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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sie blickte irritiert.
    »Frau Sander«, sagte Tommy mit einem leicht tadelnden Tonfall. »Das ist aber nicht nett, dass sie immer eine frische Scheibe Wurst auf die vergammelte legen und das den Leuten dann andrehen!«
    Sanne hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten. Bei Janine und mir dauerte es noch ein bisschen länger, bis wir kapierten, was Tommy da sagte.
    Die Verkäuferin richtete sich jetzt auf und wurde böse. »Woher weißt du, wie ich heiße?«
    »Sie sind eigentlich sauer auf den Namen, stimmts? Sie wollen sich scheiden lassen und dann lieber wieder Riemann heißen! Aber das ist noch lange kein Grund, den Leuten hier vergammelte Wurst anzudrehen!«
    Tommy stand da wie ein frecher Lausbub. Er lächelte die wütend werdende Verkäuferin seelenruhig an. Die Frau, die gerade vor uns bedient wurde, guckte erst Tommy, dann die Verkäuferin und dann die Wurst ungläubig an und sagte: »Würden Sie wohl bitte mal die erste Scheibe runtermachen? Ich möchte keine vergammelte Wurst kaufen.«
    Sanne, Janine und ich hatten große Mühe, unser Kichern zu unterdrücken. Die Augen der Verkäuferin blitzten Tommyböse an. Man sah, dass sie ihm am liebsten eine Ohrfeige versetzt hätte, aber da war ja die Wursttheke dazwischen.
    »Sie werden doch so einem frechen Bengel nicht glauben!«, zischte sie die Kundin an. »Soweit kommt’s noch!«
    »Ich weiß nur«, sagte die Frau energisch, »dass Sie nicht eben sehr freundlich sind. Und außerdem hatte ich das letzte Mal tatsächlich alte Scheiben zwischen den frischen. Also bitte, nehmen Sie doch einfach mal die obere weg!«
    Im Kopf von Frau Sander arbeitete es jetzt deutlich. Am liebsten hätte sie losgebrüllt, aber das traute sie sich denn doch nicht. Tommy flüsterte mir was ins Ohr.
    »Jetzt überlegt sie, ob sie besser eine neue Wurst holen soll!«
    Kaum hatte er das gesagt, beugte sich Frau Sander wutentbrannt über die Auslage, griff sich den ganzen Stapel der Wurst, die die Kundin verlangt hatte, und warf ihn in den Restekorb.
    »Ich hole jetzt eine neue Wurst. Damit Sie keinen Grund mehr haben, zu meckern!« Und wutentbrannt verschwand sie in der Vorratskammer.
    Tommy und die Kundin blickten sich schmunzelnd an.
    »Danke!«, sagte sie. »Die hätten wir kuriert. Ich glaube nicht, dass sie mir noch mal was untermogelt. Woher hast du das denn gewusst?«
    Wir hielten den Atem an.
    »Das ist meiner Mutter auch schon mal passiert», sagte Tommy, »ich hab das einfach so vermutet.«
    In dem Moment kam die Verkäuferin zurück. Wir nicktender Kundin zu und verdrückten uns alle vom Stand. Bei den Getränken war niemand, und so konnten wir uns dort erst mal so richtig auslachen.
    »Mann, die verkauft dir bestimmt nie wieder was!« Sanne krümmte sich vor Lachen. »Hat die dumm geguckt!«
    »Und wo kriegen wir jetzt deine Salami her?«, fragte Tommy. »Die isst du doch so gern!«
    »Macht nichts«, sagte ich und beruhigte mich langsam. »Die gibt’s auch abgepackt. Das war der Spaß wert!«
    »Es funktioniert, wenn ich es will«, sagte Tommy und wurde auf einmal wieder ernst. »Aber ich habe einiges in ihren Gedanken gelesen, das mir gar nicht gefallen hat.«
    »Was denn?«, fragte Janine neugierig.
    »Ich glaube, das möchte ich lieber nicht sagen.« Tommy legte eine Hand auf das Buch der Gaben, das unter seinem T-Shirt in der Hose steckte. »Ihr habt ja gehört, dass sie sich scheiden lassen will. Sie hatte … sie hat eine ziemlich schlimme Ehe. Vielleicht ist sie deswegen so grimmig geworden. Ich weiß nicht, ob ich es so gut finde, Gedanken zu lesen. Es macht Spaß, aber auch traurig.«
    Wir schwiegen betroffen.
    »Wähle mit Bedacht!«, erinnerte Sanne.
    »Vielleicht sollten wir noch einmal in Ruhe nachdenken, was wir mit den Gaben tun sollen«, sagte ich. »Ich meine, die Erbauer des Hauses hätten das sicher von uns erwartet.«
    Tommy lächelte mich an. »Da wird der Herr Seefeld aufseine alten Tage noch weise! Aber du hast recht. Rumlaufen und damit rumspielen, das sollten wir nicht. Jedenfalls nicht nur.«
    »Und jetzt lasst uns erst mal ein Eis essen!«, rief Janine. »Ich will einen großen Fruchtbecher!«
    Das war jetzt genau das Richtige. Wir beeilten uns, den kleinen Einkaufszettel und natürlich Tommys Chips zusammenzubekommen, und dann bestellten wir uns im Eiscafe um die Ecke jeder ein Rieseneis.
    Während wir genüsslich schleckten, sahen wir die Leute rings um uns an und stellten uns vor, was die jetzt wohl alle denken mochten. Mein

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