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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gesagt hatte, und schwor mir, immer daran zu denken, keinen unüberlegten Wunsch zu äußern oder einfach bloß so aus Spaß durch Wände zu gehen. Ich hatte ihm schon im Treppenflur von meinem Streich mit Sanne erzählt, und Tommys mahnende Worte waren mir noch schlimmer vorgekommen als die meines Vaters, wenn ich was angestellt hatte. Dann hatte er mir aber doch auf die Schulter geklopft und gelacht, weil er sich das Gesicht von Sanne vorgestellt hatte, als ich aus der Wand in ihr Zimmer getreten war!
    »Tommy«, fragte Janine beiläufig. »Hast du dein Buch schon ausprobiert?«
    Es wurde still im Raum. Unsere Blicke waren auf das Buch der Gaben und seinen so unscheinbar aussehenden Einband gerichtet. Würde es in unserer Welt funktionieren? Ich überlegte krampfhaft, woran ich jetzt denken sollte, falls Tommy wieder Gedanken lesen wollte. Aber dann fiel mir ein, dass es ja noch gar nicht sicher war, ob es überhaupt diese Gabe war, die ihm gegeben wurde.
    »Ich weiß nicht, ob das Buch meinen ersten Einfall aufgenommen hat«, sagte Tommy und bestätigte meine Gedanken. »Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, was für eine Gabe ich wählen soll.«
    »Au ja!«, rief Sanne. »Vielleicht unsichtbar sein oder Wahrsagen oder Hellsehen oder … «
    »Halt, halt!«, fiel Tommy ihr schmunzelnd ins Wort. »Es sollte etwas sein, womit wir etwas Sinnvolles tun können. ZumSpielen hat man uns dieses Buch schließlich nicht mitgegeben.«
    »Aber Hellsehen kann doch was Gutes sein«, wandte Sanne ein. »Zum Beispiel könnte man voraussagen, ob jemand morgen einen Unfall hat. Und dann könnten wir das verhindern!«
    Janine schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Damit würden wir Schicksal spielen. Das dürfen wir nicht.«
    »Aber ich könnte als Wahrsagerin im Zirkus auftreten!« Sanne war total begeistert von ihrer Idee.
    »Dann müsstest du auch Schlechtes vorhersagen. Willst du das wirklich?«, fragte Tommy ernst.
    Ehe wir weiter darüber nachdenken konnten, hörten wir den Schlüssel in der Wohnungstür. Meine Mutter kam vollbeladen mit Tüten vom Einkauf zurück. Wir halfen ihr, alles auszupacken, und ich stellte eine weitere Tasse auf den Tisch. Schließlich setzte sich meine Mutter mit zu uns und fragte uns aus. »Na, wie war’s gestern? Was habt ihr so angestellt?«
    Tommy antwortete als Erster. Und als ich in sein Gesicht sah, bemerkte ich seine vor Verblüffung weit aufgerissenen Augen. Was hatte er denn jetzt?
    »Sie brauchen sich keine Sorgen machen, Frau Seefeld. Wir sind nicht noch mal zum Bungee-Jumping gegangen.«
    Mutter sah Tommy erstaunt an. »Das hatte ich schon befürchtet. Aber ich weiß ja, dass ich mich auf dich … «, sie korrigierte sich, »… auf euch verlassen kann. Aber ich … «
    Sie wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Tommy hingegen lächelte auf einmal, und seine Augen glänzten.
    »Ich weiß. Sie wollten sagen, dass Sie mich ja noch nicht so lange kennen und dass es besser wäre, Sie wüssten, wo wir hingehen. Aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen. Joe, Sanne und Janine passen auf mich auf!«
    Hinter der Stirn meiner Mutter arbeitete es sichtlich. Bei mir selbst fiel so langsam der Groschen. Unwillkürlich riskierte ich einen Blick auf das Buch der Gaben, das immer noch in der Mitte des Tisches lag. Und wirklich, es begann, leicht rötlich zu glimmen! Ich versuchte, Tommy unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein zu versetzen, aber ich kam nicht ran.
    Meine Mutter runzelte die Stirn. »Tommy, ich hab das Gefühl, du kannst Gedanken lesen!«
    Wir prusteten los. Gleichzeitig jedoch machte ich mir unheimlich Sorgen, dass Mutter das glühende Buch auf dem Tisch entdecken würde. Da endlich fiel auch Tommys Blick auf das Buch, und er reagierte sofort. Seine Überraschung war ihm nicht im Geringsten anzusehen. Und wie er das Problem so seelenruhig umschiffte, das machte mich schon wieder ein bisschen neidisch.
    »Aber nein«, sagte er lachend. »Ich kenne nur die Gedanken meiner eigenen Mutter. Und das sind bestimmt genau die Gleichen! Darf ich Ihnen noch eine Tasse Tee einschenken?«
    Meine Mutter lachte kopfschüttelnd und erhob sich. »Nein, lass gut sein. Das kann ich schon selbst.«
    Während sie zur Anrichte ging, um die Kanne zu holen, griff Tommy blitzschnell zu und ließ das inzwischen kräftig dunkelrot glimmende Buch unter seinem T-Shirt verschwinden. Unauffällig nutzten auch wir anderen die Gelegenheit, um die Wunschkugeln und die

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