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Das Buch der Gleichnisse

Das Buch der Gleichnisse

Titel: Das Buch der Gleichnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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war.
    Sie war ziemlich nettig und redete fein, also nicht Skelletmundart.
    Fein reden war die Bezeichnung für das Schwedische, also nicht den Dialekt. Sie hatte aus natürlichen Gründen fein geredet, weil sie sozusagen Ausländerin war, das heißt aus dem Süden: es klang weich und rund, und er hatte sie ein paarmal angesehen und sich gefragt. Nicht so viel. Aber bei manchen Frauen, hatte er zu sich selbst gesagt, gibt es etwas Ausstrahlendes , das man nicht beurteilen und an der Sprache festmachen kann, obwohl diese Frauen ganz offensichtlich ziemlich nettig sind. Einen Augenblick hatte er bei sich das Bild des Postfräuleins in Brattby eingeblendet, die vom Vännäsvägen 12, aber es war eine sehr kurze Einblendung, eher ein Erinnerungsbild. Denn als sie ihren Oberkörper aufgerichtet und er ihre eine Brust gesehen hatte , war es wie ein Weckstoß durch seinen ganzen Körper gegangen, und er hatte sich wie gelähmt gefühlt, aber doch in Wonne schwimmend , oder so.
    Es war nicht leicht mit den Worten.
    Dass er fast ohnmächtig geworden wäre beim Anblick der linken Brust, ließ ja alle Bezeichnungen unbeholfen erscheinen, also die, die aus den erlernten und normalen Sprachen, wie dem Biblischen oder dem fein Reden stammten, also nicht aus der Bauernsprache, dem Dialekt, auf den zu verzichten man in der Schule gezwungen wurde, außer in den Pausen, wenn niemand in der Nähe war; wenn diese sprachlichen Gebote verschwanden, kehrte man ja zum Dialekt zurück.
    Aber dies, dass sie sich aufrichtete! freimütig!
    Und es war außerdem ganz plötzlich gekommen, so dass die Schönheitsworte in seinem Kopf in gewisser Weise durch die Worte des Psalmisten in den Sprüchen geprägt wurden, oder war es das Hohelied, und ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
    Wonne also, hatte er gedacht.
    Da er ziemlich schüchtern war, hatte er zu diesem Zeitpunkt (er nimmt die Großkusine aus Istermyrliden aus, schon bekannt) erst einmal eine Frauenbrust angerührt, die von Gerd Fahlman aus Yttervik, die rechte. Diese Gerd Fahlman war da wie vom Blitz getroffen erstarrt, und er hatte sich gewundert. Genug jetzt davon.
    Was liest du!, hatte er gefragt, obwohl er es ja sah. Bernhard Nordh! Hatte sie ohne weiteres gesagt und ihn freimütig angesehen. Ich habe I Marsfjällets skugga gelesen, hatte er gesagt, das da nicht, und mit der rechten Hand auf das Buch gezeigt, und sie hatte da mit einer geschmeidig ungezwungenen Bewegung ihren BH umgehängt, ihn aber auf dem Rücken nicht zugehakt.
    Es war unglaublich, dass sie, die sicher fünfzig Jahre alt war, so runde und wohlgeformte Brüste hatte, auf jeden Fall soweit er es beurteilen konnte, und das auch nur verglichen mit denen von Gerd Fahlman aus Yttervik, deren rechte er jedoch nur von außen angefühlt hatte, also durch die Bluse. Hier war ja Nacktheit.
    Dann hatten sie eine Viertelstunde lang über Bernhard Nordh geredet.
    Sie war ziemlich ungezwungen und hatte eine Reihe kluge Dinge über Bernhard Nordh gesagt, und dann hatte er gefragt, was sie mache, also im Winter. Sie war da zunächst verstummt und hatte ein wenig gekichert und dann gesagt, sie arbeite als ärztliche Assistentin, also mehr als Ratgeberin, hatte sie erklärt; das heiße, sie berate Menschen, die Assistenz benötigten, aber sie habe auch eine Ausbildung als Wirtschaftsprüferin, ist das nicht ungewöhnlich!, hatte er gesagt. Aber sie hatte nicht näher darauf eingehen wollen, worum es sich handelte, sondern angefangen, ihm Fragen zu stellen. Wie groß bist du , hatte sie angefangen, und es erfahren, du siehst ziemlich durchtrainiert aus! Obwohl du einen ziemlich ranken Körperbau hast! Rank, hatte er wiederholt, na ja, ich weiß nicht, Aber gut trainiert bist du, das kann ich sehen, einen richtigen Sportlerkörper hast du, das kann ich sehen , und darauf wusste er nichts zu entgegnen.
    Er hatte sich, während sie sich über Bernhard Nordhs Bücher unterhielten, ganz ungeniert neben ihre Wolldecke gesetzt, aber nicht darauf. Sie hatte ihn aufgefordert, sich zu setzen. Das war der Moment gewesen, in dem sie kichernd nach seiner Länge und seinem Gewicht gefragt und gesagt hatte, er sei rank , aber dass er doch gut trainiert aussähe, und gefragt, wie alt er sei. Er hatte zugegeben, dass er fünfzehn war, und da hatte sie einen Augenblick geschwiegen und dann gesagt, sie selbst sei einundfünfzig.
    Und das war gleichsam ein weiteres Zeichen für ihre Freimütigkeit, und sie hatten unisono zu lachen angefangen.
    Wie heißt

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