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Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1

Titel: Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Tür warten lassen wollten wir sie auch nicht. Wir gingen also los, um einen ordentlichen Vorrat Chips zu besorgen.
    Und um etwas auszuprobieren …

PROBELESEN
    E igentlich wollten wir nur einfach so durch die Einkaufspassage schlendern und zusehen, wie Tommy versucht, bei irgendeinem zufälligen Passanten herauszufinden, was der gerade so denkt. Aber auf dem Weg dahin mit dem Bus war es einmal mehr Tommy, der uns auf den Boden zurückbrachte.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Stellt euch mal vor, jemand würde in euren Gedanken lesen. Und er würde alles herausbekommen. Auch Sachen, die ihr niemals einem anderen erzählen möchtet.« Tommy guckte mich an. »Was würdest du sagen, wenn ich wüsste, mit welchem Mädchen du gerne mal rumknutschen würdest?«
    Ich spürte, dass ich rot wurde, und dachte, Gott sei Dank funktionierte die Gabe bei uns nicht!
    »Du brauchst gar nichts sagen«, lachte Tommy. »Aber du kapierst, was ich meine. Und außerdem ist es auch für mich komisch. Als die Gedanken eurer Mutter in meinem Kopf waren, habe ich mich ganz und gar nicht wohlgefühlt. Es war … es war … « Tommy schwieg und starrte auf seine Hände.
    »Es war, als würdest du ihr Vertrauen missbrauchen, stimmt’s?«, fragte Janine.
    »Ja. Ich hab gemerkt, dass sie mich mag, aber mir noch nicht so ganz traut. Doch diesen Gedanken wollte sie für sich behalten. Versteht ihr? Sie will mir ja nicht wehtun.«
    Wir dachten darüber nach, was wohl wäre, wenn man alle Gedanken eines anderen Menschen kennen würde. Das konnteich mir gar nicht richtig vorstellen. Das würde tausend Probleme geben! Ich überlegte mir, was in meinem Kopf so rumschwirrte, das ich auf keinen Fall verraten wollte. Und dann bekam ich einen Schreck. Ich mochte Tommy, klar, da gab es keinen Zweifel. Und doch ertappte ich mich manchmal bei dem Gedanken, dass er ein ganz schöner Streber ist. Er wusste so viel, und wenn er wieder etwas zum Besten gab, bewunderten ihn die Mädchen. In diesen Momenten dachte ich auch schon mal nicht so nette Sachen über ihn. Ja, ich war neidisch. Und wenn ich jetzt darüber nachdachte, fühlte ich mich deswegen schon schlecht. Was, wenn er all diese Gedanken würde lesen können? Wären wir dann noch Freunde wie vorher? Ich verstand, was Tommy meinte, und sagte: »Mann! Ich will gar nicht wissen, was du von mir so denkst!«
    Tommy schmunzelte nur.
    »Noch zwei Stationen, dann müssen wir raus«, sagte Sanne. »Wie ist das eigentlich, kommen alle Gedanken der Leute hier gleichzeitig in deinen Kopf? Das muss doch ein furchtbares Durcheinander sein!«
    »Nein«, erwiderte Tommy. »Ich habe vorhin gemerkt, dass ich denjenigen, dessen Gedanken ich lesen will, ansehen muss. Das würde ja kein Mensch aushalten, wenn Millionen von Gedanken auf ihn einstürmen.«
    »Aber ausprobieren kannst du es doch mal, oder?«, drängte ich.
    »Lass uns drei Leute raussuchen«, meinte Janine. »Undwenn die was Schlimmes denken, hörst du sofort auf und sagst uns nichts davon, okay?«
    »Okay.« Tommys Augen blitzten schelmisch. »Ich kann euch ja auch irgendwelche Märchen erzählen.«
    »Das schaffst du nicht!«, lachte ich. »Das merken wir sofort, wenn du schwindelst!«
    »Na, dann haben wir ja noch einen unter uns, der eine seltene Gabe besitzt.«
    Nachdem wir am Einkaufszentrum aus dem Bus ausgestiegen waren, standen wir eine Weile ratlos auf dem Vorplatz herum. Hier war ein Test etwas schwierig, weil die Leute alle eilig an uns vorbeihasteten. Dann fiel mir ein, dass wir ja noch etwas besorgen mussten.
    »Lasst uns erst mal in den Supermarkt gehen«, sagte ich. »Unsere Mutter hat die ungar ische Salami vergessen. Vielleicht klappt’s dadrin am Wurststand.«
    Die Reihe war lang. Nur eine unfreundliche Verkäuferin bediente die ungeduldig dreinblickenden Kunden. Wir stellten uns an, und ich suchte schon mal die Salami. Auf einmal stieß mich Tommy an.
    »Ich weiß, was sie denkt!«, raunte er mir zu.
    »Probierst du’s bei der aus?«, fragte ich gespannt.
    »Hm.«
    Ich gab Sanne und Janine ein Zeichen. Aufgeregt blickten wir abwechselnd zu Tommy und zu der Verkäuferin. Welche Gedanken mochte die schlecht gelaunte Frau gerade haben? Tommy konzentrierte sich.
    Auf einmal zuckten seine Mundwinkel, und mein Freund lächelte ein wenig. Tommy verschränkte die Arme vor der Brust und schaute kurz zu uns. Es ging los.
    »Hallo Frau Sander!«, sprach Tommy die Verkäuferin an, die gerade einige Scheiben Wurst mit der Gabel aufnehmen wollte.

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