Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
letzten Mal: Ich rufe sonst die Polizei!«
»Wollen Sie doch gar nicht«, sagte Tommy immer noch so ruhig wie vorher. »Dann käme vielleicht heraus, dass die Kündigung gar nicht rechtmäßig war und Herrn Seefeld eine große Abfindung zusteht, weil er schon so viele Jahre für die Firma gearbeitet hat.«
Jetzt war Tommy wohl zu weit gegangen. Herrn Krauthahns Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und wutentbrannt machte er einen Schritt auf Tommy zu.
»Du … ich schmeiß dich höchstpersönlich raus!«
Tommy wich zurück und sagte hastig zu Sanne: »Jetzt!«
Vorsichtshalber schirmten wir Sanne vor Herrn Krauthahn ab und meine Schwester zögerte keine Sekunde.
»Ich wünsche, dass der Porsche von Herrn Krauthahn eine alte Karre wird!«
Au Mann, jetzt wurde es aber höchste Zeit! Dieser blödeChef hatte Tommy schon am Arm gepackt, als von draußen ein deutlich vernehmbarer spitzer Schrei ertönte, der sich wie eine Sirene steigerte: »Peeeeter, Peeeeeeteeeer … «
Mit Peter war ohne Zweifel Krauthahn junior gemeint. Der ging zum Fenster und schaute raus. Da fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Tommy riss sich los und auch wir schauten durch die Schreibe. Selbst Frau Erdmann stellte sich hinter uns.
Draußen bot sich ein seltsames Bild. Ein uraltes jägergrünes Opa-Auto stand genau an der Stelle, wo eben noch das glänzende Cabrio geparkt hatte. So ein olles Ding hatte ich schon lange nicht mehr gesehen. Und ein Cabrio war das garantiert nicht. Die Beifahrertür war offen und Blondie stand neben dem Wagen. In der Hand hielt sie ihren roten Lippenstift, und eine breite rote Spur lief von ihrem Mund herunter. Sie musste sich beim Schminken ordentlich erschrocken haben! Da stand sie nun, gaffte auf das Auto und schrie dauernd: »Peeeter! Peeeter«.
Peter rührte sich nicht. Er sagte nur immer wieder denselben Satz: »Wo ist mein Auto? Wo ist mein Auto … ?«
Wir fingen an zu lachen. Wir lachten so doll, dass auch Frau Erdmann nicht anders konnte, als mitzulachen. Es hatte funktioniert! Und wie es funktioniert hatte!
Aber dann sahen wir Herrn Krauthahns Gesicht, und mir blieb das Lachen im Halse stecken. Wutentbrannt und mit aufeinander gepressten Lippen starrte er uns an.
»Wer ist noch mit euch hergekommen?«, fluchte er. »Werhat mein Auto gestohlen? Das werdet ihr büßen!« Und dann brüllte er wieder. »Ich werde dafür sorgen, dass ihr alle ins Gefängnis kommt!«
Tommys Buch glühte dunkelrot, und er wich zurück.
»Passt auf«, rief er. »Er will uns verprügeln! Sanne! Mach schnell! Wünsch einen lieben Chef!«
Mit knallrotem Gesicht hob Herr Krauthahn die Hand, um Tommy eine Ohrfeige zu verpassen, da sprach Sanne laut: »Ich wünsche, dass Herr Krauthahn ein lieber und guter Chef wird. Und dass es der Firma wieder gutgeht!«
Ich konnte nur hoffen, dass das nicht zu viel des Guten war. Aber dann …
Mitten in der Bewegung hielt Herr Krauthahn inne. Seine aufgebrachte Miene verwandelte sich in gutmütiges Erstaunen. Langsam ließ er die Hand sinken und blickte uns an, als hätte er uns noch nie zuvor gesehen.
Sanne streckte ihre verkrampften Finger und feiner weißer Staub rieselte aus ihrer Hand auf das Parkett. Jetzt hatte sie nur noch zwei Kugeln! Dann sagte sie etwas, das unsere Spannung endgültig löste.
»Herr Krauthahn, Sie sind jetzt lieb. Und das bleibt so. Basta!«
Der gute Mann stand da und lächelte. Ja, er lächelte! Von draußen hörte ich immer noch dieses penetrante »Peeter! Peeter!«. Aber das interessierte jetzt niemanden mehr. Frau Erdmann stand da und begriff das alles nicht.
»Natürlich bin ich lieb«, sagte ihr Chef und zuckte hilflosdie Schultern. »War ich doch immer. Frau Erdmann, warum haben die Kinder nichts zu trinken? Möchtet ihr Cola?«
Wir nickten begeistert und konnten es nicht glauben. Wir hatten es geschafft!
»Ich möchte lieber ein Wasser«, sagte Tommy. »Und … Herr Krauthahn … «
»Ja?«
»Denken Sie noch an Herrn Seefeld?«
Herr Krauthahn runzelte die Stirn. »Was ist mit ihm?«
»Sie haben ihn entlassen!«
»Ich soll Seefeld entlassen haben? Das kann nicht sein. Er war unser bester Mann. Frau Erdmann, das stimmt doch, oder?«
Frau Erdmann wand sich unbehaglich. Sie verstand die Welt nicht mehr und ich konnte es ihr nicht verdenken. Immer wieder wanderte ihr Blick nervös vom Fenster zu Herrn Krauthahn und zurück.
»Er war der Beste. Aber Sie haben ihn tatsächlich entlassen«, sagte sie unsicher.
»Dann stellen wir ihn
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