne hier nach vorne ging, das haute mich um. Janine war sogar kalkweiß im Gesicht geworden.
    »Hast du Angst?«, fragte ich sie und sie nickte heftig.
    »Dann warte besser hier. Wir schauen mal, ob wir sie vertreiben können«, meinte Tommy.
    Sanne hockte in etwa zwei Metern Abstand vor der Spinne, und Tommy und ich gingen jetzt vorsichtig zu ihr, damit auch wir das Tier genauer betrachten konnten.
    »Schönes Exemplar«, sagte Tommy, und ich dachte mirmeinen Teil. Das schöne Exemplar besaß in etwa die Ausmaße einer großen Männerhand, hatte acht verdammt behaarte Beine und einen Hinterleib, so groß wie ein Tennisball. Wenn das schön war, dann hatte Tommy wirklich einen recht merkwürdigen Geschmack.
    Das riesige Tier rührte sich absolut nicht. Sie saß einfach nur da, mitten auf dem Weg.
    »Sieht aus wie eine Vogelspinne«, murmelte Sanne.
    »Du hast recht«, sagte Tommy. »Und ich glaube, ich weiß sogar, was das für eine Spinne ist.«
    »Was?«, flüsterte ich, ehe ich merkte, dass das albern war. »Du kennst das Vieh?«
    »Nein!« Tommy lachte. »Natürlich kenne ich sie nicht. Aber mein Vater … also mein richtiger Vater war doch fast überall schon mal auf der Welt auf seinen Tauchreisen. Und er hat alles Mögliche gelesen über die Länder, in die er reiste. Die Bücher hat meine Mutter alle noch, und ich habe sie wieder und wieder gelesen.«
    »Und da war ein Buch über Spinnen dabei?«, fragte ich ungläubig und fixierte dabei unablässig das schwarzbraune, gefährlich aussehende Tier. Ich hatte das Gefühl, dass sie vielleicht auf einmal losrennen oder sogar springen würde.
    »Nicht direkt. Aber mein Vater hat auch Streifzüge gemacht und sich vorher immer gut vorbereitet. Er wollte wissen, welche Tiere und Pflanzen es in dem jeweiligen Land gibt. Also hat er Bücher über die Fauna und Flora gekauft. Und ich habe sie alle gelesen.«
    »Und?«, fragten Sanne und ich gleichzeitig.
    »Dies … «, sagte Tommy und zeigte auf die Spinne, »… ist eine Vogelspinne, wie es sie in Costa Rica gibt – das liegt genau zwischen Nord- und Südamerika. Soweit ich mich erinnern kann, ist ihr wissenschaftlicher Name Brachypelma albopilosum.«
    Vollkommen baff starrte ich Tommy von der Seite an.
    »Du kennst ihren lateinischen Namen?« Ich konnte es nicht fassen. Ich sah meinen neuen Freund an und fragte mich wirklich, wie dessen Gehirn wohl funktionieren mochte. Da hockte ich auf diesem Trampelpfad mitten im Urwald in einer fremden Welt und war tatsächlich eifersüchtig. Für Tommy schien das hier alles selbstverständlich. Er schaute die Spinne an und mur melte vor sich hin: »Brachypelma albopilosum heißt auf Deutsch Kraushaarspinne. Und wie du siehst, passt der Name ja wirklich zu ihr.«
    Dann gab er Jever einen kleinen Klaps, damit dieser sich setzte, was der Hund auch widerwillig tat. Wahrscheinlich hätte er lieber mit der Spinne gespielt. Ich schaute mich kurz um, ob mit Janine alles okay war. Sie winkte, und ich winkte zurück. Gut, sie schien sich beruhigt zu haben.
    Eine Frage lag mir auf der Zunge. Ich wollte es nicht zeigen, aber auch ich hatte Angst vor diesem großen, eklig aussehenden Tier.
    »Tommy … «, fragte ich, »ist sie giftig?«
    »Aber nein«, sagte Sanne an seiner Stelle. »Solche Spinnen wie die hier werden gerne im Fernsehen für Gruselfilme genommen,

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