Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
Holografie aus dem Blickfeld meiner Mutter zu bringen.
Wir schafften es, ohne dass sie etwas merkte. Dann blieb sie aber noch eine geschlagene Viertelstunde bei uns sitzen und quatschte mit uns über die Schule und darüber, was wir in den Ferien so vorhatten und über Gott und die Welt. Wir saßen wie auf Kohlen, denn wir wollten doch endlich wissen, ob Tommy nun tatsächlich Gedanken lesen konnte oder nicht. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. Das war das Zeichen für die anderen, es mir gleichzutun, und es dauerte nicht lange, dann war die Küche aufgeräumt, und wir konnten uns in mein Zimmer zurückziehen.
Wir setzten uns im Kreis in die Mitte auf den Teppich, die Hunde hockten zwischen uns, und Janine konnte sich als Erste nicht mehr zurückhalten. »Du kannst wirklich Gedanken lesen? Oder hast du nur geraten? Und was ist mit unseren Gedanken? Kannst du die auch lesen?«
»Langsam, langsam!« Tommy lachte. »Ich kann euch beruhigen. Eure Gedanken kann ich nicht lesen. Da kann ich mich anstrengen, wie ich will, das geht nicht. Aber bei deinerMutter … « Er sah mich entschuldigend an. »D a klappte es ganz einfach. Ich musste sie nur ansehen und es war, als würden ihre Gedanken in meinem eigenen Kopf entstehen.«
»Wahnsinn!«, entfuhr es Sanne. »Und warum geht das bei uns nicht?«
»Weil wir ein Team sind«, sagte Tommy ohne zu zögern.
»Vier Herzen … «, flüsterte Janine.
»Ganz genau.« Tommy schlug das Buch der Gaben auf. »Nur der Mut der vier Herzen bringt die Gabe ins Lot. Ich bin sicher, dass ich die Gabe deswegen nicht bei euch anwenden kann, weil sie im Grunde uns allen gegeben wurde.«
Sanne schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Wir können nicht Gedanken lesen. Du sollst etwas damit bewirken. Aber was?«
»Ich weiß es nicht, Ich bin aber sicher, dass wir noch darauf kommen werden. Joe, du bist doch Computer-Freak …«
»Ja, allerdings …« Ich sah Tommy erstaunt an und dachte, was wollte er denn jetzt? »… Seit ich dich kenne, war ich nicht einmal surfen! Was willst du denn wissen?«
»Du könntest mal rauskriegen, welche Mondphase wir gerade haben und wie lange sie noch dauert.«
Wir starrten ihn an. Natürlich! Die Mondphase! Das war es!
»Für die Phase eines Mondes wird beseelt der Auserwählte … «, flüsterte Sanne, die gleich nach Tommys Worten dasBuch der Gaben an sich genommen und nach der Stelle gesucht hatte.
Ich sprang auf und rief: »Na klar!« Schnell ging ich rüber zu meinem Schreibtisch mit dem Computer. »Das müsste ich rauskriegen.«
Ich setzte mich vor den Monitor, schaltete ihn und den PC ein und wartete darauf, dass er hochfuhr. Ich hatte den alten ausrangierten Rechner meines Vaters bekommen. Der war zwar ein bisschen langsam und auch nicht gerade toll fürs Inter net geeignet, aber egal, ich hatte einen eigenen Computer. Na ja, nicht ganz eigen, denn meine Eltern hatten Sanne auch erlaubt, bei mir zu surfen und zu chatten. Deshalb stritten wir uns schon manchmal, wer durfte. Lange ging das nicht mehr gut. Da würde wohl ein zweiter Gebrauchter fällig werden.
Das Ding wählte sich ein, und wir warteten auf die Onlineverbindung. Die anderen standen längst hinter mir und sahen wie ich, dass die Verbindung nicht zustande kam. Ich versuchte es ungefähr zehn Mal, dann gab ich auf.
»Ich glaub, ist gerade eine blöde Zeit. Sind zu viele im Netz. Ich komm nicht rein.«
»Macht nichts«, sagte Tommy. »So schnell wird die Mondphase ja nicht vorbei sein. Lass es uns nachher noch mal versuchen, wenn wir wiederkommen.«
»Wiederkommen?«, fragte Janine.
»Ja, ich muss unbedingt noch ein paar Tüten Chips kaufen«, meinte Tommy augenzwinker nd. »Und bei derGelegenheit können wir gleich mal ausprobieren, ob das Gedankenlesen auch bei anderen funktioniert.«
»Au ja!«, rief Sanne und haute mir auf die Schulter. »Ich würde zu gern wissen, was die Leute so denken!«
»Aber mit Bedacht!«, sagte ich und fuhr den Computer herunter. Jetzt war ich es, der die anderen daran erinnerte, dass wir vorsichtig mit unseren Gaben umgehen mussten.
»Selbstverständlich, Herr Seefeld«, sagte Tommy ernst und wir mussten alle lachen. Dann vergewisserten wir uns, dass wir das Buch der Gaben, die Wunschkugeln und die Holografie sicher bei uns trugen, und machten uns auf den Weg ins Einkaufszentrum. Jever und Lazy ließen wir zu Hause. In die Geschäfte durften sie sowieso nicht mit rein, und die ganze Zeit draußen vor
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