Das Buch der Gaben - Tommy Garcia ; Band 1
langsam entspannte. Ich hoffte, dass sie die Frau nicht zum Teufel wünschte! Wer weiß, was dann passieren würde!
Tommy kam jetzt richtig in Fahrt. Er grinste schelmisch und sprach weiter: »Sie fanden den alten Chef besser, stimmt’s? Und mehr Gehalt hat er Ihnen auch gezahlt! Sagen Sie uns doch einfach, was hier passiert ist, seit der junge Schnösel den Laden übernommen hat!«
Frau Erdmann konnte nur noch stottern.
»Da … das … das geht euch doch überhaupt nichts an! Und wie kannst du meinen Chef einfach Schnösel nennen? Das ist unverschämt!«
»Aber genau das haben Sie doch eben gedacht, habe ich nicht recht? Herr Seefeld hat durch Ihren Schnösel seine Arbeit verloren und findet jetzt so schnell keine neue mehr. Und Sie haben Angst, dass er Sie auch rauswirft, und sind deswegen so unfreundlich zu uns.«
Die Frau kriegte jetzt kein Wort mehr heraus und schaute nur hilflos von einem zum anderen. Ihre Lippen zitterten und ihre Gestalt sackte sichtlich in sich zusammen. Wir sahen, dass das Buch der Gaben in Tommys Hand jetzt dunkelrot glühte. Tommy war nun vollkommen auf die Gedanken der Frau Erdmann konzentriert. Doch dann kam alles anders. Sanne ging vor zum Empfangstresen und begann leise zu ihr zu sprechen.
»Mein Vater hat sich nicht getraut, jemandem davon zu erzählen. Wir dachten, er arbeitet immer noch hier. Aber ersitzt traurig in der Kneipe und trinkt Bier. Bitte, Frau Erdmann, können Sie nichts dafür tun, dass Herr Krauthahn ihn wieder einstellt?«
Ich konnte sehen, wie es hinter der Stirn der Sekretärin arbeitete. Ihr abweisendes Gesicht hatte sich gewandelt. Jetzt blickte sie eher nachdenklich und fast schon verständnisvoll. Sie schwieg eine Weile und schien über Sannes Worte nachzudenken. Ich schaute Tommy an, der machte eine abwartende Geste. Er wusste ja schließlich, was in Frau Erdmanns Kopf vorging. Dann fasste die Frau einen Entschluss, kam hinter ihrem Tresen hervor und zeigte auf die Sitzecke für Besucher.
»Kommt, setzt euch. Ich erzähl euch alles. Aber es wird euch wohl nicht weiterhelfen.«
Wir setzten uns in die bequemen Ledersessel. Tommy steckte das Buch der Gaben zurück in seinen Hosenbund, sofort erlosch das Glimmen. Durch das große Panoramafenster konnte ich auf das Werksgelände sehen. Gegenüber stand eine riesige Halle mit mehreren Rampen, an die die Lastwagen heranfahren und die Gewürze laden konnten. Sogar hier drin roch es exotisch.
Dann sprudelte es nur so aus Frau Erdmann heraus. Wir erfuhren, dass die Firma früher wirklich Krauthahn und Sohn hieß, dass der Senior in Rente gegangen war und dessen Sohn nun alleine die Firma leitete. Und der war wirklich ein stinkfauler Schnösel, wie Frau Erdmann immer wieder wütend betonte. Seit zwei Jahren führte der junge Kerl dieFirma nun schon, aber so richtig kümmerte er sich nicht um die Geschäfte. Alles was er im Kopf hatte, waren sein nagelneues Cabrio und seine blonde Angeber-Tussi, mit der er von einer Party zur nächsten fuhr. »Und weil er immer mehr Geld für seine Privatsachen braucht, gibt es immer weniger für die Mitarbeiter der Firma. Nun wisst ihr also, warum man euren Vater entlassen hat«, schloss die Sekretärin ihren Vortrag. »Der junge Herr Schnösel gibt alles nur für sich aus. Euer Vater ist nicht der Erste, der gehen musste. Dabei war er unser bester Verkaufsleiter. Nun ist er weg und seitdem geht es noch mehr bergab.«
Wir schwiegen alle betroffen und mussten das erst mal verarbeiten. Doch dann gab mir Tommy einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und freute sich. »Ich glaube, wir können Herrn Krauthahn-Schnösel ein wenig umstimmen, was meint ihr?«, sagte er.
Mann, na klar! Deswegen waren wir ja hier! Janine hielt Frau Erdmann ihre Faust mit den Wunschkugeln hin. Hoffentlich verrät sie sich jetzt nicht, dachte ich.
»Ja, dem werden wir’s zeigen!«, rief sie entschlossen.
Frau Erdmann schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Der hört auf niemanden. Und auf Kinder schon gar nicht. Ich glaube, ihr solltet euch nicht allzu viele Hoffnungen machen. Und leider hat auch sein Vater keinen Einfluss mehr auf ihn.«
Sie blickte zur Uhr hinüber, die über ihrem Schreibtisch an der Wand hing. »Ihr werdet euch noch eine Weile geduldenmüssen, denn bis drei Uhr sind es noch zwei Stunden. Er kommt immer nach seinem Mittagsschläfchen.«
»Keine Sorge«, sagte Tommy. »Wir warten.«
»Ach, wenn es doch schon drei wäre!«, seufzte Janine.
Fast im selben Augenblick hörte
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