Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
sofort wieder ein! Verbinden Sie mich mit ihm. Hoffentlich hat ihn uns nicht schon eine andere Firma weggeschnappt.« Er wirkte jetzt ehrlich besorgt.
Wir schauten uns glücklich an. Allerdings dachte ich, dass es ganz gut wäre, wenn wir bei meinem Vater sind, wenn ihn die tolle Nachricht erreichen würde. Und außerdem wollte ich nicht, dass meine Mutter das Telefon abnahm und vonder Geschichte erfuhr. Also sagte ich zu dem jetzt netten Krauthahn: »Warten Sie doch noch bitte eine Stunde, so gegen halb Fünf ist mein Vater sicher zu Hause, dann erreichen Sie ihn bestimmt. Sein Handy hat er nämlich tagsüber gar nicht dabei.«
Herr Krauthahn junior war einverstanden und sagte zu seiner Sekretärin: »Also, Frau Erdmann, verbinden Sie mich bitte um halb Fünf mit Herrn Seefeld. Bis dahin werde ich die Planungen durchgehen.«
Tommy steckte das Buch der Gaben zurück in seine Hose. Er brauchte es jetzt nicht mehr. Ich war sicher, dieser neue Herr Krauthahn würde künftig nicht mehr lügen. Auf einmal klingelte jemand wie wild an der Eingangstür. Frau Erdmann ging hinter ihr Pult und betätigte den Türöffner. Mit einem Knall flog die Tür auf, und herein stürmte die total aufgebrachte, wutschnaubende Barbie. Die hatten wir ja völlig vergessen!
»Peter!«, rief sie und dann wieder: »Peter! Ich schreie mir da draußen die Seele aus dem Leib und du kümmerst dich überhaupt nicht um mich! Das kannst du nicht mit mir machen! Ich will jetzt ins Casino. Und danach wolltest du mich zum Kosmetikstudio fahren! Und dann zum Essen einladen! Aber eins sag ich dir: Nicht mit dieser alten Karre! Was sollen die Leute denn von mir denken!«
Herr Krauthahn sah ein wenig unglücklich aus. Janine beugte sich zu mir rüber und flüsterte mir was ins Ohr: »Ich glaube, Peter braucht eine neue Freundin. Oder?«
Ich nickte. »Wenn die hierbleibt, gibt’s nur Probleme. Mach ruhig!«
Tommy hatte unser Tuscheln bemerkt, schmunzelte und nickte dann aufmunternd. Und dann opferte auch Janine ihre nächste Kugel und sprach: »Ich wünsche, dass Herr Krauthahn eine nette Freundin hat!«, sagte sie leise, aber eindringlich.
»Was hast du gesagt?«, fragte Frau Erdmann erstaunt.
»Sie hat gesagt, dass sie sich eine nette Freundin wünscht«, antwortete an ihrer Stelle unsere eben noch so giftige Barbie. »Aber die hast du doch schon«, fügte sie lächelnd hinzu und schaute Sanne an. »Ich glaube, dass die Kinder hier alle richtig in Ordnung sind. Bleiben Sie ruhig hier, Frau Erdmann. Ich werde den Kindern was zu trinken holen!«
»Drei Cola und ein Wasser«, murmelte Frau Erdmann.
Wir nickten und grinsten. Frau Erdmann war jetzt völlig verdattert. Wie gern hätte ich in diesem Moment Tommys Buch gehabt, um ihre Gedanken lesen zu können! Es würde sicher eine Weile dauern, bis Frau Erdmann diesem neuen Chef und der veränderten Freundin trauen würde! Der lammfromme Herr Krauthahn sah seine neue Freundin glücklich an. Ja, sie schien ihm zu gefallen!
Na, und uns gefiel die neue Ausgabe von Blondie natürlich auch viel besser. Aber wichtiger war, dass Schnösel nun ein anderer Mensch war und unseren Vater wieder einstellte.
Wir tranken unsere Getränke aus und knabberten auch einpaar Kekse, die man uns hingestellt hatte. Doch so langsam lief uns die Zeit davon. Und als wir uns dann verabschiedeten, konnten wir uns gar nicht mehr vorstellen, wie gemein Herr Krauthahn vorhin noch gewesen war.
Vor der Tür sahen wir das klapprige Opa-Auto auf dem Parkplatz stehen. Ganz unauffällig gingen wir daran vorbei und drehten uns nicht ein einziges Mal um. Ein etwas schlechtes Gewissen hatten wir ja doch. Aber wirklich nur ein ganz, ganz kleines.
JESSE
E s war knapp. Als wir nach Hause kamen, war es schon kurz nach halb fünf. Mein Vater war schon da und bastelte an einer Lampe im Wohnzimmer herum. Sicherheitshalber hatte er den Strom abgestellt. Blöd. So konnte ich noch nicht ins Internet, um nach der Mondphase zu suchen. Aber gut, das hatte ja auch noch Zeit. Erst mal warteten wir nun auf den Anruf von Herrn Krauthahn. In der Zwischenzeit holte ich eine riesige Schüssel für die Chips, vier Gläser und ausreichend Mineralwasser aus der Küche. Dummerweise klingelte genau in dem Moment das Telefon, als wir die Sachen in meinem Zimmer abstellen wollten, wo Sanne, Tommy und Janine saßen. Da mein Vater auf der Leiter stand, ging meine Mutter ans Telefon. Genau das hatten wir verhindern wollen!
»Ja bitte? Hier Seefeld.« Wir
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